Beiträge zur Entdeckung und Erforschung Africa's. by Gerhard Rohlfs


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Page 8

Th�ren, Fenster und Nischen zeigen alle jenen bekannten Hufeisenbogen,
den die Araber erfunden haben sollen. Sehr oft sind die Bogen selbst auf
die phantastischste Art wieder ausgew�lbt und ausgezackt, so da� in
einer Bogenh�lfte manchmal bis zehn kleinere Bogen vorkommen. Auch die
Aufstellung von zwei, drei und vier S�ulen, dicht bei einander, findet
man heute in Marokko noch in Anwendung. Als ich einen l�ngeren
Aufenthalt in Uesan beim Hadj Abd-es-Salam, dem Gro�scherif, hatte,
zeigte ich ihm eines Tages eine Abbildung des L�wenhofes der Alhambra
aus Sedillot's Historie des Arabes. Hadj Abd-es-Salam annectirte das
Buch der Abbildungen wegen (und es ist heute noch in seinem Besitze) und
verreiste dann auf l�ngere Zeit. Als ich zur�ckkam, hatte er allerdings
nicht einen L�wenhof, aber in seinem Garten eine reizende Veranda
errichten lassen: ein l�ngliches Viereck mit nach vorn ge�ffneter Seite.
Die "kannelirten Bogen" wurden von Doppels�ulen getragen, der Fu�boden
war aus buntem "Sl�dj" zusammengesetzt zu einem allerliebsten Muster,
und der Plafond von Holz schillerte von blauen und goldenen Feldern.

Die Pal�ste des Sultans, der Gro�en und Reichen haben ganz �hnliche
Anordnung, nur da� ihre Wohnungen statt eines Hofes oft drei, vier oder
mehrere H�fe haben und alle R�umlichkeiten bedeutend gr��er sind.

Was die Moscheen anbetrifft, so finden sich im ganzen westlichen Afrika
(nicht blos in Marokko, welches als eigentliches Westland bei den
Marokkanern den Namen "Rharb-djoani" hat) gar keine, die irgendwie
christliche Reminiscenzen aufkommen lie�en. Denn die in Algier
befindliche Moschee, die sp�ter als christliche Kathedrale eingerichtet
wurde, und welche vom letzten Dei kurz vor der Eroberung Algeriens
erbaut worden war, zeigt in ihrer ganzen Anlage allerdings den Styl
einer christlichen Kirche, ist aber auch von christlichen Sclaven und
Renegaten erbaut worden. Fast durchweg zeigen die marokkonischen
Moscheen, sowie die der �brigen Berberstaaten einen gro�en Hof, der
manchmal von einer S�ulenhalle umgeben ist. Nach Osten zu vermehren sich
die S�ulenhallen zu verschiedenen Schiffen. So zeigt die Karuin in Fes
so viele S�ulen, da� die ganze Moschee 360 haben soll. Die S�ulen
selbst, die auf einer einfachen Basis ruhen, sind ohne Schmuck, und auch
das Capital zeigt gro�e Einfachheit. Die hufeisenf�rmigen Bogen gehen
von S�ule zu S�ule, so da�, wo mehrere Schiffe sind, immer vier Bogen an
einer S�ule entspringen. Fast in allen Moscheen kann man, wie �berall
bei arabischen Bauten, die gr��ten Unregelm��igkeiten beobachten, und
die Abwesenheit von Harmonie und Verh�ltnis tritt �berall zu Tage. Es
ist als ob z.B. die H�he der S�ulen eine �beraus gleiche sein m��te, so
da� man die S�ulen f�r eine Veranda von zwanzig Fu� Breite eben so hoch
macht wie die, welche das Dach einer Moschee st�tzen, welche vielleicht
einen Fl�chenraum von zweihundert Fu� Geviert hat.

