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Page 56
Der erste Stadttheil, der sich an die Citadelle lehnt, welche selbst auf
einem der �u�ersten Ausl�ufer des Mokattam-Gebirges gelegen ist, den man
unter dem Namen Chalifenstadt begreifen kann, ist ein gro�es Labyrinth
krummer und enger Stra�en, oft durch Ueberbauten dunkel und so
unscheinbar, da� man meinen sollte, man bef�nde sich in einer Gasse des
Hauptortes der Oase des Jupiter Ammon. Hier kennt man kein Pflaster,
hier giebt es Abends keine Beleuchtung, geschweige denn von Gas zu
reden; zahlreiche Sackgassen n�tigen den nicht Eingeweihten, stets auf
seine Schritte zur�ckzukommen, vom Eintritt eines bestimmten Platzes an
bis zu einer bestimmten Grenze wird der Fremde, passirt er Nachts diesen
Stadttheil, von einer klaffenden Meute hungriger Hunde verfolgt, welche
wild und herrenlos, wie sie sind, doch unter sich eine genaue
Besitzeintheilung hergestellt haben der Art, da� immer ein Theil eines
Quartiers oder einer Stra�e von einer Meute besetzt gehalten wird, die
auf's Eifrigste �ber die Unverletzlichkeit ihres Territoriums wacht.
Wehe dem Fremden, der Nachts ohne Stock durch eine von diesen wilden
Bestien bewachte Stra�e geht, namentlich wenn er ein Ungl�ubiger und in
europ�ischer Tracht ist; aber noch mehr wehe, wenn einer ihres Gleichen,
ein fremder Hund, sich unter sie verirren sollte, er ist unrettbar
verloren, gelingt es ihm nicht, auf sein eignes Gebiet zur�ckzufl�chten.
Aber nicht immer haben wir enge und unscheinbare Gassen, in diesem
Ur-Kairo ist Alles Ueberraschung. Hier giebt es auch Moscheen von allen
Formen und allen Farben, einfache und prachtvolle, reich mit Arabesken
und Sculpturen geschm�ckte und solche, welche �u�erlich nur eine nackte
Wand zeigen. Hier bemerkt man auch jene reich sculptirten Brunnen,
meistens fromme Stiftungen, welche bis vor Kurzem, wo das Trinkwasser in
Kairo so sp�rlich war, zu den gr��ten Wohlthaten z�hlten, die ein
frommer Moslim seiner Vaterstadt vermachen konnte. Hier findet man auch
jene reizenden Muscharabiehen aus Holz geschnitzt, welche die Eifersucht
des gestrengen Haremgebieters erfand. Muscharabiehen sind Jalousien,
welche sich stark ausgebuchtet vor den Fenstern befinden. Sie sind auf's
Kunstvollste aus Holz geschnitzt, oft so fein und zierlich, da� es sich
von Weitem wie Filigran-Arbeit ausnimmt. Geheimnisvoll ragen sie im
Halbdunkel der Stra�en aus den H�usern hervor; manchmal scheinen sie
sich bei den �berh�ngenden Etagen der H�user zu ber�hren. Dahinter
lauert die junge Frau des Hausherrn, verlangende Blicke wirft sie auf
das Leben zu ihren F��en, sie h�rt es, sie sieht auch Alles, ohne selbst
bemerkt zu werden; gl�hend err�thet sie, wenn ein jugendlicher Frangi
vor�bergeht, der ihr viel vorteilhafter d�nkt, als jener alte,
wei�b�rtige Mann, dem sie gezwungen war, ihr Leben zu opfern. Da
erblickt sie gar in einer Carrosse dahersausend zwei h�bsche
Christendamen, sie sind unverschleiert. Sie l�cheln, sie freuen sich des
Lebens, w�hrend sie selbst, die Aermste, hinter ihrer Muscharabieh eine
Thr�ne im Auge zerdr�ckt und ihr freudenloses Leben beklagt! Aber was
ist das? Da biegt um die Ecke ein eleganter Pha�ton, laut schreiend vor
ihm rufen die L�ufer ihr ewiges "=Guarda, Guarda=" oder
=schemalak ia chodja, l'iminak=[53]. Darin sitzen im Wagen zwei
reizende Moslemata[54], kaum verschleiert die d�nne T�llspitze ihr
fr�hlich l�chelndes Gesicht; sie scheinen aber auch gar keine Lust zu
haben, ihr Antlitz verbergen zu wollen, im Gegentheil, man sieht, da�
sie nur scheinbar diesen Zwang mitmachen. Es sind Prinzessinnen, T�chter
oder Nichten des Chedive; ahnungsvoll zieht sich unsere Sch�ne aus
ihrer Muscharabieh zur�ck; ein dunkles Gef�hl sagt ihr, da� auch f�r
ihres Gleichen bald die Stunde der Befreiung schlagen wird.
