Beiträge zur Entdeckung und Erforschung Africa's. by Gerhard Rohlfs


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Page 68

Aber in Esneh selbst fanden sich zwei allerdings kleine, aber doch
taugliche Schiffe, und mit H�lfe des Mudir wurden sie gemiethet. Der
Mudir verstand etwas Englisch und war einer der besten �gyptischen
Provinzialbeamten, den ich noch gesehen hatte: Wie fein und
"=gentlemanlike=" war sein Benehmen gegen das des Siuter Mudir, der
ein ehemaliger Sclave von Abbas Pascha war! Der Mudir von Esneh hatte
aber auch fr�her an der Spitze der Asisieh-Dampfer-Compagnie gestanden,
er war noch fr�her See-Capitain gewesen und hatte als solcher die Welt
kennen gelernt.

Auch die anderen Honoratioren der Stadt waren ordentliche Leute. Da war
der Unter-Mudir, ein sehr gef�lliger Mann; da war der Medicinalrath, der
etwas Franz�sisch redete, sich auch eine �gyptische Zeitung, die in
franz�sischer Sprache erschien, hielt, sie nur nie las. Er war so
liebensw�rdig, sie mir t�glich zu schicken, aber ich gestehe, nachdem
ich einige Mal dies Blatt, "=l'Egypte=" genannt, durchgesehen
hatte, stand ich ebenfalls davon ab, es zu lesen. Kann man sich einen
langweiligeren Inhalt denken: einige amtliche Bekanntmachungen, Ausz�ge
aus den Verhandlungen irgend welcher obscurer franz�sischer
Gesellschaften, irgend ein franz�sischer Sensationsroman und einige
Annoncen. Selbst telegraphische Berichte waren nicht einmal vorhanden
und politische Nachrichten, Leitartikel oder sonstige Raisonnements
fehlten g�nzlich. Gl�ckliche �gyptische Beamte, die mit einem solchen
officiellen Blatte abgespeist werden, "=l'Egypte=" ist das Organ
der Regierung.

Da war dann noch der Mufti, der Kadhi, der Schich el Midjelis[61], der
Ukil[62] des Palais des Vicek�nigs und einige andere Notablen, die uns
alle Abende einen Besuch machten; aber einen kurzen, das mu� ich zu
ihrer Ehre nachr�hmen; die langen Sitzungen, wie sie uns von der Beh�rde
in Dachel t�glich aufoctroyirt wurden, hatten wir hier nicht mehr zu
erdulden.

Bezaubernd in gewisser Weise waren auch die Tage in Esneh, so recht
f�r's =Dolce far niente= angethan. Wenn des Morgens in die offenen
Fenster hinein die sich mischenden D�fte des Jasmin und Orangenbaumes
zogen, wenn die Schwalben ihr jubelndes Zwitschern erschallen lie�en und
wir selbst, Zittel und ich, uns auf die Terrasse begaben, um in aller
Ruhe Kaffee zu schl�rfen, zu schreiben oder zu lesen,--oder aber, wenn
Abends die Sonne sich hinter die Nilufer gesenkt hatte und nun die
gegen�berliegenden wei�lichen Kalkberge in den herrlichsten Farben
geschm�ckt prangten, der Himmel und der Nil selbst von ganz anderen
Tinten �bergossen erschien, als man es je anderswo schauen mag--so
lie�en alle diese Bilder Eindr�cke zur�ck, welche nur Der zu w�rdigen
wei�, der selbst Aehnliches erlebt und gesehen hat.

Mittags hatten wir die Dahabiehen gemiethet, Nachmittags um 5 Uhr
konnten wir schon abfahren. Aber die Dahabiehen sind keineswegs alle von
gleicher Beschaffenheit. Man hat sehr gro�e und sch�ne, so wie die
europ�ischen Nilreisenden sich dieselben in Kairo zu einer Reise auf dem
Nil miethen; man hat kleinere f�r eingeborene Reisende und solche, die
gleichsam f�r den Waarentransport eingerichtet sind.

Uns standen zwei kleinere zu Gebote, die mit vielen Nachtheilen den
Vortheil verbanden, da� sie schneller fortzubewegen und besonders, da�
sie bedeutend billiger waren, als die gro�en Dahabiehen. Wir verteilten
uns also in die zwei Schiffchen und zwar so, da� Zittel, Ascherson und
ich mit zwei europ�ischen Dienern das eine, Herr Remel� und Jordan mit
drei ebenfalls europ�ischen Dienern das andere Schiff einnahmen.
R�umlich waren letztere besser daran, als wir, denn bei gleich gro�en
Caj�ten waren sie zu Zweien, wir aber zu Dreien. Jedes Schiff hatte
n�mlich an seinem hinteren Theile zwei kleine Cabinen; in unserem
bezogen Zittel und ich die eine, Ascherson die andere; letztere diente
zugleich als Speisesaal und als Ort, wo unsere Kisten standen; beide
Caj�ten waren durch einen nicht n�her zu bezeichnenden Ort getrennt,
dessen unangenehme Einschaltung wir aber dadurch unsch�dlich machten,
da� wir uns Allen den Zutritt verboten.

Oben auf den beiden Caj�ten wurde gesteuert, dort schliefen der Rais,
unsere beiden europ�ischen Diener und der Schich unserer eingeborenen
Leute. Die Mitte des Schiffes hatte Raum f�r den Mastbaum, f�r drei
improvisirte B�nke, welche die sechs Ruderer inne hatten, und unter Deck
war unsere Bagage; ganz am Vordertheile des Schiffes befand sich eine
Art von K�che. Das war die Einrichtung des Schiffes. An M�beln hatten
wir Feldtische und St�hle von einem Dampfschiffe des Chedive, welches
vor Kurzem bei den Ssilsilla-Bergen oberhalb Esneh gescheitert war.
Unsere eignen Feldst�hle waren durch die Reise ganz unbrauchbar
geworden.

An Proviant hatten wir drei Schafe, mehrere Puter, Eier, Mehl, Butter,
Reis, Linsen, Brod, Kaffee, Wein und Bier; in dieser Beziehung waren wir
also wohl versorgt, und um ja zu vermeiden, da� an Bord des anderen
Schiffes nicht Unzufriedenheit ausbr�che, theilte ich die Lebensmittel
und Getr�nke stets so, da� jedes Schiff die H�lfte bekam, trotzdem wir
zu drei Herren, das andere Fahrzeug aber nur mit zweien besetzt war.

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Books | Photos | Paul Mutton | Thu 25th Dec 2025, 14:36