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Page 51
Auf dem Platze Mohammed Ali's, auch =Place des consuls= genannt,
concentrirt sich am meisten das europ�ische Leben; hier sieht man die
gl�nzendsten L�den, hier ist das franz�sische Generalconsulat, das
Stadthaus, mehrere gro�e Hotels und seit zwei Jahren--Allah und Mohammed
verzeihe dem Chedive und seinen R�then diese christliche oder vielmehr
heidnische Ketzerei--erhebt sich inmitten der breiten Allee die �ber
lebensgro�e Statue des Begr�nders der jetzigen Dynastie. Die Statue
Mohammed Alis ist aus Bronce und im Ganzen 11,50 Meter hoch, wovon 6,50
Meter auf das aus toscanischem Marmor gemei�elte Piedestal kommen,
w�hrend die Reiterstatue selbst 5 Meter hoch ist. Die Statue ist von
prachtvoller Wirkung. Mohammed Ali in orientalischer Tracht, den Kopf
beturbant, sitzt in gebietender Stellung zu Ro�, seinem energischen
Gesichtsausdruck sieht man es an, da� er der Mann ist, welcher das
t�rkische Joch absch�ttelte, der, h�tten nicht die Gro�m�chte ihr Veto
dazwischen gerufen, sein Schwert bis nach Stambul selbst hineingetragen
haben w�rde. Furchtsam umstehen die Fellahin das Denkmal, fromme Fl�che
und Verw�nschungen murmelt der scheinheilige Taleb oder Faki beim
Anblick dieses gewaltigen Mannes; am liebsten w�rde er gleich das "Bild"
vernichten. Aber der Preis und die Belohnung, welche er sich daf�r im
Paradies unfehlbar erwerben w�rde, scheint doch nicht so sicher zu sein,
als die irdische Strafe, welche einem solchen Versuche auf der Stelle
folgen w�rde. Ismael, der jetzige Regent von Aegypten, kennt seine
Leute, er wei�, was er ihnen bieten kann und er wei�, da� der
einigerma�en denkende Mohammedaner heute der irdischen Belohnung und der
irdischen Strafe vor den unsicheren zuk�nftigen Versprechungen oder den
jenseitigen Qualen den Vorzug giebt. =Tout comme chez nous=. Wer
f�rchtet sich heute bei uns vor den Flammen der H�lle und vor der
Aussicht, Milliarden von Jahren dem Allerh�chsten ein Hallelujah zu
singen!--Aber das irdische Gesetz und das eigne Pflichtgef�hl, die Liebe
zum Guten und Sch�nen, der Ha� des B�sen und H��lichen, welche uns
_jetzt_ schon erblich, m�chte ich sagen, �berliefert werden, das sind
heute die gro�en Triebfedern, welche die menschliche Ordnung und
Gesellschaft zusammenhalten m�ssen.
Da� f�r die religi�sen Bed�rfnisse der Europ�er reichlich gesorgt ist,
versteht sich von selbst in einer orientalischen Stadt, wo die meisten
Europ�er Katholiken sind oder der griechischen Kirche angeh�ren. Es
giebt 3 katholische Kirchen, 4 f�r den griechischen Ritus, 3
protestantische, 1 koptische und 1 maronitische Kirche. Die Juden haben
3 Synagogen. Da� M�nche und Kl�ster nicht fehlen in einer so gro�en
Stadt am Mittelmeere, der Geburtsst�tte so vieler Religionen, braucht
wohl kaum gesagt zu werden. Der koptische Patriarch residirt auch in der
Regel in Alexandrien.--An Wohlth�tigkeitsanstalten besitzt die Stadt 4
Hospit�ler, das f�r Milit�r und Civilpersonen eingerichtete
Gouvernementshospital, das allgemeine europ�ische Hospital, das
Diaconissenhospital und ein griechisches. Von den barmherzigen
Schwestern wird auch ein Findlinghaus geleitet.--Die Schulen sind alle
in den H�nden der Geistlichkeit, aber es d�rfte, seit Herr Dor, ein
Schweizer, die Leitung des Unterrichts in Aegypten �bernommen hat, bald
