Beiträge zur Entdeckung und Erforschung Africa's. by Gerhard Rohlfs


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Page 77

Omar war dann mehrere Male in Begleitung seines Vaters gewesen und seit
vier Jahren war ihm die wunderbare Sch�nheit Aischa's aufgefallen;
Aischa selbst mochte, als er sie zum ersten Male sah, 10 Jahre alt sein,
jetzt hatte sie 14. Kein M�dchen hatte seiner Meinung nach so feurige
Gazellenaugen, keine hatte einen kleineren Granatmund und l�ngeres
schwarzes Haar, keine hatte so volle Formen und kleinere H�nde und F��e.

In seinen Augen verstand kein anderes M�dchen so gut die Ziegen zu
melken wie Aischa, oder mit gleich lieblicher Anmuth einen Teller Brod
anzubieten oder eine Schale mit Milch zu credenzen. Aber was war Alles
dies gegen den Zauber ihrer Stimme? Zwar hatte Omar selbst nur einmal
mit ihr gesprochen, als er erm�det das Zelt ihres Vaters erreichte und
um einen Trunk Wasser bat. Da scho� Aischa wie ein Reh davon, und aus
dem Schlauche eine Tasse f�llend, �berreichte sie dieselbe mit den
Worten: "=Bism Allah=!" (im Namen Gottes). Das war Alles, was
Aischa direct zu ihm gesprochen hatte. Aber von dem Augenblicke sagte
Omar zu sich: "Du kannst nur Aischa zum Weibe nehmen und keine andere."
Er glaubte nun auch zu wissen, da� Aischa gern seine Frau werden w�rde,
er schien bei ihr eine gewisse Sympathie f�r sich bemerkt zu haben, und
ohne da� man mit Worten seine Gedanken auszutauschen braucht, merken
die jungen Leute in Marokko ebenso leicht wie bei uns, was Liebe ist.

Omar war im Fr�hling, nur von Gef�hrten und Sclaven begleitet, von Fes
zur�ckgekommen, er hatte wieder bei Abu Thaleb die Nacht zugebracht, er
hatte die gro�en Augen Aischa's wiedergesehen, er hatte sie plaudern
h�ren mit ihren Gespielinnen und von dem Augenblicke war sein Entschlu�
gefa�t. Als er am anderen Abend den eignen elterlichen Duar erreichte,
rief er seine Mutter bei Seite; er gestand ihr seine Liebe zu Aischa und
bat sie, mit dem Vater deshalb zu sprechen.

Obschon seine Mutter, Lella Mariam, eigentlich ein anderes junges
M�dchen f�r ihren Sohn im Auge hatte, er sollte eine weitl�ufige
Verwandte, die ebenfalls Scherifa (aus dem Stamme des Propheten) war,
heirathen, so lag ihr das Gl�ck ihres einzigen Sohnes doch viel zu sehr
am Herzen, als da� sie h�tte Schwierigkeiten erheben wollen. Zudem wu�te
sie wohl, da�, obwohl sie gro�en Einflu� auf ihren Mann hatte, die
Entscheidung einer so wichtigen Angelegenheit von ihm abhing. Sie
beeilte sich daher, ihrem Manne Mittheilung davon zu machen, und
wunderte sich, da� derselbe ihres Sohnes Liebe ziemlich gleichg�ltig,
fast kalt aufnahm.

Kaid Abu Ssalam war ein praktischer Mann, auch er hatte l�ngst eine
Schwiegertochter im Auge; das war aber keineswegs Aischa, die Tochter
seines armen Freundes, sondern Sasia, die Tochter eines reichen Kaids
der Uled Sidi Schich, deren Zelte in der N�he von Udjda standen. Seit
Jahren hatten die V�ter dieses Project gen�hrt. Die Uled Sidi Schich
waren ebenfalls aus der Provinz Tlemsen vertrieben, aber sie waren nur
�ber die Grenze gegangen. Safia mu�te um diese Zeit etwa 13 Jahre alt
sein und noch vor Kurzem hatte ihr Vater an Abu Ssalam geschrieben, nach
Udjda zu kommen und seinen Sohn mitzubringen und dieser hatte es
versprochen.--Jetzt sollte aus dieser Heirath, die Abu Ssalam fast schon
als abgemacht fand, nichts werden, er sollte sein Wort brechen.--Aber
Omar, der einzige Sohn, kam selbst, er beschwor den Vater, ihm Aischa zu
verschaffen, er w�rde sterben, wenn Aischa nicht sein Weib w�rde, und
dann flehte die Mutter, Lella Mariam, zu Gunsten des Sohnes; wie konnte
da der Vater, der Gatte widerstehen?

Vor allen Dingen schickte er daher Leute ab an den Kaid der Uled Sidi
Schichs, um ihm anzuzeigen, er k�nne und wolle sein Versprechen nicht
halten, sein Sohn Omar habe sich eine andere Frau genommen. Sodann ging
man gleich an die Brautwerbung, um jetzt die Hochzeit so rasch wie
m�glich zum Abschlu� zu bringen.

Unter dem Vorwande, nach Fes reisen zu wollen, brach Abu Ssalam, von
seiner Frau Mariam begleitet, auf und erreichte Nachmittags den Duar der
Uled Hassen, um bei seinem Freunde Abu Thaleb abzusteigen. Die
Begleitung der Lella Mariam erregte nat�rlich das gr��te Aufsehen und im
ganzen Zeltdorfe fl�sterten die Frauen und jungen M�dchen �ber dieses
Ereigni� und prophezeiheten eine baldige Hochzeit. Abu Thaleb, der, wie
schon gesagt, nicht beg�tert war, besa� nur ein Zelt, aber durch eine
Scheidewand von wollenen Stoffen war eine Abtheilung f�r seine Frau
hergestellt und in diese begab sich sogleich Lella Mariam zur Mutter
Aischa's.

Sie fing damit an, von gleichg�ltigen Sachen zu sprechen und kam dann
allm�lig auf die Vorz�ge ihres Sohnes; sie pries dessen Kraft und
Sch�nheit, sie deutete an, da� er dereinst Kaid seiner St�mme werden
w�rde, sie betonte, da� er von v�terlicher Seite das Blut des Chalifen
Omar, von m�tterlicher das des Propheten habe und meinte schlie�lich,
da� jedes M�dchen gl�cklich sein m�sse, das er sich als Frau auserw�hlen
w�rde. Sodann f�gte sie noch hinzu, da� Aischa ein h�bsches und
tugendhaftes M�dchen sei, die wohl f�r Omar passen m�chte. Aischa, wohl
ahnend was kommen w�rde, war gleich im Anfange dem Zelte entschl�pft und
hatte sich drau�en etwas zu thun gemacht. Die Mutter Aischa's hingegen
hatte nicht genug Lob f�r ihre Tochter, keine sei so schlau wie sie,
keine verstehe so dauerhafte Haiks (Umschlaget�cher) zu weben wie sie,
keine verstehe die K�gelchen zum Kuskussu so fein zu reiben wie sie und
ihre Keuschheit und Sittsamkeit sei �ber alles Lob erhaben; aber
schlie�lich meinte auch sie, da� Aischa wohl f�r Omar passen w�rde.

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Books | Photos | Paul Mutton | Fri 26th Dec 2025, 10:26