Beiträge zur Entdeckung und Erforschung Africa's. by Gerhard Rohlfs


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Page 74

Die drei Duar, so ziemlich in einer Linie gelegen, machten Front nach
Westen und lehnten sich an einen Bergr�cken; hier bestand derselbe aus
herrlichen Wiesen, w�hrend nach dem Gipfel zu immergr�ne B�ume, aus
Korkeichen, Lentisken und Juniperen bestehend, den Berg bedeckten. Etwa
eine Viertelstunde unterhalb der drei Zeltd�rfer schl�ngelte sich der
Ued Ssebu vorbei und ganz in der Ferne ergl�nzte der blaue Ocean. Der
Raum zwischen den D�rfern und dem Flusse war durchweg beackert, aber
unmittelbar neben den Zeltd�rfern befanden sich auch kleine
Gem�seg�rtchen, eingez�unt von gro�en Dorngeb�schen des stacheligen
Lotusstrauches, das, obschon todt, dennoch hinl�nglichen Schutz gew�hrte
gegen weidende Thiere.

Von dem gro�en Zelte Abu Ssalam's also zogen sie ab, eine ganze Karawane
lachender Frauen und M�dchen, einige zwanzig Esel mit leeren ledernen
Schl�uchen beladen vor sich hertreibend. Wohl manche mochte hoffen,
heute bei der Festlichkeit das Herz eines J�nglings zu fesseln; die
jungen M�dchen erz�hlten sich, wie viele Armb�nder sie anlegen w�rden.
Da sagte eine Andere, sie w�rde ihr Haar frisch machen lassen[67], und
unter Jubeln und Lachen war der Ssebu erreicht.

Das F�llen der Schl�uche aus einem m�chtigen Strome ist leichte Arbeit.
Die jungen M�dchen gingen bis an die Knie in den Strom, lie�en das
Wasser hineinlaufen und nachdem sodann noch Einige die Zeit benutzten,
ein Bad zu nehmen, wurden die Schl�uche, je zwei, einem Esel aufgeladen
und zur�ck ging es zum Duar.

Unter der Zeit war die Geburt vor sich gegangen und Abu Ssalam's gr��ter
Wunsch war erf�llt, seine junge Frau hatte ihm einen kr�ftigen Knaben
geschenkt. Zu Ehren seines Vaters erhielt derselbe noch _am selben Tage_
den Namen Omar. Es ist Sitte, da� das Namengeben noch am Tage der Geburt
geschieht. Wie war nun die Geburt vor sich gegangen? Wir k�nnen nur nach
H�rensagen berichten, denn nie, und wenn auch die Frau dadurch vom Tode
h�tte gerettet werden k�nnen, darf ein Mann, ein Arzt oder Geburtshelfer
bei einem solchen Acte zugegen sein.

Es scheint, da� bei Lella Mariam die Geburt leicht von Statten ging;
Abends vorher waren H�lfsweiber gekommen, und als am anderen Morgen die
Frauen vom Wasserholen zur�ckkamen, ert�nte durch die Duar der Ruf:
"=El Hamd ul Lahi mabruck uldo=", "Gott sei gelobt, der Sohn sei
ihm zum Segen". Und vor dem Zelte, aus einem Arbater Teppiche, sa� Abu
Ssalam und empfing die Gl�ckw�nsche der m�nnlichen Bev�lkerung der drei
Zeltd�rfer. Auch manche alte Frau, ja manches junge M�dchen kam herbei,
beugte rasch ein Knie und k��te Abu Ssalam's Hand den Gru� fl�sternd:
"=Rbi ithol amru=", Gott verl�ngere seine Existenz. Und er konnte
recht stolz sein, unser Abu Ssalam; sein hei�er Wunsch, einen
Nachfolger, einen Sohn zu haben, war erf�llt. Zwar sein Stamm konnte so
leicht nicht aussterben; den Stammbaum direct bis zum Chalifen Omar
zur�ckf�hrend, waren die Beni-Amer jetzt einer der m�chtigsten St�mme
unter den Arabern, ihre Duar zogen sich durch ganz Nordafrika. Seine
eignen Leute n�herer Verwandtschaft, die er nach dem Rharb (Marokko)
gef�hrt hatte, z�hlten �ber 100 Leute m�nnlichen Geschlechts. Genau
hatte Abu Ssalam sie nie gez�hlt, denn ein rechter Gl�ubiger z�hlt die
Seinigen nicht. Aber er selbst hatte von seiner zuerst angeheirateten
Frau Minana nur zwei T�chter, und Minana mit ihren 21 Jahren schien ihm
wenig Hoffnung zu machen, ihm noch einen Sohn zu geben. Daher hatte er
denn auch vor etwa neun Monaten die liebliche Lella Mariam geheirathet.

Jede Vorkehrung war aber auch diesmal getroffen worden, damit Abu Ssalam
einen Sohn bek�me. Er selbst war nicht nur vor mehreren Monaten nach
Uesan gepilgert, um die Intervention Sidi-el-Hadj-Abd-es-Ssalam's
anzurufen, er hatte sogar das feste Versprechen Sidi's[68] erlangt, da�
der Allerh�chste ihm einen Sohn schenken w�rde, und der Gro�scherif
hatte freundlich daf�r ein Pferd als Geschenk anzunehmen geruht; ja, um
ganz sicher zu gehen, war er nach Fes zum Grabmal Mulei Edris gepilgert
und hatte den Tholba (Schriftgelehrten) der Djemma (Gotteshaus) des
Mulei Edris f�nfzig Duros geopfert; mu�te da Allah ihm nicht einen Sohn
schenken?

"Gott segne den Gro�scherif!" rief Abu Ssalam, "Gott gew�hre Mulei Edris
alle Freuden des Paradieses," f�gte er hinzu, "denn sie waren es, die
mir den Knaben schenkten." Und da kam auch schon Lella Mariam aus dem
kleinen Zelte, welches neben dem Zelte ihres Mannes war, nicht in
Festgew�ndern, aber doch in einen neuen Haik geh�llt. Sie hatte vor sich
das Kn�blein und niederknieend legte sie den neuen Familienstammhalter
vor ihren Gatten hin. Sie selbst in aufgel�stem Haare[69], da sie genau
nach den Vorschriften des Gesandten Gottes lebte, hielt sich knieend
abseits, da ihr Mann sie doch nicht, weil sie unrein war, ber�hren
durfte. Nachdem die junge Mutter und das Kn�blein den Segen vom Manne
und Vater erhalten und der daneben sitzende Fakih (Doctor der Theologie)
der Zeltd�rfer das F�tah (erstes Capitel des Koran) gebetet hatte, ging
sie ins Zelt zur�ck; schon am anderen Morgen machte sich die junge Frau
an ihre gew�hnlichen Besch�ftigungen, denn ein Wochenbett abhalten, wie
bei uns die Frauen in Europa es zu thun gewohnt sind, kennt man in
Marokko nicht.

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Books | Photos | Paul Mutton | Fri 26th Dec 2025, 3:45