eine g�nstige Ver�nderung eintreten; auch eine deutsche Schule ist unter
den Auspicien des deutschen Generalconsulats gegr�ndet worden. Von den
�brigen europ�ischen Schulen nenne ich das Institut der Lazaristen
(=coll�ge des Lazaristes=), �hnlich eingerichtet, wie ein
franz�sisches Lyceum: man unterrichtet in franz�sischer Sprache
Lateinisch und Griechisch. Das Arabische, Neugriechische, Italienische
ist facultativ. Englisch und Zeichnen und Musikunterricht werden
besonders bezahlt, der Pensionpreis betr�gt 1000 Francs j�hrlich. Die 12
Lehrer sind s�mmtlich Geistliche. Die Schule wurde 1873 von 60 Sch�lern
besucht. Das italienische Lyceum steht unter italienischer
Regierungscontrole; die Zahl der Sch�ler betrug 255 im selben Jahre. Die
Schule der schottischen Kirche, die der apostolischen Amerikaner, die
der Griechen, die allgemeine, unter dem Protectorat des �gyptischen
Erbprinzen stehende Schule mit unentgeltlichem Unterricht sind alle mehr
oder weniger stark frequentirt. Auch die Juden haben eine von etwa 120
Sch�lern besuchte Anstalt. Au�erdem giebt es 6 M�dchenschulen. Sowohl
von den Kirchen, wie auch von den Schulen haben mehrere ein monumentales
Aeu�ere.
Die Vereinigung der ersten Gelehrten, welche jedoch kein eignes Geb�ude
besitzen, ich meine =l'Institut �gyptien= ist seit Anfang dieses
Jahres nach Kairo verlegt worden. Es giebt sodann viele
Wohlth�tigkeitsvereine und auch gesellige; von den letzteren sind die
bedeutendsten der B�rsencirkel, der philharmonische Gesellschaftskreis,
vorwiegend aus Franzosen bestehend, und der Club der Deutschen. F�r das
geistige Leben ist durch eine �ffentliche Bibliothek und durch das
Erscheinen von 9 Zeitungen gesorgt, von denen 3 in italienischer, 1 in
englischer, 2 in griechischer und die �brigen in franz�sischer Sprache
erscheinen.
Im h�bsch gelegenen und elegant erbauten Siziniatheater werden
italienische Opern aufgef�hrt, au�erdem giebt es noch ein kleines
Theater, Namens Alsieri. Erw�hnen wir schlie�lich noch, da�
franz�sische, englische, italienische und griechische Freimaurerlogen in
Alexandrien sind, im Ganzen 8, an der Zahl, so glauben wir aller
Anstalten Erw�hnung gethan zu haben. Nur m�chte ich f�r etwaige nach
Aegypten Reisende hervorheben, da� es dort eine Reihe guter H�tels
giebt, von denen 2 ersten Ranges, da� Kaffeeh�user und Restaurationen in
gro�er Anzahl vorhanden sind, ja da� es sogar viele deutsche Bierstuben
giebt, wo Wiener Bier verzapft wird. In der Stadt Alexander des Gro�en,
des Ptolem�us Philadelphus, deutsches Bier von deutschen Jungfrauen
geschenkt! In der Stadt des Pompejus, der Cleopatra Gas- und
Dampffabriken! Welche Gegens�tze und doch so gro� nicht, wie man denkt!
Denn in der Stadt, wo das weltber�hmte Museum mit 700,000 B�chern oder
vielmehr Schriftrollen war und die im Serapeum eine zweite Bibliothek
mit 200,000 B�nden besa� und deren Stra�en eben so wohl und gerade
angelegt waren, wie jetzt die des europ�ischen Viertels[46], in der zur
Zeit, als die R�mer die Herrschaft antraten, nach Diodorus Siculus fast
eine Million Einwohner sich befanden, soll die Zukunft erst wieder eine
gleiche Bl�the und Bev�lkerung hervorbringen, wie wir solche zu Zeiten
der Ptolem�er dort vorfanden.
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