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Page 65
Mit erneuertem Eifer eilten wir voran und eine Stunde vor
Sonnenuntergang hatten wir den Rand der Sahara, das felsige Steil-Ufer
des Nil, erreicht. Ja, auf einem erh�hten Vorsprunge konnten wir, in
weiter Entfernung allerdings, den Nil selbst und seinen gr�nen Rahmen,
die schlanken Palmen, erkennen. Sobald die Kamele herangekommen waren,
wurde dann noch mit Vorsicht der Abstieg ausgef�hrt, wollten wir doch
vor allen Dingen noch am selben Abende der traurigen Hammada (steinigen
Hochebene) entfliehen und der W�ste f�r immer Lebewohl sagen.
Aber wenn wir auch die Genugthuung hatten, am Fu�e des felsigen Ufers
unsere Zelte aufschlagen zu k�nnen, so war es doch zu sp�t geworden, um
das eigentliche Nilthal, das, welches unter der unmittelbaren Einwirkung
des belebenden Wassers steht, erreichen zu k�nnen. Die Schwierigkeiten,
die beladenen Kamele durch die enge, absch�ssige Felsspalte
hinabzutreiben, waren so gro�, da� es schon dunkelte, als wir unten am
Ausgange der majest�tischen Schlucht ankamen. Aber ein prachtvoller
Lagerplatz war es. Da standen unsere Zelte am Fu�e der j�h abfallenden
Kalkw�nde, vor uns �ffneten sie sich, der Ausgang winkte uns Leben
entgegen, hinter uns th�rmten sie sich himmelhoch auf, eine riesige
Mauer als Scheidewand der ewig todten Sahara vom fruchtbarsten Thale der
Welt. Und nun ging der Mond auf und ergo� sein Licht �ber unser
malerisches Lager; die Feuer prasselten, behaglich hatten sich die m�den
Kamele in den weichen Sand gestreckt und zermalmten langsam ihr
wohlverdientes Futter; die deutschen Diener provocirten jubelnd durch
Revolver und Gewehrsch�sse das vielfache Echo, w�hrend wir Anderen uns
vor unsere Zelte gesetzt hatten und die Freuden der Nilreise erwogen,
welche wir sicher schon am andern Tage antreten zu k�nnen hofften.
Das war unser letztes Lager, unsere letzte W�stennacht, die gewi� Jedem
von uns unverge�lich sein wird.
Fr�her als sonst waren wir am anderen Morgen bereit. Schnell wurden die
Zelte gerollt, die Kamele beladen und vorw�rts ging es. Aber so schnell
war dennoch Esneh, wo wir uns einzuschiffen hoffen konnten, nicht
erreicht. Wir waren allerdings im Nilthale, aber noch weit von Esneh,
dessen Palmen noch nicht einmal zu sehen waren. Ein regelrechter
Tagemarsch mu�te noch zur�ckgelegt werden und zwar kein angenehmer, denn
das Thermometer zeigte im Schatten �ber 30 Grad. Inde� zogen wir immer
l�ngs der fruchtbaren Nilfelder nach S�den und rechts das hohe Ufer bot
in seiner wechselvollen Form Unterhaltung genug, um die Zeit rasch
schwinden zu machen.
Nachmittags erreichten wir denn auch die ersten menschlichen Bauten,
zwar nur Ruinen, aber interessanter Art. Es waren die Reste eines
ehemaligen bedeutenden koptischen Klosters, welches auch heute noch f�r
die �gyptischen Christen ein ber�hmter Wallfahrtsort ist. Hierher kam in
der Mitte des vierten Jahrhunderts der Pater Pachomius, ein Held der
koptischen Kirche. Die Kirche des Klosters, eine Rotunde, ist noch gut
erhalten, ja einige Zellen, mit Matten belegt, geben Zeugni�, da�
manchmal Tage lang noch Gottesdienst hier verrichtet wird. Einige in
Stein gehauene griechische Inschriften deuten auf das hohe Alter des
merkw�rdigen Klosters hin. Am interessantesten sind aber die h�bschen
Mausoleen in der N�he des Klosters; hier ruhen die Gebeine der
christlichen M�rtyrer, welche im Jahre 303 n. Chr. auf Befehl vom Kaiser
Diocletian hingerichtet wurden. Reizende Grabkapellen, deren h�bsche
architektonische Formen sich nur vergleichen lassen mit der ber�hmten
Nekropolis in Chargeh und die um so bemerkenswerter sind, weil sie zu
den wenigen Bau�berresten geh�ren, welche aus _ungebrannten_ Thonziegeln
errichtet sind.
Jetzt tauchten auch die G�rten von Esneh auf und bald darauf erblickte
man die gr��eren Geb�ude und die schlanken Minarets der Moscheen. Unser
Factotum, Mohammed Daud, hatte ich vorausgeschickt, um uns beim Mudir
anzumelden, und eine halbe Stunde vor der Stadt kam uns auf einem
pr�chtigen wei�en Berberhengste der Unter-Mudir entgegen, um uns
willkommen zu hei�en. Zittel und ich waren vorausgegangen und betraten
bald darauf das h�bsche Lustschlo� des Chedive, unmittelbar am Nil
gelegen.
Sobald wir im Schlosse, welches der Chedive ganz zu unserer Verf�gung
gestellt hatte, eingerichtet waren, namentlich Jeder von uns sein Zimmer
in Besitz genommen hatte, stellten sich die Honoratioren der Stadt ein
und im gro�en Saale wurde Empfang gehalten. Wir aber forschten vor
Allem, ob in Esneh ein Trunk Bier zu haben sei, und siehe da, die Stadt
erwies sich in dieser Beziehung sehr civilisirt, denn bald darauf
standen vermiedene Flaschen Ale auf dem Tische. Seltsames Verlangen,
welches wohl nur der Deutsche, vielleicht auch der Engl�nder
besitzt--ich glaube, in Esneh ist w�hrend der kurzen Zeit unseres
Aufenthalts so viel Bier wie nie vorher verkauft worden.
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