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Page 67
Eine Eigenth�mlichkeit hat Esneh noch, welche sich vielleicht in den
anderen �gyptischen St�dten auch findet, aber nicht so hervortritt,
n�mlich ein ganzes Viertel, wo nur Het�ren wohnen. In der N�he sind
t�rkische Kaffeeh�user und von da konnten wir die interessantesten
Beobachtungen anstellen. Da sah man eine ganze ethnographische
Musterkarte weiblicher Gesch�pfe: hier eine blendend wei�e
Deltabewohnerin, vielleicht mit tscherkessischem Blute in ihren Adern,
dort eine pechschwarze Dame aus Fur, hier eine rothe Dongolanerin, dort
eine Fellahin aus dem Nilthal mit goldgelber Haut und gro�en schwarzen
Augen, hier eine J�din, dort eine Christin, hier eine Mohammedanerin,
dort eine Schwarze, welche vielleicht noch Heidin war, kurz, fast alle
Racen, jedes Alter und jede Religion war vertreten.
Wir luden diese zuvorkommenden Wesen ein, uns im Palais einen Besuch zu
machen, aber da erfuhren wir, da� sie aus der Grenze ihres Stadtviertels
ohne besondere Erlaubni� des Gouverneurs nicht herausgehen durften.
Unser Photograph, Herr Remel�, wollte n�mlich ein Gesammtbild dieser
ethnographisch interessanten Frauen herstellen. Die Erlaubni� war inde�
schnell erwirkt. Unter F�hrung des Unter-Mudir und verschiedener
Polizisten erschienen sie Nachmittags, gewi� 30 an der Zahl, im Garten
des chedivischen Palais. Alle waren im h�chsten Putze und die Aermste
hatte mindestens 40-50 Goldst�cke zu einer Kette vereint um den Hals.
Gro�e goldene und silberne Armb�nder, Fu�spangen, bunte Kleider,
goldgestickte Schuhe, Alles hatten sie angethan, um m�glichst
vorteilhaft zu erscheinen. Nat�rlich mu�te die Sitzung bezahlt werden,
aber es gelang Herrn Remel� doch, zwei h�chst gelungene Aufnahmen zu
machen.
Sonst hat die Stadt nichts von Interesse; der Marktplatz, die Buden, die
Stra�en sind eng und klein, aber es ist Alles zu haben. Mehrere von
Griechen gehaltene Schenken sind mit leiblichen Bed�rfnissen aller Art
wohl versehen.
Doch noch einmal kehren wir zur�ck zu dem Tempel, der gleich hinter dem
Marktplatze gelegen ist und sicher zu den staunenswertesten Denkm�lern
Aegyptens geh�rt. Dabei kam mir der Gedanke, wie angenehm es f�r uns
gewesen war, diese alten �gyptischen Bauten immer in aufsteigender Weise
kennen gelernt zu haben. Nachdem wir zuerst auf unserer Hinreise die
ziemlich kunstlos gearbeiteten Hypogeen (Katakomben) von Beni Hassan,
die Gr�fte von Siut, gesehen, waren wir zum kleinen Tempel in Dachel,
dann aber zum viel pr�chtigeren gro�en von Chargeh gekommen und nun
hatten wir hier ein Werk vor uns, das uns die Pracht und die
Herrlichkeit der �gyptischen Baukunst auf's Vollkommenste
vergegenw�rtigte. Leider ist der gr��te Theil des Tempels noch unter
Schutt, nur der Porticus ist zug�nglich. Aber seine gewaltigen
Dimensionen deuten genugsam auf die bedeutenden Bauten hin, welche uns
augenblicklich der neidische Boden zusammengefallener H�tten und H�user
verbirgt.
24 S�ulen, �ber 33 Fu� hoch, in vier Reihen stehend, mit einer
Peripherie von 16 Fu� jede S�ule, lassen in diesem Vortempel nur ahnen,
welche gro�artige Verh�ltnisse dahinter liegen. Die franz�sische
Expedition sch�tzt die Grundfl�che des ganzen Tempels auf 5000
Quadratmeter, und Alles ist mit Hieroglyphen und bildlichen
Darstellungen bedeckt. "K�nnte ein Steinmetz auch ein Zehntel
Quadratmeter in _einem_ Tage mit solchen Hieroglyphen bedecken, so w�ren
doch 50,000 Tage zur Beendigung der ganzen Decoration n�thig[60]."
Man sieht �berall den Widderkopf des Jupiter Ammon; auch �ber der Th�r,
welche ins Innere des Tempels f�hrt und die vermauert ist, sieht man ein
widderk�pfiges Bild. Die S�ulen, deren Architrav, die Decke des Tempels
sind alle wohl erhalten und die _erhaben_ gearbeiteten Hieroglyphen im
Innern des Porticus sind von einer Genauigkeit der Arbeit, als ob sie
erst gestern aus der Hand des K�nstlers hervorgegangen w�ren. Warum sind
in dem Innern der Tempel die Hieroglyphen erhaben, an der �u�eren Seite
aber meist vertieft gearbeitet? Das sind Fragen, die Einem einfallen;
vielleicht hat ein Brugsch oder Lepsius, oder gar schon Champollion
darauf geantwortet. Ich wei� es nicht, ich verweise daher den, der sich
mit diesen Gegenst�nden eingehend besch�ftigen will, auf die dahin
einschl�gige Literatur. Interesse hat eine solche Baute gewi� f�r
Jedermann; auch der Gleichg�ltigste mu� bewundern und selbst der
blasirteste Mensch mu� verstummen unter dem m�chtigen Eindrucke dieses
Menschenwerks. Schade, da� die Dunkelheit nicht erlaubt, die
Deckengem�lde genauer zu betrachten, wo namentlich ein Thierkreis, durch
die Sauberkeit seiner Arbeit ausgezeichnet, von gro�em Interesse sein
soll. Ich habe ihn nicht gesehen; die Dunkelheit wird hervorgebracht
durch Schutt, der, fast so hoch wie der Tempel selbst, davor liegt; man
mu� mittelst einer Treppe hinabsteigen.
F�nf Tage waren wir in Esneh, von Assuan kam immer noch kein Schiff. Am
vierten Tage aber hatten wir schon einen Entschlu� gefa�t. Vertraut mit
den Versprechungen, welche �gyptische Beamte zu machen, aber nicht zu
halten pflegen, hatten wir eingesehen, da� auf eine Dahabieh nicht zu
rechnen sei. "Kairo ist weit und der Chedive thront hoch", denken auch
die �gyptischen Mudire in Ober�gypten. M�glich, da� keine Dahabieh in
Assuan zu haben war, m�glich, da� man dahin noch gar nicht um eine
solche telegraphirt hatte; genug, es kam keine.
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