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Page 57
Die Zahl der Bev�lkerung von Kairo d�rfte man auf circa 400,000 Seelen
f�r das Jahr 1875 beziffern. Genaue statistische Erhebungen sind in
mohammedanischen St�dten zur Zeit noch nicht auszuf�hren. Denn selbst
wenn eine amtliche Z�hlung vorgenommen wird, so st��t diese immer auf
un�berwindliche Hindernisse wegen der Haremverh�ltnisse und der
weiblichen Sclaven.
Von diesen 400,000 Einwohnern d�rften incl. 800 Perser etwa 20,000
Europ�er sein. Aber man denke nicht, da� etwa die 380,000 verbleibenden
Menschen alle einer Nationalit�t angeh�ren. Da sind die verschiedensten
schwarzen St�mme, da sind Syrier, �chte Araber, seit Jahrhunderten in
Aegypten lebende Araber, Inder, Chinesen, endlich Fellahin und Kopten
und eine gro�e Anzahl von T�rken. Alle diese stellt man, obschon sie es
keineswegs sind, als "Eingeborene" oder "Rechtgl�ubige" den fremden
Europ�ern gegen�ber. Da� man die Perser ebenfalls als besondere
Nationalit�t trennt, verdanken sie dem Umstande, weil sie in Aegypten
besondere Consuln haben.
Man z�hlte im Jahre 1873 in Kairo 4200 Griechen, 7000 Italiener, 4000
Franzosen, 1600 Engl�nder, 1200 Oestreicher und Ungarn, 800 Deutsche,
500 Perser, 120 Spanier, 50 Russen, 25 Belgier, 9 Brasilianer, 5
Portugiesen, 2 Schweden und 1 Nordamerikaner. Was die letzte Zahl
anbetrifft, so scheint sie uns nicht richtig zu sein, da allein in der
chedivischen Armee an hundert nordamerikanische Officiere dienen, von
denen wir bei den eigenen Verh�ltnissen in Aegypten kaum glauben k�nnen,
da� sie ihre Nationalit�t aufgegeben haben. Wenn wir �berhaupt zu diesen
Zahlen gr��ere Zuversicht haben d�rfen, weil sie eben auf amtliche
Ermittelung der bez�glichen Consulate fu�en, so sind sie doch auch noch
fern davon, eine so absolute Sicherheit zu gew�hren, wie wir gewohnt
sind, von unseren amtlichen, statistischen Erhebungen zu erwarten.
Kairo hat wenigstens 300 Moscheen, wenn man alle kleinen Kapellen und
Beth�user mitrechnet, also ein Gotteshaus auf circa 1200 Individuen;
denn von den 400,000 Einwohnern sind, wenn wir die Kopten mitrechnen,
wenigstens 50,000 Christen. Diese letzteren haben 44 Kirchen, was
ohngef�hr dasselbe Verh�ltni� ergiebt, und rechnet man in Kairo 7000
Juden und f�r dieselben 13 Synagogen, so erh�lt man das Resultat, da�
diese am g�nstigsten daran sind, denn es beziffert sich f�r sie die Zahl
der zu einem Tempel Geh�rigen auf einige mehr als 500.
In der Hauptstadt des Chedive herrscht nat�rlich die vollste religi�se
Freiheit, aber erst seit einigen Jahren. Wie aber Alles, was ma�los ist,
zu Unzutr�glichkeiten f�hrt, so auch diese vollkommene religi�se
Freiheit. Es offenbart sich dies am meisten bei jenen gro�en
mohammedanischen Prozessionen, welche oft stundenlang den Verkehr auf
den Stra�en hemmen. Die Zeiten sind allerdings l�ngst vor�ber, wo ein
Andersdenkender beim Zuschauen einer solchen mohammedanischen Prozession
sein Leben gef�hrdet sah, und da die Muselmanen ja �berhaupt nicht die
Sitte des Hutabnehmens haben, so ist vom "Huteintreiben" oder
"Hutabschlagen", wie das in unseren toleranten und civilisirten L�ndern
vorkommt, nie die Rede.
Unerw�hnt darf man auch nicht lassen, da� dies die einzigen
Ausschreitungen sind, welche sich der Cult dem staatlichen Gemeinwesen
gegen�ber erlaubt, denn nicht w�rde der unbestraft bleiben, w�re er ein
auch noch so hoher Geistlicher, der sich dem Staats-Gesetze widersetzen
wollte.
Ueberhaupt lebt man in keinem Lande der Welt so sicher als in Aegypten
und speciell in Kairo. Es ist wahr, da� auch hier manchmal gro�e
Diebst�hle ver�bt werden, und ich erinnere nur an den ber�hmten
Diamantendiebstahl Ende des Jahres 1874; aber er wurde in dem
europ�ischen Viertel und von Europ�ern vollzogen. Von Mordtaten,
Raubanf�llen und gr��eren Verbrechen h�rt man fast nie.
Wenden wir uns zu einzelnen gro�en Bauten und Anlagen, so zieht vor
allen im alten Stadttheile die Citadelle unsere Aufmerksamkeit auf sich.
Schon von Weitem, wenn man mit der Bahn sich n�hert, sieht man die hohe
Kuppel und die eleganten schlanken Minarets der Moschee des Mohammed
Ali, welche die Citadelle als kr�nendes Werk �berragt. Denn die
Citadelle ist keineswegs _eine_ Baute, sondern besteht aus verschiedenen
fortifikatorischen Geb�uden, aus Pal�sten, Kasernen und kleineren
Geb�uden. Aber der aus Alabaster errichtete Dom, unter dem die Gebeine
des gro�en Begr�nders der beutigen Dynastie ruhen, mit seinen imposanten
Formen, in seiner dominirenden Lage, ist doch das Geb�ude, welches den
Fremden am meisten fesselt.
Hier auf der Citadelle ist auch der ber�hmte Brunnen in den Fels
hinabgehauen; er ist fast 100 Meter tief und so breit, da� man bis zur
Quelle mittelst Stufen hinabsteigen kann. Er hei�t Josephs-Brunnen, hat
aber nichts mit dem biblischen Joseph gemein, sondern wurde von Joseph
ben Agub oder Saladin, dem ersten aglubitischen Sultan, erbaut, damit im
Falle einer Belagerung die Citadelle nicht des Wassers ermangele.
Mittelst zweier Sch�pfr�der (=Norias oder Sakias=) wird das Wasser
an die Oberfl�che gehoben. Der Anblick von der Plattform der Citadelle
auf die gro�e Stadt zu ihren F��en, auf Bulak, Rodha und den gewaltigen
Nil, auf die Pyramiden und im Hintergrunde die mit dem Himmel
verschwimmende Sahara geh�rt zu dem Gro�artigsten, was man sich denken
kann; die k�hnste Phantasie findet hier ihre Befriedigung. Und wenn man
das Gl�ck hat, bei der Betrachtung dieses Bildes die �ber dem
Mokattam-Gebirge heraufsteigende Sonne als Fr�hbeleuchtung zu haben, so
spottet das Ganze jeder Beschreibung, und selbst der eingebildetste
Pedant, der n�rgelndste Philister wird von der Gro�artigkeit dieses
Panoramas �berw�ltigt werden.
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