Der Heizer by Franz Kafka


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Page 9

Karl hatte aber keine Gef�hle f�r jenes M�dchen. Im Gedr�nge einer immer
mehr zur�cktretenden Vergangenheit sa� sie in ihrer K�che neben dem
K�chenschrank, auf dessen Platte sie ihren Ellbogen st�tzte. Sie sah ihn
an, wenn er hin und wieder in die K�che kam, um ein Glas zum
Wassertrinken f�r seinen Vater zu holen oder einen Auftrag seiner
Mutter auszurichten. Manchmal schrieb sie in der vertrackten Stellung
seitlich vom K�chenschrank einen Brief und holte sich die Eingebungen
von Karls Gesicht. Manchmal hielt sie die Augen mit der Hand verdeckt,
dann drang keine Anrede zu ihr. Manchmal kniete sie in ihrem engen
Zimmerchen neben der K�che und betete zu einem h�lzernen Kreuz; Karl
beobachtete sie dann nur mit Scheu im Vor�bergehen durch die Spalte der
ein wenig ge�ffneten T�r. Manchmal jagte sie in der K�che herum und fuhr
wie eine Hexe lachend zur�ck, wenn Karl ihr in den Weg kam. Manchmal
schlo� sie die K�chent�re, wenn Karl eingetreten war und behielt die
Klinke solange in der Hand, bis er wegzugehn verlangte. Manchmal holte
sie Sachen, die er gar nicht haben wollte, und dr�ckte sie ihm
schweigend in die H�nde. Einmal aber sagte sie �Karl� und f�hrte ihn,
der noch �ber die unerwartete Ansprache staunte, unter Grimassen
seufzend in ihr Zimmerchen, das sie zusperrte. W�rgend umarmte sie
seinen Hals und w�hrend sie ihn bat, sie zu entkleiden, entkleidete sie
in Wirklichkeit ihn und legte ihn in ihr Bett, als wolle sie ihn von
jetzt niemandem mehr lassen und ihn streicheln und pflegen bis zum Ende
der Welt. �Karl, o du mein Karl!� rief sie, als s�he sie ihn und
best�tige sich seinen Besitz, w�hrend er nicht das Geringste sah und
sich unbehaglich in dem vielen warmen Bettzeug f�hlte, das sie eigens
f�r ihn aufgeh�uft zu haben schien. Dann legte sie sich auch zu ihm und
wollte irgendwelche Geheimnisse von ihm erfahren, aber er konnte ihr
keine sagen und sie �rgerte sich im Scherz oder Ernst, sch�ttelte ihn,
horchte sein Herz ab, bot ihre Brust zum gleichen Abhorchen hin, wozu
sie Karl aber nicht bringen konnte, dr�ckte ihren nackten Bauch an
seinen Leib, suchte mit der Hand, so widerlich, da� Karl Kopf und Hals
aus den Kissen heraus sch�ttelte, zwischen seinen Beinen, stie� dann den
Bauch einige Male gegen ihn, ihm war, als sei sie ein Teil seiner selbst
und vielleicht aus diesem Grunde hatte ihn eine entsetzliche
Hilfsbed�rftigkeit ergriffen. Weinend kam er endlich nach vielen
Wiedersehensw�nschen ihrerseits in sein Bett. Das war alles gewesen und
doch verstand es der Onkel, daraus eine gro�e Geschichte zu machen. Und
die K�chin hatte also auch an ihn gedacht und den Onkel von seiner
Ankunft verst�ndigt. Das war sch�n von ihr gehandelt und er w�rde es ihr
wohl noch einmal vergelten.

�Und jetzt,� rief der Senator, �will ich von dir offen h�ren, ob ich
dein Onkel bin oder nicht.�

�Du bist mein Onkel,� sagte Karl und k��te ihm die Hand und wurde daf�r
auf die Stirne gek��t. �Ich bin sehr froh, da� ich dich getroffen habe,
aber du irrst, wenn du glaubst, da� meine Eltern nur Schlechtes von dir
reden. Aber auch abgesehen davon, sind in deiner Rede einige Fehler
enthalten gewesen, das hei�t, ich meine, es hat sich in Wirklichkeit
nicht alles so zugetragen. Du kannst aber auch wirklich von hier aus die
Dinge nicht so gut beurteilen, und ich glaube au�erdem, da� es keinen
besonderen Schaden bringen wird, wenn die Herren in Einzelheiten einer
Sache, an der ihnen doch wirklich nicht viel liegen kann, ein wenig
unrichtig informiert worden sind.�

�Wohl gesprochen,� sagte der Senator, f�hrte Karl vor den sichtlich
teilnehmenden Kapit�n und fragte: �Habe ich nicht einen pr�chtigen
Neffen?�

�Ich bin gl�cklich,� sagte der Kapit�n mit einer Verbeugung, wie sie nur
milit�risch geschulte Leute zustandebringen, �Ihren Neffen, Herr
Senator, kennen gelernt zu haben. Es ist eine besondere Ehre f�r mein
Schiff, da� es den Ort eines solchen Zusammentreffens abgeben konnte.
Aber die Fahrt im Zwischendeck war wohl sehr arg, ja, wer kann denn
wissen, wer da mitgef�hrt wird. Nun, wir tun alles M�gliche, den Leuten
im Zwischendeck die Fahrt m�glichst zu erleichtern, viel mehr zum
Beispiel, als die amerikanischen Linien, aber eine solche Fahrt zu einem
Vergn�gen zu machen, ist uns allerdings noch immer nicht gelungen.�

�Es hat mir nicht geschadet,� sagte Karl.

�Es hat ihm nicht geschadet!� wiederholte laut lachend der Senator.

�Nur meinen Koffer f�rchte ich verloren zu --� und damit erinnerte er
sich an alles, was geschehen war und was noch zu tun �brigblieb, sah
sich um und erblickte alle Anwesenden stumm vor Achtung und Staunen auf
ihren fr�heren Pl�tzen, die Augen auf ihn gerichtet. Nur den
Hafenbeamten sah man, soweit ihre strengen, selbstzufriedenen Gesichter
einen Einblick gestatteten, das Bedauern an, zu so ungelegener Zeit
gekommen zu sein und die Taschenuhr, die sie jetzt vor sich liegen
hatten, war ihnen wahrscheinlich wichtiger, als alles, was im Zimmer
vorging und vielleicht noch geschehen konnte.

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Books | Photos | Paul Mutton | Wed 10th Sep 2025, 10:26