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Page 69
Langsam entschwand Esneh unseren Blicken. Es war der erste Abend, den
wir wieder auf dem Nil verlebten, ein herrlicher in jeder Art, und nun
konnten wir auch schon mit ziemlicher Gewi�heit vorher berechnen, wann
wir in Kairo, wann wir in Alexandria und wann wir in Neapel sein w�rden,
besonders Zittel und ich, die wir gemeinsam zur�ckreisen wollten, wir
gaben uns oft diesem frohen Gedanken hin. Da sa�en wir nun oben auf der
Cabine, ein Glas Bier vor uns, schauten auf die in pr�chtigen Farben
schimmernden Berge, auf die ruhigen Fluthen des Nil, auf die Barken, die
leise dar�ber hinglitten, auf die friedlichen Ufer, wo hier ein Sch�fer
seine Heerde heimtrieb, dort B�ffel, die das steile Geh�nge
hinanklommen, hier M�nner mit Sicheln bewaffnet, Heub�ndel einheimsend,
hier die jungen Fellahm�dchen, die K�he zum Melken herantreibend,--ein
Bild der Ruhe und des Friedens. Und diese Leute sollen so bedr�ckt sein,
da� sie kaum mehr das Geld erschwingen k�nnen? So fragte ich mich beim
Anblick dieses Bildes. Es leuchtete doch nur Zufriedenheit und Frohsinn
aus aller Leute Gesicht. Hier wurde laut gelacht, dort wurde gesungen.
Wie stimmt das mit den Klagen �ber unerschwingliche Steuern?
Ach, es ist leider nur zu wahr, in Aegypten giebt es wohl gar keine
Gegenst�nde mehr, die unbesteuert sind und die Steuern sind wirklich f�r
das Volk fast unerschwinglich. Die Zufriedenheit und der frohe Sinn, die
ewige Heiterkeit der armen Fellahin erkl�rt sich nur daraus, da� sie es
nie besser gewohnt waren. Seit mehr als 4000 Jahren immer im
Sclavenjoch, ist es einer Generation am Ende einerlei, ob sie mehr
bezahlen mu�, als die andern fr�her bezahlten. Auch die V�ter haben
keine Reichth�mer gesammelt und haben, trotzdem sie vielleicht weniger
steuerten, auch nichts hinterlassen.
Was war das? Da t�nte von der anderen Barke mit einem Male "Ein lustiger
Musikante marschirte einst am Nil" &c. her�ber und hernach noch andere
Lieder. Das Singen ist ansteckend; wir antworteten und so etablirten
sich Wechselges�nge oder auch, wenn die beiden Barken ganz nahe waren,
sangen wir zusammen. Zittel mit seiner wirklich sch�nen Stimme mu�te die
Palme zuerkannt werden,--doch nein, ich �bertraf ihn. Denn wenn ich mit
der Kraft meines ganzen K�rpers und mit unbeschreiblichem Ausdruck mein
Schnadah�pfln sang, dann folgte immer ein allgemeines "bis, bis, noch
ein Mal!" Ja, wie von einem Niemann oder Betz, wie von einer Lucca oder
Patti (ich vereinige den Zauber und den Schmelz der verschiedensten
Stimmen, einerlei, ob aus m�nnlichen oder weiblichen Kehlen) wurde stets
mein Lied drei oder vier Mal zu h�ren verlangt.
Die N�chte auf dem Schiffe waren nicht allzu angenehm. Da� Ungeziefer
der verschiedensten Art einheimisch war, sollten wir bald genug
erfahren, aber in unserem Fahrzeuge waren au�erdem noch Wasserratten,
die auf l�stige Art oft unseren ohnedies nicht festen Schlaf st�rten.
Ja, eines Nachts sprang eine freche Ratte durch das kleine Fenster
gerade auf mein Gesicht und als ich erschreckt in die H�he fuhr, mit
einem Satze auf Zittels Kopf, der dicht an meiner Seite schlief. Als sie
auch hier keinen angenehmen Empfang fand, verschwand sie in unserem
Brodkorbe, den sie sich als Lieblingsaufenthalt ausersehen hatte.
Das war die erste Nacht, aber man gew�hnte sich an derartige
Unannehmlichkeiten, und die m�chtig wirkende Sonnengluth bei Tage suchte
man durch leichtere Kleidung zu d�mpfen, oder es wurde an seichten
Stellen ein Bad genommen, das freilich nur eine momentane Abk�hlung
bewirkte.
Wir n�herten uns Theben, wo reich die Wohnungen sind an Besitzthum:
"Hundert hat sie der Thor', und es ziehen zweihundert aus jedem,
R�stige M�nner zum Streit mit Rossen daher und Geschirren."
So singt Homer, aber ach!--nur Ruinen deuten heute noch auf die einstige
Gr��e der Stadt, nach der im grauesten Alterthume, wie Herodot uns sagt,
ganz Aegypten genannt wurde.
Pocht nur, ihr modernen St�dte und Staaten, auf eure Unverg�nglichkeit,
du prahlerisches Rom mit deinen paar Tausend Jahren nennst dich die
"ewige Stadt". Blicke auf Theben zur�ck, dem nicht einmal der Name
geblieben ist. Ja, es ist traurig, die heutigen Bewohner des Ortes
kennen den Namen Theben nicht. Angesichts der colossalen Ruinen,
Angesichts eines Tempels, in welchem der Dom von St. Peter f�nfmal
stehen kann, ahnen sie nicht einmal die Bedeutung und die Macht, die
fr�her diese St�tte hatte.
Man h�tte es sich selbst nie verzeihen k�nnen, bei Theben
vorbeizufahren, ohne wenigstens die haupts�chlichsten Denkm�ler gesehen
zu haben. "Auf Luxor zu halten!" riefen wir, und siehe da: auf einem
stattlichen Hause unmittelbar am Nil flatterte eine gro�e deutsche Fahne
empor. Auf dem deutschen Consulate hatte man zwei mit deutschen Flaggen
versehene Dahabiehen bemerkt, und da man ohnedies von unserer Ankunft
unterrichtet war, wollte uns der Consul dadurch eine Aufmerksamkeit
beweisen. Des Consuls Salutsch�sse wurden von unseren Schiffen sogleich
erwidert und bald darauf legten wir dicht bei seinem Hause vor Anker und
begaben uns hinauf. Ein liebensw�rdiger Mann, dieser Vertreter
Deutschlands, dem nur Eins fehlt, n�mlich Gehalt, was doch immerhin
nothwendig w�re bei der �fteren Repr�sentation und der Gastfreundschaft,
welche dieser freundliche Kopte allen Deutschen erweist. Es w�re dies um
so w�nschenswerther, als die Vertreter der �brigen M�chte in Theben,
z.B. die von England, Frankreich und Oesterreich, auch Gehalt beziehen.
Allerdings sind dort keine Deutschen zu besch�tzen oder sonst irgendwie
deutsche Interessen wahrzunehmen, aber wenn man schon einmal die
Nothwendigkeit eines deutschen Consuls f�r einen Ort anerkannt hat, dann
soll man ihn auch honoriren.
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