Hier finden wir auch jene gro�en Bazarstra�en, wo die Produkte der drei
Erdtheile sich einander begegnen und wo in immer gesch�ftiger Weise
w�hrend des ganzen Tages das regste Leben und Treiben herrscht und
Gro�-und Kleinhandel getrieben wird. Von einigen dieser Bazars soll
sp�ter noch die Rede sein.
Der andere Stadttheil, ganz neu und vorzugsweise eine Sch�pfung des
jetzigen Chedive, daher auch Ismaelia genannt, mit seinen seenartigen
G�rten, seinen breiten wohlgepflasterten und t�glich besprengten
Stra�en, seinen Pal�sten und Theatern, seinen Gascandelabern und
prachtvollen L�den ist vollkommen europ�isch. Dies moderne Kairo,
welches heute schon von den Fluthen des Nils ber�hrt wird, steht in
Nichts den sch�nsten St�dten Europas nach. Was luxuri�se Ausstattung der
Geb�ude und ihrer Fanden anbetrifft, so k�nnen sich die der �gyptischen
Hauptstadt ganz messen mit denen am Ring in Wien oder denen der
Boulevards von Paris.
Mit Recht sagt Levernay (=guide annuaire d'�gypte 1873 p. 254=):
Hier ist die Vereinigung des Orients mit dem Occident, hier ist das
Symbol der religi�sen Freiheit; hier ist das B�ndni� der Handelsfreiheit
(?)[55] und der V�lkergemeinschaft; findet man nicht in dieser Stadt
zusammenlebend den flachshaarigen Scandinavier an der Seite des
wollhaarigen Furer, den fanatischen Magrebiner von der K�ste des
atlantischen Oceans an der Seite des gelbh�utigen Indiers oder den
s�dlichen Araber mit kaffeebrauner Haut an der Seite des
halbeurop�ischen T�rken? Und dazwischen Tartaren, Perser, Turkomannen,
Kurden und Chinesen. Ja, hier sieht man Hand in Hand gehend den
gelehrtesten Professor aus der Hauptstadt der Denker mit dem von Steppe
zu Steppe vagabondirenden Nomaden, welcher, ohne Gesetze lebend, nur
seinem eigenen Willen folgt. Ja, es ist ein eigenth�mliches Leben in
Kairo und gl�cklich Der, welcher Empf�ngnis hat f�r die Sitten fremder
V�lker oder der gar die Gabe besitzt, dem Gedankengange der Eingeborenen
momentan folgen zu k�nnen. Hier an der �ltesten Wiege menschlicher
Cultur reichen sich Tag f�r Tag Asiaten, Europ�er und Afrikaner die
Hand, und wie schon zu verschiedenen Malen von hier aus die menschliche
Entwickelung zu ihren jeweiligen h�chstem Triumphen gelangte, so scheint
auch jetzt ein neues Leben, ein neues gewaltiges Ringen zum
Vorw�rtskommen erwacht zu sein.
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