Beiträge zur Entdeckung und Erforschung Africa's. by Gerhard Rohlfs


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Page 31

Wird die Goro-Nu� alt und trocken, so wird die Oberfl�che mehr runzlig
und das Fleisch erh�rtet fast wie Holz und nimmt eine braunrothe F�rbung
an. In diesem Zustande wird sie Kola-Nu� genannt, denn nur frische N�sse
hei�en Goro. Der Geschmack der Nu� ist aromatisch bitter, etwas
adstringirend und zerkaut f�rbt sie den Speichel gelb-r�thlich. Sie
hinterl��t einen s��lichen, s��holzartigen Nachgeschmack. Es unterliegt
keinem Zweifel, da� die Goro-Nu� auch tonisch wirkt. Dieser angenehme,
bitter-s��e Geschmack ist aber nur bei frischen N�ssen zu bemerken,
getrocknet verlieren die Kola-N�sse fast jeden Geschmack, es ist dann
fast, kaut man sie, als ob man ungebrannte Kaffeebohnen kaute. Aber auch
in diesem Zustande m�ssen sie noch wirksame Bestandtheile besitzen, denn
nur so kann man es sich erkl�ren, da� die Kola-N�sse noch eine so gro�e
Verbreitung und Anwendung haben.

Die Araber, welche mit den Sudanl�ndern Verbindung haben, schreiben der
Goro-Nu� aber auch eine starke erotische Kraft zu und gerade dieser
Eigenschaften wegen kauen sie dieselbe; au�erdem behaupten sie, und dies
gewi� mit Recht, da� die Nu� Appetit erregend sei und namentlich der
Tabak besonders gut darauf schmecke.

Nat�rlich kann sich, was r�umliche Verbreitung anbetrifft, die Goro-Nu�
keineswegs mit Thee, Kaffee, Tabak, Opium oder gar alkoholartigen
Getr�nken messen; wenn wir aber bedenken, da� mehr oder weniger alle
Bewohner des n�rdlichen und nordcentralafrikanischen Continents von
diesem Stimulans Gebrauch machen, so liegt doch wohl die Frage nahe,
_weshalb_ ist die Goro-Nu� so allgemein in Aufnahme gekommen, _warum_
ist dieselbe heute gewissen St�mmen centralafrikanischer V�lker ebenso
unentbehrlich geworden, wie den meisten civilisirten V�lkern der Thee
oder Kaffee?

Die meisten Individuen, die Gebrauch von Thee oder Kaffee machen,
wissen nichts von den eigentlichen chemischen Eigenschaften dieser
Vegetabilien. Sie haben wohl nie von Koffein geh�rt; sie w�rden gar
nicht verstehen, wollte man ihnen sagen, da� unsere Physiologen und
Chemiker dem Thee und Kaffee directe Wirkungen auf das Gehirn
zuschreiben, und dennoch genie�en sie unabl�ssig entweder das eine oder
das andere Getr�nk oder auch beide; sie w�rden sich vollkommen
ungl�cklich f�hlen, wollte man sie dieser Gen�sse berauben. Die schon
mehr Verst�ndigen versuchen wohl die Ausrede, der Kaffee wirke tonisch,
der Thee adstringirend, aber der gro�e Haufe nimmt Kaffee und Thee zu
sich, weil beide Getr�nke ihm _unbewu�t_ ein _undefinirbares_ Vergn�gen
und Wohlbehagen verschaffen.

Als ich von meiner Reise nach Centralafrika auf dem R�ckwege Sierra
Leone ber�hrte, fand ich in der Hauptstadt dieser Halbinsel, in
Freetown, auf dem dortigen Markte einen gro�en Vorrath Goro-N�sse beider
Arten. Ganz auf dieselbe Art verpackt, wie die Neger sie von den
K�stenl�ndern in das Innere von Afrika forttransportiren, d.h. zwischen
feuchtem Moose gelagert und das Ganze in einem Bastkorbe verpackt, nahm
ich einen solchen Korb voll mit nach Europa; die N�sse hielten sich
vortrefflich frisch. In Deutschland angekommen, schickte ich denn auch
sogleich an meinen G�nner und Freund, unseren ber�hmten Chemiker, Baron
Liebig, eine Partie N�sse. Eine davon, welche gepflanzt wurde (im
botanischen Garten der Universit�t), gedieh bis zum Jahre 1869 zu einer
kr�ftigen Staude mit pr�chtigen, saftgr�nen Bl�ttern. Aber am
interessantesten war f�r mich, da� v. Liebig mir mittheilte, da� er in
den Goro-N�ssen mehr Koffe�n gefunden habe, als verh�ltnism��ig in den
Kaffeebohnen selbst vorkomme. Man kann also dreist sagen, da� auch bei
der Goro-Nu�, wie beim Kaffee oder Thee, das unbewu�t Anziehende der
Koffe�nstoff ist.

Der Preis der Goro-Nu� ist sehr verschieden, je nach der Oertlichkeit
und je nach der Gr��e und Art der Frucht. Wei�e N�sse gelten an der
K�ste Westafrika's 3000 St�ck einen M.-Th.-Thaler, also das St�ck eine
Muschel. Rothe, namentlich wenn sie gro� sind, gelten aber auch hier
oder in der eigentlichen Heimath das St�ck f�nf Muscheln. Nach Barth
schwankt je nach der Jahreszeit, nach ihrer Gr��e und G�te der Preis
einer Nu� in Timbuktu zwischen 10 und 1000 Muscheln. In Kuka steigt der
Preis bei schlechten Ernten, bei mangelhaftem Transport (ein Esel kann
circa 6000 N�sse transportiren), oder bei gehemmtem Karawanenverkehr,
manchmal auf 500, ja auf 1000 Muscheln f�r eine einzelne Nu�. Aber so
gro� ist die Begierde der Neger nach diesem Artikel, da� auch dann sich
noch K�ufer finden. Unter solchen Umst�nden theilt man sich gegenseitig
die kleinsten St�cke mit, ja unter den gew�hnlichen Leuten ist so wenig
Ekel, da� sie keineswegs Ansto� daran nehmen, von einem besser Situirten
ein schon halb ausgesogenes und abgekautes St�ckchen Nu� zu empfangen,
es in den Mund zu nehmen, um es vollends seiner bittern und aromatischen
Substanz zu berauben.

In allen L�ndern Bornu's, Socoto's, Gando's, Yoruba's &c. ist die
Uebersendung eines mit Goro-N�ssen gef�llten Korbes Seitens des Sultans
oder F�rsten an den Fremden das Zeichen der Freundschaft und des
Willkommens. Je gr��er die N�sse, je gef�llter der Korb ist, eines um
so besseren Empfanges kann man versichert sein. Und wie der T�rke jeden
Besucher mit einer Pfeife und einer Tasse Kaffee ehrt, so geh�rt es mit
zum guten Ton in den civilisirten Negerl�ndern, dem Fremden mit einer
Goro-Nu� aufzuwarten. Sind die N�sse selten oder wegen der Jahreszeit
oder des Transportes theuer, so theilt man sie mit seinem Gef�hrten.

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Books | Photos | Paul Mutton | Mon 22nd Dec 2025, 4:43