Beiträge zur Entdeckung und Erforschung Africa's. by Gerhard Rohlfs


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Page 50

In der That hat Alexandrien, wie keine andere Stadt am Mittelmeere, eine
vorteilhafte Lage. Wegen des ausgezeichneten Hafens braucht es nicht zu
bef�rchten, von Port Said, das allerdings an der M�ndung des Kanals von
Suez liegt, �berfl�gelt zu werden, und mittelst der Eisenbahnen und
Dampfschiffe auf den Kan�len ist es ohnedie� mit dem gro�en Kanal in
intimster Beziehung. Alexandrien liegt an einer der gr��ten
Verkehrsadern unserer Zeit, einer Verkehrsstra�e, welche voraussichtlich
immer als eine der am lebhaftesten pulsirenden Handelswege fortbestehen
wird. Aber nicht allein das ist es, gleichsam als Etape zwischen
Ostindien und Oceanien einerseits und Europa andererseits zu dienen; die
Stadt Alexander des Gro�en liegt an der M�ndung des einzigen schiffbaren
Flusses von Nordafrika, welcher mit seiner m�chtigen Ver�stelung ein
ungeheures Gebiet beherrscht. Welche Zukunft erschlie�t sich der Stadt,
wenn die Producte aus Centralafrika nilabw�rts ihr zugef�hrt werden.
Denn jetzt vermittelt der Nil blos Das, was an Erzeugnissen l�ngs seines
300 Meilen langen Stammes producirt wird. Welche Zukunft wird aber
Alexandrien haben, wenn die Felsen der Katarakte gesprengt und man mit
Dampfschiffen direct vom Mittelmeere bis zu den See'n Innerafrikas, den
gro�en Wasserreservoirs des Nils, wird fahren k�nnen!

Aber wenn man auch Alexandrien ein immer mehr g�nstig sich gestaltendes
Prognostikon stellen kann, so hat die Stadt keineswegs Ursache, mit
ihrer heutigen Entwickelung unzufrieden zu sein. Es ist der Gro�vater
des jetzigen Chedive, Mohammed Ali, dem die Stadt ihren jetzigen
Aufschwung verdankt. Dadurch, da� er der Stadt den Kanal herstellte,
wurde ihr nicht nur gutes Trinkwasser, sondern auch ein leichter
Verkehrsweg mit dem Innern geschaffen. Mohammed Ali war auch der Erste,
welcher den Schiffen der christlichen Nationen den Eingang in den alten
Hafen er�ffnete; bis vor seiner Regierung mu�ten sie den neuen, wenig
sicheren Hafen benutzen.

Alexandrien mit etwa 200,000 Einwohnern zerf�llt in zwei Stadttheile,
von denen der eine von der europ�ischen Bev�lkerung der andere von den
Eingeborenen bewohnt wird. Der arabische[42] Stadttheil ist im
Nordwesten und Westen gelegen; die Stra�en sind eng, unregelm��ig, im
Sommer staubig, im Winter mit undurchdringlichem Schmutz erf�llt; die
H�user sind meist einst�ckig und h�chst launenhaft gebaut. Hier steht
eins mit halber Front, diagonalartig zur Stra�e, dort h�ngt eins mit dem
oberen Stockwerk �ber; hier ist eins in die Stra�e selbst hineingebaut,
dort ist eins, welches einen weiten Hof vor sich hat. Fenster sind
sp�rlich vorhanden, namentlich im Erdgeschosse; ist eine Bel-Etage
vorhanden, so findet man h�ufig sehr viele, mit feinem Holzgitter
verschlossene Fenster. Sehr praktisch ist der zickzackartige Bau des
oberen Geschosses, der Art, da� regelm��ig vorspringende Winkel, mit
Fenstern versehen, angelegt sind. Alte Geb�ude findet man in der
Alexandrinischen Araberstadt fast gar nicht, so da� sie keineswegs ein
interessantes Aussehen hat, sich h�chstens gut bei Mondscheinbeleuchtung
ausnimmt. So durchzogen wir sie denn auch eines Abends, ehe wir die
libysche Expedition antraten, und besuchten sodann ein Kaffeehaus der
Eingeborenen, um eine Mokka zu schl�rfen und einen Tschibuk zu saugen.
Aber auch hier f�ngt die Civilisation an, mit m�chtiger Gewalt
einzudringen. Im ganzen arabischen Viertel ist jetzt Gasbeleuchtung. Wie
lange wird es dauern und die Stra�en werden gepflastert, sie werden
gerade gemacht, besprengt, mit schattigen B�umen bepflanzt und statt der
kleinen Gew�lbe und Boutiken mit pr�chtigen Verkaufsl�den geschm�ckt
werden. Das Letztere w�re namentlich w�nschenswert; denn gezwungen durch
die Kleinheit ihrer Verkaufsbuden, r�cken die Kaufleute ihre Waaren weit
in die Stra�en hinein, verengern so die Passage und f�llen die Luft mit
den sich mischenden Ger�chen gekochter Speisen, frischen Gem�sen, rohen
Fleisches, kurz aller Gegenst�nde, die sie feil haben.

Das muselm�nnische Alexandrien hat hundert Moscheen, von denen jedoch
keine einzige ausgezeichnet und ber�hmt ist, verschiedene Sauya[43] und
Medressen[44] und eine Menge Funduks und Karawanseraien, um Menschen und
Thiere zu beherbergen. Es versteht sich von selbst, da� in diesen
Funduks nur die Eingeborenen logiren. Die Bev�lkerung des arabischen
Theiles von Alexandrien betr�gt etwa 100,000 Einwohner, also die H�lfte
der Gesammtbev�lkerung.

Ganz anders erscheint das europ�ische Quartier, welches, wie aus dem
fr�her Gesagten hervorgeht, eine eigentliche Sch�pfung der Neuzeit ist.
Breite und gerade Stra�en, zum Theil mit sch�nen Baumreihen bestanden,
hier und da ein reizender Platz mit immergr�nen Pflanzen und duftigen
Blumen, an den Seiten pr�chtige, mehrst�ckige H�user, massive Bauten
mit den elegantesten L�den, herrliches Pflaster (die Steine dazu hat
man von Triest kommen lassen, _jedes St�ck_ hat circa 5 Francs gekostet
bei einer Gr��e von 15 Zentimeter quadratischer Oberfl�che auf 20
Centimeter Tiefe), mit sch�nem Trottoir f�r Fu�g�nger, machen das
europ�ische Alexandrien zu einer der sch�nsten St�dte am Mittelmeere.
Dazu kommt eine ausreichende Gasbeleuchtung und eine k�nstliche
Wasseranstalt (auch die arabische Stadt wird mit Wasser aus derselben
versorgt), welche bei Moharrem-Bai Nilwasser in ein Reservoir pumpt, aus
der die ganze Stadt mit dem besten Trinkwasser der Welt versorgt
wird[45]. Der mittlere Verbrauch von Wasser bel�uft sich auf 8000
kubische Meter t�glich.

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Books | Photos | Paul Mutton | Tue 23rd Dec 2025, 21:18