Beiträge zur Entdeckung und Erforschung Africa's. by Gerhard Rohlfs


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Page 72

Und wie sahen wir aus! Als wir das H�tel betraten, riefen mir zwei
Amerikanerinnen "=shocking, shocking=" entgegen und flohen in den
Gartenpavillon. Vor einem Spiegel sah ich denn auch, da� ich keineswegs
ein gesellschaftsm��iges Aussehen hatte; Schwei�, Staub und Hitze von
der Eisenbahnfahrt hatten mein Gesicht, das ohnehin verbrannt war, zu
einem Mohrenantlitz gestempelt, in allen m�glichen dunkeln Farben
schillernd. Ein Bad brachte jedoch Alles in Ordnung und Abends bei der
=Table d'h�te= fand unsere ganze Reisegesellschaft einen
freundlichen Empfang.

Ueber meinen Aufenthalt in Kairo habe ich diesmal nicht viel zu sagen.
Nat�rlich wurden wir vom Chedive wieder in Audienz empfangen, auch war
abermals eine Sitzung des Institut =�gyptien= und Gesellschaften
bei unseren Freunden--uns aber zog es, je n�her wir Europa kamen, desto
m�chtiger der Heimath entgegen.

Zittel's und mein urspr�nglicher Plan, unsere resp. Frauen nach Cairo
kommen zu lassen, mu�te aufgegeben werden. Die Hitze und der Staub waren
nun schon so unertr�glich, da� die Damen von einer solchen Reise keine
Annehmlichkeit und keinen Genu� gehabt h�tten, aber daf�r gaben wir uns
in Neapel Rendezvous. Und nachdem alles Gesch�ftliche abgewickelt war,
ging es in Alexandria an Bord. Zittel und ich hatten uns f�r das
franz�sische Boot entschieden, aber es war so �bervoll, da� wir keine
Cabine bekommen konnten, sondern uns blos mit einem Platze erster Classe
ohne Bett begn�gen mu�ten. Das war freilich schlimm, denn es standen uns
noch immerhin vier N�chte bevor. Zittel eroberte sich inde� eines der
zwei Sophas und ich begn�gte mich mit einem Seitentische oberhalb seines
Lagers. Eine eigenth�mliche Gesellschaft war am Bord dieses Dampfers,
ein Abbild des heutigen Franzosenthums. Mit Ausnahme von einigen
Amerikanern und uns bestand die ganze Passagiergesellschaft aus
Schauspielern, Pfaffen und Pf�ffinnen--Kirche und Theater.

Da war ein Kapuzinerm�nch, da waren Augustiner, Dominikaner und einige
Weltgeistliche, im Ganzen, mit einem protestantischen Reverend, vierzehn
heilige Leute; da waren Schwestern vom heiligen Herzen Jesu und andere
auffallend gekleidete Nonnen; den ganzen Tag hatten sie ein kleines
Brevier in der Hand und den unvermeidlichen Rosenkranz, welchen
Buddhisten, Mohammedaner und Katholiken in br�derlicher Liebe
gleichm��ig als Gebetz�hler adoptirt haben.

Nicht so langweilig wie diese augenverdrehende Gesellschaft war das
lustige Theaterv�lkchen, ja eines Abends hatten wir sogar den Genu�, von
einer der Damen, mit Begleitung des am Bord befindlichen Pianos, h�bsche
Lieder vorgetragen zu h�ren. Nirgends ist man auf dem Mittelmeere besser
aufgehoben, als an Bord der franz�sischen Messagerie nationale[64]. Die
Officiere wie der Capitain sind meist gebildete, liebensw�rdige Leute
und, bei der weltverbreiteten Bedeutung dieser franz�sischen Dampfer,
sind sie frei von jener krankhaften Neigung, in jedem Deutschen einen
Feind zu sehen. Die Cabinen sind vortrefflich und jede nur zu zwei
Betten eingerichtet. Die K�che vorz�glich, ebenso die Getr�nke.

Wir hatten die Annehmlichkeit, an einem kleinen Tische allein zu
speisen, nur zwei Yankees, die Erbauer der Pacific-Bahn, ein
�gyptisch-arabischer Kaufmann, ein Jude und der katholische Patriarch
von Jerusalem waren unsere Genossen. Man kann sich denken, da� da die
Unterhaltung eine �u�erst mannigfaltige war, wenngleich die
Verschiedenartigkeit der Sprachen bisweilen wohl etwas hindernd
erschien.

Die Fahrt durch die unvergleichlich sch�ne Meerenge von Messina, die
Einfahrt in den Busen von Neapel werden f�r Jeden von uns gewi�
unverge�lich sei. Da ankerten wir nun im Angesichte der stolzen K�nigin
des Mittelmeeres, ungeduldig des Zeichens gew�rtig, das Schiff verlassen
zu d�rfen. Eifrig suchten wir unter den hundert kleinen Booten, die den
Dampfer umkreisten, ob nicht in einem unsere Frauen sein k�nnten. Aber
vergebens, keine blonde Dame war unter ihnen. Hier war ein Boot mit
h�bschen schwarzen Damen, auf Verwandte wartend, dort waren H�teldiener,
um Fremde zu angeln; hier hatte ein Policinello in schaukelnder Jolle
sein Theater aufgestellt, hier trillerte ein Leierkasten, dort kam ein
Schiff mit M�nchen, ja es dr�ngte sich sogar eine ganze Musikbande
heran; aber so sehr wir auch suchten, unsere Frauen waren nicht
erschienen.

Endlich erlaubte man uns, an's Land zu gehen. Die italienische Douane
war h�flich und nachsichtig, und in schneller Fahrt eilten wir zum
=H�tel de Russie=, =vis-�-vis= von St. Lucia unmittelbar am
Golf gelegen. Aber eine neue Entt�uschung erwartete uns: "Zwei Damen
logiren hier nicht," sagte uns der Portier.--Aber eine genauere
Nachforschung Zittel's brachte uns die Gewi�heit, da� am Abend vorher
unsere Frauen angekommen, doch momentan spazieren gefahren seien. Man
kann sich unsere Ungeduld denken, die inde� eine nicht zu lange Probe
zu bestehen hatte; denn kaum hatten wir Jeder unser Zimmer bezogen, als
m�chtig gro�e Camelien-Bouquets hineingeworfen wurden und gleich mit
ihnen die Frauen hereinst�rmten. Ein Wiedersehen nach f�nfmonatlicher
Trennung kann Jeder, der verheirathet ist, sich ausmalen, zumal wenn so
weite R�ume, so beschwerlich zu durchziehende Gegenden von der Heimath
einen entfernten.

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Books | Photos | Paul Mutton | Thu 25th Dec 2025, 23:33