Der Heizer by Franz Kafka


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Page 8

�Ich habe allerdings einen Onkel Jakob in Amerika,� sagte Karl zum
Kapit�n gewendet, �aber wenn ich recht verstanden habe, ist Jakob blo�
der Zuname des Herrn Senators.�

�So ist es,� sagte der Kapit�n erwartungsvoll.

�Nun, mein Onkel Jakob, welcher der Bruder meiner Mutter ist, hei�t aber
mit dem Taufnamen Jakob, w�hrend sein Zuname nat�rlich gleich jenem
meiner Mutter lauten m��te, welche eine geborene Bendelmayer ist.�

�Meine Herren!� rief der Senator, der von seinem Erholungsposten beim
Fenster munter zur�ckkehrte, mit Bezug auf Karls Erkl�rung aus. Alle,
mit Ausnahme der Hafenbeamten, brachen in Lachen aus, manche wie in
R�hrung, manche undurchdringlich.

�So l�cherlich war das, was ich gesagt habe, doch keineswegs,� dachte
Karl.

�Meine Herren,� wiederholte der Senator, �Sie nehmen gegen meinen und
gegen Ihren Willen an einer kleinen Familienszene teil und ich kann
deshalb nicht umhin, Ihnen eine Erl�uterung zu geben, da, wie ich
glaube, nur der Herr Kapit�n� -- diese Erw�hnung hatte eine gegenseitige
Verbeugung zur Folge -- �vollst�ndig unterrichtet ist.�

�Jetzt mu� ich aber wirklich auf jedes Wort achtgeben,� sagte sich Karl
und freute sich, als er bei einem Seitw�rtsschauen bemerkte, da� in die
Figur des Heizers das Leben zur�ckzukehren begann.

�Ich lebe seit allen den langen Jahren meines amerikanischen
Aufenthaltes -- das Wort Aufenthalt pa�t hier allerdings schlecht f�r
den amerikanischen B�rger, der ich mit ganzer Seele bin -- seit allen den
langen Jahren lebe ich also von meinen europ�ischen Verwandten
vollst�ndig abgetrennt, aus Gr�nden, die erstens nicht hierher geh�ren,
und die zweitens zu erz�hlen, mich wirklich zu sehr hernehmen w�rde. Ich
f�rchte mich sogar vor dem Augenblick, wo ich vielleicht gezwungen sein
werde, sie meinem lieben Neffen zu erz�hlen, wobei sich leider ein
offenes Wort �ber seine Eltern und ihren Anhang nicht vermeiden lassen
wird.�

�Es ist mein Onkel, kein Zweifel,� sagte sich Karl und lauschte,
�wahrscheinlich hat er seinen Namen �ndern lassen.�

�Mein lieber Neffe ist nun von seinen Eltern -- sagen wir nur das Wort,
das die Sache auch wirklich bezeichnet -- einfach beiseitegeschafft
worden, wie man eine Katze vor die T�r wirft, wenn sie �rgert. Ich will
durchaus nicht besch�nigen, was mein Neffe gemacht hat, da� er so
gestraft wurde, aber sein Verschulden ist ein solches, da� sein
einfaches Nennen schon genug Entschuldigung enth�lt.�

�Das l��t sich h�ren,� dachte Karl, �aber ich will nicht, da� er es
allen erz�hlt. �brigens kann er es ja auch nicht wissen. Woher denn?�

�Er wurde n�mlich,� fuhr der Onkel fort und st�tzte sich mit kleinen
Neigungen auf das vor ihm eingestemmte Bambusst�ckchen, wodurch es ihm
tats�chlich gelang, der Sache die unn�tige Feierlichkeit zu nehmen, die
sie sonst unbedingt gehabt h�tte, �er wurde n�mlich von einem
Dienstm�dchen, Johanna Brummer, einer etwa 35j�hrigen Person, verf�hrt.
Ich will mit dem Worte �verf�hrt� meinen Neffen durchaus nicht kr�nken,
aber es ist doch schwer, ein anderes, gleich passendes Wort zu finden.�

Karl, der schon ziemlich nahe zum Onkel getreten war, drehte sich hier
um, um den Eindruck der Erz�hlung von den Gesichtern der Anwesenden
abzulesen. Keiner lachte, alle h�rten geduldig und ernsthaft zu.
Schlie�lich lacht man auch nicht �ber den Neffen eines Senators bei der
ersten Gelegenheit, die sich darbietet. Eher h�tte man schon sagen
k�nnen, da� der Heizer, wenn auch nur ganz wenig, Karl anl�chelte, was
aber erstens als neues Lebenszeichen erfreulich und zweitens
entschuldbar war, da ja Karl in der Kabine aus dieser Sache, die jetzt
so publik wurde, ein besonderes Geheimnis hatte machen wollen.

�Nun hat diese Brummer,� setzte der Onkel fort, �von meinem Neffen ein
Kind bekommen, einen gesunden Jungen, welcher in der Taufe den Namen
Jakob erhielt, zweifellos in Gedanken an meine Wenigkeit, welche, selbst
in den sicher nur ganz nebens�chlichen Erw�hnungen meines Neffen, auf
das M�dchen einen gro�en Eindruck gemacht haben mu�. Gl�cklicherweise,
sage ich. Denn da die Eltern zur Vermeidung der Alimentenzahlung oder
sonstigen bis an sie selbst heranreichenden Skandales -- ich kenne, wie
ich betonen mu�, weder die dortigen Gesetze noch die sonstigen
Verh�ltnisse der Eltern -- da sie also zur Vermeidung der
Alimentenzahlung und des Skandales ihren Sohn, meinen lieben Neffen,
nach Amerika haben transportieren lassen, mit unverantwortlich
ungen�gender Ausr�stung, wie man sieht, so w�re der Junge, ohne die
gerade noch in Amerika lebendigen Zeichen und Wunder, auf sich allein
angewiesen, wohl schon gleich in einem G��chen im Hafen von New York
verkommen, wenn nicht jenes Dienstm�dchen in einem an mich gerichteten
Brief, der nach langen Irrfahrten vorgestern in meinen Besitz kam, mir
die ganze Geschichte samt Personenbeschreibung meines Neffen und
vern�nftigerweise auch Namensnennung des Schiffes mitgeteilt h�tte. Wenn
ich es darauf angelegt h�tte, Sie, meine Herren, zu unterhalten, k�nnte
ich wohl einige Stellen jenes Briefes� -- er zog zwei riesige,
engbeschriebene Briefbogen aus der Tasche und schwenkte sie -- �hier
vorlesen. Er w�rde sicher Wirkung machen, da er mit einer etwas
einfachen, wenn auch immer gutgemeinten Schlauheit und mit viel Liebe zu
dem Vater des Kindes geschrieben ist. Aber ich will weder Sie mehr
unterhalten, als es zur Aufkl�rung n�tig ist, noch vielleicht gar zum
Empfang m�glicherweise noch bestehende Gef�hle meines Neffen verletzen,
der den Brief, wenn er mag, in der Stille seines ihn schon erwartenden
Zimmers zur Belehrung lesen kann.�

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Books | Photos | Paul Mutton | Wed 10th Sep 2025, 7:25