Beiträge zur Entdeckung und Erforschung Africa's. by Gerhard Rohlfs


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Page 66

Das Schlo� des Vicek�nigs war reizend gelegen, obschon es sich sonst
keineswegs durch architektonische Sch�nheit auszeichnete. Von Mohammed
Ali erbaut, der fast jeden Winter einige Monate in Esneh zuzubringen
pflegte, zeigt es im Allgemeinen dieselbe Anordnung der vicek�niglichen
Palais aus jener Periode, d.h. l�nglich viereckig ist das innere
Parterre durch ein gro�es Kreuz getheilt. Sonderbare Vorliebe, welche
die Aegypter f�r's Kreuz besitzen, denn sogar die ber�hmte
Mulei-Hassan-Moschee in Kairo zeigt ja, wie ich fr�her schon erw�hnte,
in der Grundform ein Kreuz. In der Bel-Etage war ein gro�er Saal mit
verschiedenen Zimmern daneben; letztere hatten wir unter uns vertheilt;
der Salon, nach t�rkischer Sitte nur mit einem Divan, der sich rund um
die W�nde zog, m�blirt, diente als gemeinsames Speisezimmer und als
Empfangszimmer. Die Teppiche waren �beraus sch�n und auch die
M�belstoffe, Gardinen etc. waren einst sch�n gewesen, aber vom Zahne der
Zeit etwas angegriffen.

Ich schlief in der ersten Nacht im Bette Mohammed Ali's, aber in den
folgenden N�chten zog ich mein Feldbett doch vor. In den Wandschr�nken
der Zimmer fand sich �berdies der reichste Vorrath von Leinenzeug,
seidenen und wollenen Decken, Kissen etc., vielleicht seit zwanzig
Jahren unber�hrt liegend, denn der jetzige Chedive und seine beiden
Vorg�nger haben nie in diesem Palaste gen�chtigt.

Ringsum ist ein reizender Garten, da wetteifern Palmen mit Oliven,
Feigen mit Agaven, Granaten mit Orangen in ewig gr�ner Pracht, wer am
ersten seine duftenden Bl�then offenbaren soll. Und vor dem Palais
selbst ist, ehe man zu den Fluthen des Nils kommt, ein zweiter sch�ner
Platz, stets schattig, denn herrliche Lebek-Akazien �berw�lben ihn.

Unsere Freude, den Nil erreicht zu haben, wieder in civilisirter
Umgebung sein zu k�nnen, wurde aber etwas getr�bt, weil kein Dampfer, um
uns zu holen, gekommen war. Leider war der Brief, den ich von der
Jupiter-Ammons-Oase aus an unseren Generalconsul in Alexandrien
geschickt hatte, acht Tage sp�ter angekommen, durch die unverzeihliche
Nachl�ssigkeit des arabischen Boten, welcher geglaubt hatte. "Acht Tage
fr�her oder acht Tage sp�ter, was macht das aus?" So fanden wir nur ein
Telegramm vor, welches besagte, es sei Befehl gegeben, uns von Assuan
her eine Dahabieh zu besorgen, da Dampfer des niedrigen Wasserstandes
wegen nicht mehr fahren k�nnten. Letzteres war nun allerdings eine
Unwahrheit, aber jedenfalls war die Zeit zu kurz geworden, um jetzt noch
einen Dampfer von Kairo zu erwarten.

Wir mu�ten uns also mit Geduld in unser Schicksal ergeben und Jeder
nutzte die Zeit aus, so gut es ging. Zittel durchforschte noch einmal
die interessanten Schichten des Nilufers, Jordan operirte mit dem
Theodolit, Ascherson suchte mit seinem Diener Korb Pflanzen und Herr
Remel� photographirte im Tempel; nur ich selbst hatte meine Th�tigkeit
geschlossen, denn mit der Erreichung des Nils hatte die Reise ihr Ende
erreicht. Aber ganz unth�tig war ich auch nicht, lag mir doch ob, unsere
ganze Expedition noch stromabw�rts bis zum Mittelmeere zu f�hren, und da
gab es noch Mancherlei zu besorgen und anzuordnen.

Esneh mit circa 7000 Einwohnern ist g�nstiger gelegen, als Siut,
insofern als es unmittelbar am Nil liegt, aber dennoch ist letztere
Stadt bedeutend wichtiger f�r Handel und Wandel. Der jetzige Name Esneh
ist der alte, urspr�nglich �gyptische, wie Quatrem�re und Champollion
aus koptischen Urkunden nachgewiesen haben. Letzterer bringt das Wort
mit =Sna= was auf koptisch Garten bedeutet, in Verbindung. Der
griechische Name Latopolis kommt, wie Strabo (Bd. XVII, S. 817) sagt,
von der Verehrung des Fisches Latos her, dem hier mit Minerva g�ttliche
Ehre erwiesen wurde. Dies bezeugt der pr�chtige Tempel, dessen Vorhalle,
unter Mohammed Ali's Regierung blo�gelegt, zu den wohlerhaltensten
Denkm�lern geh�rt, welche Aegypten besitzt.

Im Ganzen genommen liegt Esneh �u�erst malerisch auf circa 25-30 Fu�
hohem Nilufer. Der Palast des Chedive, die gro�e Cavallerie-Caserne,
welche jetzt allerdings leer steht und welcher der Verfall droht, das
Mudirats-Geb�ude, die Wohnung des Schich el Bled, alle am Nil gelegen,
dann die gro�e Zahl der imposanten und bunt bekalkten Taubenschl�ge
verleihen der Stadt ein gr��eres Aussehen, als sie in Wirklichkeit hat.
Ich habe fr�her schon dieser colossalen Taubenschl�ge erw�hnt; ein
einziger solcher Thurm, viel luxuri�ser gebaut, als die danebenstehende
menschliche Wohnung, beherbergt oft 500 und mehr Tauben. Hauptzweck der
Taubenzucht ist die Erzielung von Guano, und Leute in Esneh gaben mir
die Versicherung, da� der Jahresbetrag eines gro�en Taubenschlags oft
f�r 40 bis 50 Ducaten Guano betrage. Man sieht also, da� nicht allein
die Gew�sser des Nils es sind, welche die fruchtbaren Fluren erzeugen,
sondern da� auch noch durch D�nger nachgeholfen werden mu�.

Und da ich doch einmal bei den Tauben verweile, m�chte ich hier die
interessante, schon von Darwin mitgeteilte Thatsache hervorheben, da�
die Tauben, um zu trinken, direct in den Nil fliegen; nat�rlich gehen
sie in so seichtes Wasser, da� sie Grund finden. Aber wie lange wird es
dauern und Gewohnheit, Notwendigkeit und Zuchtwahl werden
zusammenwirken, es werden sich Schwimmh�utchen an den F��en bilden und
nach 10,000 Jahren oder mehr hat Aegypten vielleicht schwimmende Tauben.

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Books | Photos | Paul Mutton | Thu 25th Dec 2025, 10:23