Beiträge zur Entdeckung und Erforschung Africa's. by Gerhard Rohlfs


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Page 79

Es wird Abend und der Br�utigam wird nach seinem Zelte zur�ckgef�hrt.
Nun beginnen allgemeine Schmausereien; aber die Frauen, immer in ihrer
Mitte noch die Braut Aischa behaltend, setzen den Kampf gegen die
Kuskussusch�sseln allein fort, frischen Muth dazu dann und wann durch
eine Tasse stark mit M�nze aromatisirten Thee's schl�rfend. Die meisten
M�nner und J�nglinge essen im Freien, denn die Zelte bieten weder Raum
noch Helligkeit, nur der Br�utigam bleibt allein. Es scheint sich ein
wahrer Wettstreit unter den G�sten im Essen zu entwickeln; aber wenn man
wei�, wie ausnahmsweise und selten in Marokko den Leuten die Gelegenheit
geboten wird, Fleisch zu essen, so kann man sich vorstellen, wie es dann
bei einem Mahle hergeht, wo Fleisch in H�lle und F�lle vorhanden ist und
man seine H�flichkeit und Freude am besten dadurch kund zu geben meint,
wenn man so viel i�t, als man �berhaupt nur essen kann.

Die Dunkelheit ist nun v�llig hereingebrochen. Da sieht man pl�tzlich
aus dem Zelte der Frauen einen Zug herauskommen, voran die Braut, sie
allein verschleiert; ihr zur Seite gehen andere junge M�dchen, in der
einen Hand eine Papierlaterne tragend, in der anderen ein mit
Rosenwasser geschw�ngertes Tuch, womit sie der Braut wohlriechende Luft
zuwehen; andere Frauen, und zwar zun�chst die Schwiegermutter Lella
Mariam, folgen, alle haben Laternen. Sie gehen auf das Zelt Omars zu,
der fortw�hrend allein geblieben war, und da von der anderen Seite auch
die M�nner herbeigekommen waren, so ruft Abu Thaleb: "Omar ben Abu
Ssalam, bist Du im Zelte, so erscheine und bezeuge im Namen des einigen
Gottes, da� Du meine Tochter Aischa als Deine Frau aufnehmen und
ern�hren willst." Omar erschien und bezeugte es im Namen Gottes. Sodann
ruft sein Vater: "Ich bezeuge im Namen des H�chsten, da� ich an Abu
Thaleb 200 Duro gezahlt habe; hast Du sie bekommen, o Freund?"--"Mit
H�lfe Gottes habe ich das Geld empfangen und la� Deinen Sohn morgen
zeugen, ob die Morgengabe Aischa's richtig ist."--Darauf wurde das F�tah
gebetet und die Mutter Omars, die Braut ihm zuschiebend, schlug das Zelt
�ber Beide herab, und Omar und Aischa lagen einander in den Armen.

Drau�en wurden aber die Schwelgereien im Essen fortgesetzt. Kaid Abu
Ssalam hatte S�nger und Lautenspieler kommen lassen, T�nzerinnen hatten
sich eingestellt, kurz, es fehlte nichts einer, einem so reichen und
m�chtigen Kaid w�rdigen Hochzeitsfeier. Aber st�rmischer Jubel brach
los, als einige Zeit nachher Lella Mariam, die Mutter Omar's, die vor
dem Zelte Platz genommen hatte, aufstand und ein Hemd, das der gewesenen
Braut Aischa, durch die Luft schwenkte. Das Hemd enthielt Blutstropfen,
Omar konnte also den sichtbaren Beweis der Jungfr�ulichkeit seiner Braut
liefern und dieser mu�te Allen, die an der Hochzeitsfeier Theil nahmen,
gezeigt werden. Kann dieser nicht beigebracht werden, so ist �berhaupt
die Heirath, _wenn der Gatte will_, als nicht geschehen zu betrachten.

