Beiträge zur Entdeckung und Erforschung Africa's. by Gerhard Rohlfs


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Page 76

Die acht Knaben wurden vor das Djemmazelt[74] in einer Reihe
aufgestellt, und nachdem vom Fakih Sidi Mussa ein langes Gebet war
gesprochen worden, ging er auf Omar zu, der von seinem Vater gehalten
und ermahnt wurde, standhaft zu sein, ergriff sodann das Pr�putium und
trennte es mit einem raschen Schnitte von der �brigen Haut; das noch
�brig gebliebene Frenulum wurde mit einem zweiten Schnitte getrennt und
sodann kam ein anderer Thaleb und streuete pulverisirten Sch�b (Alaun)
auf die blutenden R�nder. Standhaft hatte der Knabe Omar ausgehalten,
seine Z�hne zusammenbei�end murmelte er fortw�hrend: "Gott ist der
gr��te, es giebt nur einen Gott." Sein Vater trug ihn, Omar war fast
ohnm�chtig geworden, nun gleich ins v�terliche Haus zur�ck, w�hrend ein
Sclave ein ganz neues Hemd und eine neue wei�wollene Djilaba[75] vor ihm
hertrug, Festgeschenke seines Vaters, welche aber erst angelegt werden
durften, wenn der Kranke vollkommen genesen war. Die Beschneidung der
�brigen Knaben erfolgte auf dieselbe Weise, nur da� einige von ihnen ein
entsetzliches Geschrei ausstie�en, und merkw�rdiger Weise war einer
unter ihnen ohne Pr�putium, oder doch nur mit einer Andeutung davon.
Nat�rlich wurde er gleich f�r heilig erkl�rt, denn wie selten trifft es
sich, da� ein Mensch beschnitten zur Welt kommt. Die Geschichte (d.h.
nach der Auffassung der Marokkaner) nennt nur Mulei Edris, Sidna
Mohammed, Sidna Brahim, Sidna Daud und Sidna Mussa als von Gott
beschnittene Leute, d.h. ohne Pr�putium zur Welt gekommen. Der so
ausgezeichnete Knabe, Namens Hamd-Allahi, hat denn auch sp�ter eine
wichtige Rolle gespielt; er war von Gott beschnitten, er war ein
Heiliger vor Gott und wer wei�, ob er nicht einst berufen ist, alle
Menschen zum Islam zur�ckzuf�hren, damit alle Menschen des Paradieses
teilhaftig werden, das Gott ihnen durch seinen Liebling Mohammed
verhei�en hat.

Aber wie segensreich sollte �berhaupt diese Beschneidung f�r die acht
Knaben werden, wie �berhaupt f�r den ganzen Stamm der Beni-Amer! Die
Beschneidung n�mlich war vollzogen worden mit einem Mus min Hedjr[76]
(Steinmesser). Seit undenklichen Zeiten vererbte sich ein Steinmesser
vom Vater auf den Sohn in diesem Stamme der Beni-Amer, und einer
schriftlichen Tradition zu Folge soll die Beschneiduug Sidni Omar's, des
Stammvaters der Beni-Amer und zweiten Chalifen, mit diesem selben Messer
vorgenommen worden sein. Wie ein Heiligthum wurde dasselbe in der
Familie bewahrt, und selbst als es bei der Eroberung der Provinz Tlemsen
durch die Ungl�ubigen, bei der Pl�nderung des Duars durch die
Christenhunde, verloren gegangen war, kam es durch ein Wunder wieder in
den Besitz des Kaids Abu Ssalam. Der Chalif Sidni Omar hatte es ihm
selbst eines Nachts zur�ckgebracht, er fand es unter seinem Kopfkissen.
Alle umliegenden St�mme beneideten die Beni-Amer um einen so k�stlichen
Schatz. Die meisten Marokkaner lassen sich mit gew�hnlichen Rasirmessern
beschneiden, d.h. diese haben den Namen Rasirmesser, sind aber weiter
nichts, als die elendesten Klingen dieser Art.

Omar verbrachte nun die n�chsten Jahre damit, den Koran zu lernen, d.h.
schriftlich und auswendig; denn heute gilt es in Marokko f�r einen Mann,
der einst Kaid seines Stammes sein will, f�r unerl��lich, _selbst_ lesen
und schreiben zu k�nnen. Nicht, als ob er jemals diese Wissenschaften
praktisch verwerthen w�rde, aber es geh�rt zum guten Ton, und wie auch
in Marokko in dieser Beziehung die Mode anf�ngt, unerbittlich zu sein,
so mu�te sich Omar den langweiligen Unterrichtsstunden im Koranlesen und
Buchstabenmalen unterwerfen. Sein Vater war gl�cklicher gewesen; zu
seiner Zeit erheischte man noch nicht von den jungen Leuten, Lesen und
Schreiben zu lernen. Omar machte dann in Gemeinsamkeit mit seinem Vater
mehrere Reisen in Marokko, denn Kaid Abu Ssalam hatte den Entschlu�
gefa�t, die Pilgerfahrt nach Mekka erst dann zu machen, wenn sein Sohn
eine Frau habe: dann solle die ganze Familie das Haus Gottes besuchen.
Aber er lernte doch Fes kennen, er sah in Mikenes den Sultan, er
unternahm eine Siara (Pilgerreise) nach der heiligen Stadt Uesan, er kam
nach Tanger, um dort die Feuerschiffe der ungl�ubigen Hunde zu
bewundern, und hatte das achtzehnte Jahr erreicht, um daran denken zu
k�nnen, eine Frau zu nehmen.

Bei den freien Zeltbewohnern Marokko's ist es keineswegs Sitte, da� die
Frauen sich verschleiern, wie in den St�dten; J�nglinge und Jungfrauen
haben daher auch Gelegenheit, sich zu sehen, kennen zu lernen und zu
lieben. Auf dem Lande werden daher auch h�ufig genug Heirathen aus
wahrer Neigung geschlossen. Omar hatte seit l�ngerer Zeit Gelegenheit
gehabt, die Reize und Vorz�ge eines jungen M�dchens kennen zu lernen,
welches nur einige Stunden von seinem Duar entfernt lebte. Es war das
Aischa bent Abu Thaleb vom Stamme der Uled Hassan. Die beiden V�ter
waren seit Langem durch Freundschaft verbunden; der Duar der Uled Hassan
lag auf dem Wege vom Ssebu nach Fes. Wenn nun Abu Ssalam nach der
Hauptstadt reiste, was h�ufig genug vorkam, so n�chtigte er nicht im
allgemeinen Dar diaf (Fremdenzelt) der Uled Hassan, sondern ging zum
Zeltendes Abu Thaleb selbst, und umgekehrt machte es dieser so, wenn
sein Weg ihn in die N�he des Ued Ssebu f�hrte.

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Books | Photos | Paul Mutton | Fri 26th Dec 2025, 8:24