Beiträge zur Entdeckung und Erforschung Africa's. by Gerhard Rohlfs


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Page 40

Komisch erschien mir die Extravaganz der italienischen Damen in den
neuesten Moden: fu�hohe Chignons aller m�glichen Formen, selbst die
H�rner der Pullo-Frauen[29], die Wulste der Mandara-Damen[30] sind nicht
ausgeschlossen; ich glaube, keine Damen der Welt entwickeln so viel
Phantasie in der Herstellung aller nur m�glichen Haartouren, als die
sch�nen Milaneserinnen. Sehr h�ufig sieht man vorn auf der Stirn kleine
L�ckchen glatt angeklebt mit Pomade, ein entsetzlich schlechter
Geschmack. Alles dies gilt nur von der vornehmen Welt, das Volk ist in
dieser Beziehung vern�nftiger.

Mein Zimmer in der Bel-Etage des H�tels von Brindisi ging auf den Hafen,
und wenn auch keine gro�artige Aussicht geboten ist, so hat man doch
immer ein belebtes Bild.

Ich verbrachte meine Zeit damit, da� ich dem englischen Consul einen
Besuch machte, um seine herrliche Sammlung von Antiken u.s.w. zu
besehen. Er empfing mich sehr freundlich und hatte, wie er sagte, aus
der "Times" schon mein Kommen �ber Brindisi erfahren. Sodann suchte ich
den Archidiakon Farentini auf, der die Bibliothek unter sich hat, in der
sich nebenbei ebenfalls ein kleines arch�ologisches Museum befindet,
welches einzelne h�bsche Sachen, z.B. ein prachtvolles Lacrimale[31] und
interessante Broncestatuetten enth�lt. Bei der Gelegenheit zeigte er mir
auch eine h�chst merkw�rdige Vase, welche sich im Reliquien-Schreine des
Doms befindet, von so feink�rnigem Granit, wie ich ihn nie gesehen. Sie
soll durch Kreuzfahrer aus Pal�stina gekommen sein, so sagen die
�ltesten Chroniken. Ob sie, wie Pater Farentini behauptet, ph�nicischen
Ursprunges ist, wage ich nicht zu best�tigen. Nach dem Volksglauben
�ltester Zeit soll dies dieselbe Vase sein, in der Jesus Wasser in Wein
verwandelt hat. Pater Giov. Farentini f�gte aber hinzu: "Ich f�r meinen
Theil halte sie nur werth als ein h�chst interessantes Kunstwerk, die
damit verkn�pfte heilige Legende �berlassen wir dem Volke." Ein
liebensw�rdiger alter Mann, dieser Domherr, der sich ein �ber das andere
Mal selbst besegnete (=benedetto io=), da� er meine Bekanntschaft
gemacht habe. Am n�chsten Tage wollte er mir noch einige
Merkw�rdigkeiten in der Stadt und Umgegend zeigen, obschon Brindisi in
dieser Beziehung sehr arm ist.

Nur langsam erholt sich diese einst so wichtige Stadt, welche im
Alterthum �ber 100,000 Einwohner, jetzt kaum 10,000 Seelen hat.

Strabo, welcher ausf�hrlich von dieser alten Stadt handelt, sagt[32].
Brundusium soll, wie gesagt wird, eine Colonie der Kreter sein, die mit
dem Theseus aus Knossus dahin kamen. Sodann lobt Strabo den Hafen der
Stadt, nach ihm ungleich besser als der Tarents, und f�gt hinzu, dieser,
wie es dem Anscheine nach aussieht, einzige Hafen theilt sich inwendig
in eine Menge kleinerer Busen, so da� der gesammte Hafen die Gestalt
eines Hirschkopfes bekommt, daher die Stadt auch ihren Namen erhalten
haben soll, denn in der Sprache der Messapier hei�t ein Hirschkopf
Brundusium.

Brundusium ist auch nach Strabo der gew�hnliche Hafen, aus dem man
ausf�hrt, wenn man nach Griechenland oder Asien �bersetzen will, und
alle Griechen und Asiaten landen auch hier, wenn sie Rom sehen wollen.
Brundusium gilt als Geburtsst�tte des Trag�diendichters Pacuvius, und
Virgil ist hier gestorben.

Mit dem Zusammensinken des r�mischen Reiches h�rte die Bl�the der Stadt
aus, nat�rlich weil der Verkehr zwischen Morgenland und Abendland
stockte. Und als dann zur Zeit der Kreuzz�ge auf einmal wieder ein
lebhafter, wenn auch feindlicher Zusammensto� zwischen Occident und
Orient stattfand, hob sich Brundusium rasch wieder und erlangte eine
Einwohnerzahl, die auf 60,000 Seelen veranschlagt wird. Kaiser
Barbarossa bevorzugte namentlich den Hafen und er ist auch der Erbauer
des Castells. Mit dem Falle Jerusalems, mit der Beendigung der
Kreuzz�ge hing auch der Verfall Brundusiums zusammen.

Erst jetzt, wo Brindisi wieder Hauptausgangspunkt und Ankunftsort f�r
Abendland und Morgenland geworden ist, hebt sich die Stadt wieder. Da
aber jetzt die diese Stra�e Ziehenden bei Weitem nicht so lange im Hafen
weilen wie im Alterthum, so ist der Aufschwung der Stadt ein viel
langsamerer. Aber Brindisi wird jedenfalls, wird diese Linie
beibehalten, immer eine gewisse Wichtigkeit bewahren.

Die Stadt selbst macht auch nur einen sehr d�rftigen Eindruck; zwar sind
die Stra�en mit herrlichen Quadern gepflastert, aber meist sehr schmal,
die H�user zum gr��ten Theile einst�ckig, und dann macht es einen h�chst
traurigen Eindruck, da� so viele Bauten unvollendet gelassen, zum Theil
schon wieder Ruine geworden sind. Was war die Ursache davon? Hatte man
kein Geld, keine Lust zum Weiterbauen? Aber wie erquickt Einen das
herrliche Gr�n, wie l�cheln Einem die allbekannten Opuntien und
langbl�tterigen Alo�s zu, wie bekannt und heimisch winkt der hohe
Palmbaum! Dazu das lebendige Treiben auf der Stra�e. Die wirklich
madonnenhaften Antlitze der jungen M�dchen, denn eine durchweg sch�ne
Bev�lkerung ist in Apulien und namentlich der weibliche Theil, ist fast
durchaus sch�n zu nennen.

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Books | Photos | Paul Mutton | Mon 22nd Dec 2025, 23:40