Drei Tage dauerten diese Schmausereien, w�hrend welcher Zeit aber das
junge Paar meistens allein blieb, um ganz das Gl�ck der ersten Liebe zu
genie�en; vielleicht h�tte auch Kaid Abu Ssalam die Festlichkeit noch
l�nger ausgedehnt, da bei sehr reichen Familien acht Tage lang festirt
wird, wenn nicht ein Ereigni� eingetreten w�re, das den Lustbarkeiten
ein j�hes Ende setzte.

Wohl durch zu viele Arbeit, die der alte Omar, Vater Abu Thalebs, seinem
Magen aufgeb�rdet hatte, vielleicht auch durch Ueberma� des sonst
ungewohnten Fleischgenusses, erkrankte er und schon nach einigen Stunden
hatte er aufgeh�rt zu leben.

Sobald man den Tod des alten Omar als sicher constatirt hatte, wurden
alle alten Weiber vor sein Zelt beordert, um das Klagen und Weinen zu
besorgen, w�hrend die M�nner den noch warmen Leichnam wuschen,
r�ucherten und in ein neues St�ck Kattun einwickelten. Dies dauerte
einige Stunden, sodann wurde eine Tragbahre geholt und der Verstorbene
hinaufgelegt, denn bei den Zeltbewohnern herrscht die Sitte, den Todten
in einen Sarg oder eine Truhe zu legen, nicht. Vier M�nner bem�chtigten
sich der Bahre und sodann ging es fort in so schnellem Schritte, als
man, ohne zu laufen, nur gehen konnte. Best�ndig wurde nach einf�rmiger
Melodie gesungen: =Lah illaha Il Allaha=, und wenn dies etwa
hundert Mal wiederholt worden war, bildete der Satz: =Mohammed ressul
ul Lah= den Schlu�, um aber gleich wieder von vorn anzufangen. Alle
zwanzig Schritte l�sten sich die Leute im Tragen ab, damit Jeder der
Ehre, den Todten zur letzten St�tte zu tragen, theilhaftig werden k�nne.
Nach dem Gottesacker der Beni-Amer, der ziemlich entfernt vom Duar
gelegen war, waren aber schon vorher einige Leute geschickt worden, um
die Gruft zu bereiten, und als der Trauerzug ankam, war Alles in
Ordnung.

Ein letztes F�tah wurde gebetet und die Sure: "Sag', Gott ist der
Einzige und Ewige. Gott zeugt nicht und ist nicht gezeugt und kein
Gesch�pf gleicht ihm," wurde von allen Anwesenden gelesen[80] und darauf
unter dem Ausrufe: "=Bism Allah=!" (im Namen Gottes) der Leichnam
in die Gruft gelegt. Ein Jeder der Anwesenden warf eine Hand voll Sand
auf den K�rper und hierauf wurde durch Hacken die Grube schnell mit Erde
gef�llt. Damit nicht etwa Hy�nen das Grab er�ffnen k�nnten, wurden
sodann zum Schlusse schwere Steine �ber das Ganze gelegt. Zur�ck wurde
der Weg eben so rasch und ebenfalls unter dem Gesange: "=Lah illaha Il
Allaha=" gemacht. Acht Tage lang mu�ten au�erdem Trauerweiber, die
zum Theil bezahlt waren, klagen und weinen, die M�nner aber gingen ihren
gew�hnlichen Besch�ftigungen nach, pflegten sich aber auch Abends beim
Trauerzelte einzufinden, weniger um der Vorz�ge und Tugenden zu
gedenken, die der verstorbene Omar ben Edris gehabt haben sollte, als um
an der Mahlzeit Theil zu nehmen, die sein Sohn w�hrend der achtt�gigen
Klagezeit allen Mittrauernden spenden mu�te. Die Trauer durch besondere
Kleider, z.B. schwarze Gew�nder, auszudr�cken, ist aber bei den
Zeltbewohnern so wenig Sitte, wie bei den mohammedanischen St�dtern.

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Books | Photos | Paul Mutton | Fri 26th Dec 2025, 15:02