Beiträge zur Entdeckung und Erforschung Africa's. by Gerhard Rohlfs


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Page 44

Eine solche Auff�hrung, wie sie in Kairo Statt hatte, mu� selbst den
verw�hntesten Geschmack befriedigen. Die Musik freilich wird wohl nicht
�berall Beifall finden. Die Freunde der Harmonie werden sagen, es sind
zu viel Wagner'sche Ankl�nge vorhanden, die Wagnerianer werden die Musik
zu d�nn und zu wenig �berw�ltigend finden. In der That ist Verdi bei
dieser Composition ganz aus seiner Rolle gefallen. Der Componist des
"Ernani", des "Trovatore" hat sich im Wagnerianismus versuchen wollen,
aber nichts als zwangvolle S�tze sind entstanden, welche das Publicum
kalt lassen.

Die innere Einrichtung des Opernhauses ist reizend. Die B�hne ist
verh�ltni�m��ig gro�, ebenso der Orchesterraum. Links hat der Chedive
eine Prosceniumsloge, die gleich hoch _allen_ Logenreihen ist, darunter
eine kleine dicht am Orchester. Rechts ist die chedivische Haremsloge,
durch ein so feines Eisengitter verschleiert, da� die Meisten glauben,
dies wei�e Gewebe seien T�llgardinen, aber in der That besteht es aus
dem feinsten Eisendraht. Daran schlie�en sich vier andere, �hnlich
verschleierte Logen, f�r andere Haremsdamen hoher W�rdentr�ger.

Das Opernhaus hat vier Logenreihen �bereinander. Im ersten Stock, also
parallel mit den Logen ersten Ranges, befindet sich ein gro�es und
f�rstlich eingerichtetes Foyer, zug�nglich f�r Jedermann. Daneben sind
Restaurationslocale, die man �brigens auch unten findet.

Zu der Zeit wurde das Opernhaus erheblich vergr��ert, weil die damaligen
R�ume zur Aufbewahrung der Decorationen keineswegs gen�gten.

Am folgenden Tage wurden wir um 10-1/2 Uhr zum Vicek�nige befohlen; wir
holten Herrn v. Jasmund ab. Der Vicek�nig residirt in einem neuen Palais
im neuen Stadttheile Ismaelia. Nach wenigen Vorstellungen, die zwischen
Ali Pascha, dem Ceremonienmeister und dann einem Anderen, der der
Gro�siegelbewahrer ist, stattfanden, f�hrte man uns die Treppe hinauf,
wo wir oben vom Vicek�nige empfangen wurden. Aus dem gro�en Saale f�hrte
er uns in ein kleines Zimmer. Die Unterhaltnng drehte sich nat�rlich nur
um die Expedition. Zuerst aber, nachdem wir vorgestellt waren, hielt
Herr v. Jasmund einen kleinen =speech=, worin er dem Vicek�nige
dankte f�r das, was er f�r die wissenschaftliche Expedition gethan. Dann
erwiderte der Vicek�nig, wie gl�cklich er sich sch�tze, mit solchen
Leuten eine solche Expedition organisiren zu k�nnen, und dann stattete
ich meine Gr��e ab und dankte im Namen des Kaisers und K�nigs. Als ich
dies sagte, erhob sich der Chedive von seinem Platze, aus Ehrfurcht vor
dem Namen Sr. Majest�t und Sr. Kaiserlichen Hoheit des Kronprinzen.

Hierauf war lange Unterhaltung (die Audienz dauerte 3/4 Stunden) �ber
die Expedition und hierbei beklagte sich der Vicek�nig bitter �ber
Bakers Expedition, der unn�tz Menschenblut vergossen und f�r Abschaffung
des Sclavenhandels nichts gethan habe. Diese vom Vicek�nige gesprochenen
Worte bekr�ftigten also in der That, da� Sir Samuel gar nichts erreicht
hat, da� seine Expedition vielmehr nach der Aussage des Chedive nur
unheilvoll wirkte. Ich begriff nun auch, warum die �gyptische Regierung
meiner Expedition so wenig officiellen Charakter, wie m�glich, geben
wollte. Gegen Samuel Baker scheint der Chedive jedoch sich ganz anders
ge�u�ert zu haben; wenigstens lesen wir in Bakers "Ismailia", da� der
Chedive seine Dienste durch die Verleihung des Osmanieh-Orden belohnte,
und da� Baker selbst meint, sein fester Glaube auf die Unterst�tzung der
Vorsehung sei nicht unbelohnt geblieben, also seine Aufgaben f�r gel�st
hielt. Das kann ich best�tigen, da� der Chedive keineswegs gesonnen
schien, die Baker'sche Expedition aufzugeben, sondern in Colonel Gordon
einen w�rdigen Mann fand, der da wieder ankn�pfte, wo Baker sein
Unternehmen abgebrochen hatte.

Der Vicek�nig, 1830 geboren, also jetzt 45 Jahre alt, hat eine
gedrungene Gestalt, ein sympathisches Gesicht, freundliche Augen, im
Ganzen ein sehr intelligentes Aeu�ere. Jedenfalls, nach seiner
Physiognomie zu schlie�en, ein Mann, der mehr liebt, das Gute zu thun,
als das B�se.

Als wir uns verabschiedet hatten, begab ich mich mit v. Jasmund nach
seinem H�tel, um noch einige Punkte wegen des Dampfers, der Kamele &c.
zu pr�cisiren und zu Papier zu bringen.

Dar�ber war es Mittag geworden. Nach Tische kam Jasmund, mich abzuholen
zu einem Besuche bei Hussein Pascha, dem zweiten Sohne des Vicek�nigs,
der den �ffentlichen Arbeiten vorsteht. Es handelte sich n�mlich darum,
die Papiere bez�glich des Nivellements der Eisenbahnstrecke von Siut zu
bekommen, damit wir bei unserem Vorgehen von diesem Punkte eine
bestimmte Basis h�tten. Hussein wohnt auf der Kasbah und im selben
Palais oder Harem, in welchem der gro�e Mohammed Ali sein Leben
ausgehaucht hat. Ein gro�artiges Geb�ude von colossalen Dimensionen,
dessen Bel-Etage ein immenses Kreuz bildet, derart, da� 1 das
Audienzzimmer, 2 den Saal und 3, 3, 3 noch andere Zimmer umfassen. Wie
im chedivischen Palaste, war auch hier Alles auf's Geschmachvollste,
auf's Reichste und ohne Ueberladung decorirt. Aber die Kasbah hat nicht
nur diesen einen Palast, sondern es ist dies ein Complex von Forts,
Schl�ssern und Moscheen. Da ist z.B. das Palais, in dem der Vicek�nig
die Beiramsfestlichkeiten abh�lt, da ist vor Allem die ganz aus
Alabaster, oder besser gesagt, aus �gyptischem Marmor erbaute Moschee
Mehemed Ali's.

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Books | Photos | Paul Mutton | Tue 23rd Dec 2025, 7:59