Die W�nde in den Moscheen, welche letztere im Rharb "Djemma" genannt
werden, sind von au�en in der Regel ohne Schmuck, einf�rmig und
fensterlos wie die �brigen Bauten. Im Innern ist dieselbe Anordnung zu
bemerken wie in den Wohnungen. Die Gebetsnische, "Kybla" genannt, wird
auch heute oft noch durch ein pr�chtiges Stalactit-Gew�lbe �berdeckt;
auch diese Kunst hat sich in Marokko erhalten. Diese Stalactit-Gew�lbe,
wie man sie genannt hat, sind inde� weiter nichts wie einfache
Ausw�lbungen; der Stalactitenschmuck ist von Gyps. In der eigentlichen
Sculptur haben die Araber �berhaupt nie etwas geleistet, da ihnen Bilder
aus Stein zu mei�eln verboten ist. Ihre ganze Kunstfertigkeit beschr�nkt
sich daher auf Stuccoarbeit, und hier lie�en sie ihren mathematischen
Formen die Z�gel schie�en. So findet man denn in Gyps gearbeitet die
wunderbarste Art sich kreuzender Linien.

Wenn der Reisende im Hofe der gro�en Djemma el Karuin zwei prachtvolle
Marmorfontainen bewundert und dann vielleicht sich selber sagen m�chte,
hier haben doch die Araber in Steinarbeit etwas geleistet; so wird seine
Meinung von den Eingeborenen in Fes selbst gleich corrigirt werden:
"Diese Fontainen sind von 'Oeludj', d.h. christlichen Sclaven,
gearbeitet."

Der "Mimber" oder die Treppe, welche in keiner Moschee fehlt, von der
das "Kotba", d.h. das Freitagsgebet, gelesen wird, ist fast immer aus
Holz. Hier bemerken wir ebendasselbe, was wir schon bei den
Mauerarbeiten zu beobachten Gelegenheit hatten. Ebenso wenig, wie die
Araber gelernt haben, aus Stein heraus zu arbeiten, ebenso wenig treffen
wir bei ihnen jene kunstvollen Holzschnitzereien, welche _K�rper_ haben.
Die Gebetstreppen sind daher, was die Form anbetrifft, alle roh und
primitiv; aber manchmal ist die Oberfl�che des Holzes ausgravirt, und
wir finden dann dieselben oder �hnliche Linienbilder, welche, wenn sie
mit _krummen_ Linien Bezeichnet sind, "Arabesken" genannt werden, wie
wir dieselben an den W�nden der Mauern in Stucco kennen gelernt haben.

Man kann also keineswegs sagen, da� die Araber Afrika's zur�ckgegangen
sind. Aber so wie man in Sevilla und Granada zur Zeit der Almoraviden
und Almohaden, zur Zeit der gr��ten Glanzperiode der sogenannten
"maurischen Architektur", baute, so baut man noch heute. Man hat
keineswegs verlernt, _ebenso_ zu bauen, aber _Fortschritt_ in der
Architektur ist nirgends zu finden. Man versteht es vollkommen, jene
ogivischen Bogen, jene Porzellanmosaiken, jene Stickereien auf Gyps und
Holz darzustellen, wie zur Zeit der "Abd-er-Rhaman"; wenn man aber
Stillstand in Kunst und Wissenschaft als _R�ckschritt_ bezeichnen kann,
dann haben die Araber entschieden R�ckschritte gemacht. So haben sie
denn auch keineswegs gelernt, ihren Bauten irgendwie Solidit�t zu geben.
Was _heute_ gebaut ist, verf�llt _morgen_. W�ren die Alhambra und die
Giralda nicht in Spanien, w�ren sie der Sorglosigkeit einer
mohammedanischen Zeit ausgesetzt, was w�rde von diesen Monumenten
arabischer Architektur heute noch erhalten sein? Und wie lange stehen
diese Bauten? Wie lange stehen sie im Verh�ltni� zu den Bau�berresten,
die uns Aegypten, Griechenland und Rom �berlassen haben, und die,
trotzdem Jahrtausende verstrichen und Zeit und Menschen das Ihrige
thaten, Alles zu vernichten, manchmal in ihren _einzelnen_ Theilen sich
so erhalten haben, als ob sie von gestern w�ren.

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Books | Photos | Paul Mutton | Fri 18th Apr 2025, 17:56