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Page 75
Am selben Abend aber war gro�es Festessen vor dem Zelte Abu Ssalam's. Er
hatte viele Hammel und Ziegen schlachten lassen zu Ehren des Tages und
die Frauen des Duars hatten den ganzen Tag Kuskussu bereiten m�ssen, der
in gr��eren h�lzernen Sch�sseln f�r die G�ste hingesetzt wurde.
Was mich anbetrifft, so wollte ich gern N�heres �ber den Geburtsact
erfahren. Auf mein Befragen erz�hlte man mir, es sei Sitte, wenn eine
Frau in N�then sei, so lasse man zuerst einen Fakih kommen, der durch
Weihrauch und fromme Spr�che den Teufel zu bannen versuche, denn der
Teufel ist auch in Marokko die Ursache allen Uebels. Hilft das nicht, so
bekommt die Frau Koranspr�che, die auf eine h�lzerne Tafel geschrieben
werden, zu trinken, indem die Spr�che von der Tafel abgewaschen werden;
hilft auch das Verfahren noch nicht, so werden Koranspr�che auf Papier
geschrieben, zerstampft und mit Wasser gemischt der Leidenden
eingegeben. Aber manchmal hat der Satan das Weib derart in Besitz
genommen, da� er selbst durch das heilige Buch nicht ausgetrieben wird.
Dann werden allerlei Amulete angewandt, z.B. die in ein Leders�ckchen
eingen�hten Haare eines gro�en Heiligen, die man der Krei�enden auf die
Brust legt, oder Wasser vom Brunnen Semsem, welches man ihr zu trinken
giebt, oder Staub aus dem Tempel von Mekka[70], welchen man auf ihr
Ruhebett legt. In einigen F�llen l��t sodann der Teufel seine Beute los
und der Vorgang erfolgt f�r die Mutter auf gl�ckliche Weise. Es kommen
jedoch genug F�lle vor, wo der Iblis (Teufel) derart sich des Weibes
bem�chtigt, da� er keinem Mittel weichen will; die H�lfsweiber nehmen
dann selbst den Kampf mit ihm auf. Unter Beschw�rungen und fortw�hrend
rufend: =Rham-ek-Lab=! (Gott erbarme sich Deiner!) wird die Frau
ergriffen, ein starkes Band um den R�cken und unter die Achsel
durchgeschlungen und so in die Luft gezogen. Dadurch wollen sie die
Wehen beschleunigen, und zeigt sich m�glicherweise ein Theil des Kindes,
entweder der Kopf oder die F��e, so versuchen sie, diese Theile zu
ergreifen und durch starkes Rei�en und Ziehen das Kind zu Tage zu
bef�rdern. Nur selten gelingt das, meist wird das Kind zerrissen und
fast immer ist der Tod der Mutter Folge dieses barbarischen Verfahrens:
Gott verfluche den Teufel!
Der kleine Omar wuchs kr�ftig heran; wie sollte er auch nicht! Zwei
Jahre hatte ihn seine Mutter Lella Mariam selbst ges�ugt und nur wenig
war er w�hrend dieser Zeit Tags vom R�cken seiner Mutter gekommen und
Nachts aus dem Schoo�e derselben. Denn die Frauen pflegen ihre Kinder so
aufzuziehen, da� sie mit Ausnahme der Augenblicke, wo dem Kleinen die
Brust gereicht wird, Tags �ber in einer Falte des Haiks (gro�es
Umschlagetuch) auf dem R�cken der Mutter in _reitender_ Stellung sich
befinden. Es hat das zur Folge, da� die meisten Marokkaner sowohl
m�nnlichen wie weiblichen Geschlechtes S�belbeine haben. Nachts aber
ruht das Kindchen vor seiner Mutter, die w�hrend der zwei Jahre
best�ndig allein lebt, obschon es ihrem Manne nach Ablauf von drei
Perioden gestattet ist, sie wieder zu besuchen und mit ihr Umgang zu
pflegen. Nachdem die zwei Jahre vorbei waren und Omar statt der s��en
Muttermilch jetzt saure Buttermilch und Abends Kuskussu zu essen bekam,
wurde ihm auch zum ersten Male das Kopfhaar geschoren; aber sein Vater
Abu Ssalam gab wohl Acht, da� am Scheitel des Kopfes eine Locke, Gotaya,
sowie an der rechten Seite des Kopfes au�erdem ein Streifen von Haaren
in der Form eines Halbmondes stehen blieb, denn die Kinder der Beni-Amer
hatten seit undenklichen Zeiten einen solchen Schmuck getragen. Am
selben Tage gab er seinem Zelte[71] einen Hammel zum Besten, sonstige
Festlichkeiten fanden nicht statt.
Daf�r wurde aber die Beschneidung Omar's in seinem achten Jahre desto
festlicher begangen. Omar war jetzt ein kr�ftiger Bursche geworden;
fortw�hrend in der freien Natur hatte er tagelang die Schafe und Ziegen
seines Vaters mit h�ten helfen und gew�hnlich auch das Pferd mit zur
Schwemme reiten m�ssen; er verstand es schon, die eignen Kamele oder die
der etwa ankommenden Fremden mit niederknien zu machen und der
Thaleb[72] der Zeltd�rfer hatte ihn das erste Capitel des Koran gelehrt.
Der feierliche Augenblick war gekommen, wodurch der kleine Omar jetzt in
die Gemeinschaft der Muselmanen aufgenommen werden sollte. Um den Glanz
des Festes noch mehr zu erh�hen, hatte Abu Ssalam es �bernommen,
s�mmtliche gleichalterige Knaben der drei Zeltd�rfer der Beni-Amer, und
es waren deren noch sieben, auf seine Kosten beschneiden zu lassen. Ja,
ohne den Neid und die Mi�gunst seines eignen Fakih's (Doctor der
Theologie) und der Tholba[73] der Duars zu erregen, weil sie auch ihre
Geb�hren bekamen, hatte er einen in hohem Ansehen stehenden
Schriftgelehrten aus Fes kommen lassen. Die Geb�hr f�r die Beschneidung,
3 Metkal, erlegte er im Voraus. Wie reich aber mu�te Abu Ssalam sein,
da� er so gro�e Summen zahlen konnte, denn zahlte er doch, wie schon
gesagt, seinen eignen Schriftgelehrten die n�mliche Summe. Und wenn man
bedenkt, da� man in Marokko f�r die Beschneidung sonst nichts zu
bezahlen braucht, der bemittelte Mann h�chstens eine Ma� Korn oder ein
Huhn oder einige Eier dem Schriftgelehrten f�r seine Bem�hung giebt, so
kann man ermessen, wie freudig die Eltern ihre S�hne herbeibrachten. Das
Gl�ck, vom heiligen Sidi Mussa aus Fes beschnitten zu werden, war zu
gro�. Abu Ssalam aber hatte es von jeher als eine Regel der Klugheit
betrachtet, mit den heiligen Leuten, mit der Geistlichkeit, auf gutem
Fu�e zu leben und er hatte l�ngst eingesehen, da� man mit der
Geistlichkeit nur dann auf gutem Fu�e lebt, _wenn man sie t�chtig
zahlt_. Aber daf�r war er auch des Paradieses sicher; der Segen, den sie
ihm ertheilten, war _l�nger_ als der f�r die �brigen Gl�ubigen, und
durch die vielen Wohlthaten, die er den Fakih's und Tholba erwiesen
hatte und noch immer erwies, war Abu Ssalam selbst in den Ruf gro�er
Fr�mmigkeit gekommen.
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