Beiträge zur Entdeckung und Erforschung Africa's. by Gerhard Rohlfs


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Page 27

In einigen Triben ist es Sitte, da� die sich Verm�hlende vor der
Hochzeit von ihren Verwandten auf einem Maulthiere durch das Dorf oder
durch den Duar (Zeltdorf) gef�hrt wird. Ueberall ert�nt das gellende
Geschrei und Gejauchze der Frauen, die jungen Leute lassen flei�ig das
Pulver sprechen. Vor jedem Hause, vor jedem Zelte, vor welchem sie
vorbei kommt, beeilt man sich, eine kleine Gabe herauszutragen: hier
sind in einem Strohteller gro�e Bohnen, dort wird Gerste, hier werden
trockene Feigen, dort Rosinen pr�sentirt. Die junge Dame nimmt von allen
Sachen eine Hand voll, k��t sie und wirft dann das Ergriffene auf den
Teller zur�ck. Aber hinterher schreitet irgend eine ihrer �lteren
Verwandten, die nun Alles in einen gro�en Sack einheimst: zur Aussteuer
f�r die Neuverm�hlten.

Sobald man sich der Wohnung oder dem Zelte des Gatten n�hert, wird die
Braut von anderen Frauen umringt, sie geben ihr einen Topf mit fl�ssiger
Butter, in die sie die H�nde tauchen mu� als Zeichen des steten
Ueberflusses im Haushalte, und sodann ein Ei, welches sie zwischen den
Ohren des Maulthieres zerschlagen mu�, um dadurch b�se Zaubereien
unsch�dlich zu machen. An der Schwelle der Wohnung pr�sentirt man der
Frau einen Trunk Buttermilch und sie selbst ergreift eine Hand voll Korn
und Salz um dasselbe ebenfalls als Zeichen des Reichthums und Segens
rechts und links auszustreuen.

Jetzt ergreift der Mann Besitz von seiner Braut und zum Zeichen schie�t
er in unmittelbarer N�he vor ihren F��en eine Flinte ab, er ergreift das
junge M�dchen und zieht sie ins Innere der Wohnung, w�hrend die
Verwandten sich zur allgemeinen Belustigung zur�ckziehen. Ein zweiter
Schu� im Innern der Behausung ert�nt, Zeichen, da� die Heirath vollzogen
ist; die junge Frau erscheint bald darauf an der Hand ihres Gatten, Tanz
und Schmausereien, woran das junge Paar Theil nimmt, beschlie�en die
Festlichkeit.

Die Frau ist, wie gesagt, ein Besitz, wie jedes andere Eigenthum des
Mannes, wenigstens bei gewissen St�mmen des Atlas. Stirbt ihr Mann, so
wird der m�nnliche Anverwandte, der der Wittwe zuerst seinen Ha�k
(gro�es wollenes Umschlagtuch)[10] �berwirft, ihr rechtm��iger Gemahl.
Zugleich ist er aber auch verpflichtet, f�r die etwaigen Kinder zu
sorgen und deren Verm�gen zu verwalten.

Scheidungen finden bei den Berbern statt, aber nie auf so leichte und
grundlose Weise, wie bei den Arabern oder sonstigen Mohammedanern, wie
denn �berhaupt alle Berber, m�gen sie nun unter dem Namen Tuareg bei
Timbuktu wohnen oder als Kabylen im Djurdjura hausen, entschiedene
Feinde der Polygamie sind. Grund zur Scheidung ist Kinderlosigkeit
(Berber wie Araber halten Kinderlosigkeit immer f�r Sterilit�t der
Frauen); der Vater der zur�ckgeschickten Frau mu� das Morgengeld wieder
herausgeben. Ebenso, falls die Frau Infirmit�ten bei der Verheirathung
zeigte oder gar schon ihre Virginitas verloren hat, kann sie darauf
rechnen, auf der Stelle zur�ckgeschickt zu werden.

Die Tochter ist manchmal dazu bestimmt, das Leben ihres Vaters oder
Bruders mittelst ihrer Sclaverei zu erkaufen, aber nie w�rde sie f�r
einen Oheim, Gro�vater, Vetter oder sonstigen noch entfernteren
Verwandten mit ihrer Person eintreten k�nnen; auch herrscht diese Sitte
nur bei einigen Berberst�mmen. Jemand begeht z.B. einen Mord oder
Todtschlag in einer anderen Familie, hat aber nicht die Mittel, um die
Diya, d.h. das Blutgeld, bezahlen zu k�nnen; will er nun nicht selbst
das Leben opfern, so kann er dem anderen Stamme seine Tochter oder
Schwester als Sclavin �berlassen. Diese verliert dadurch v�llig die
Rechte einer Freien, wird ebenso angesehen, wie eine Chadem (schwarze
Sclavin) und ist nun vollkommen Eigenthum der anderen Familie geworden.
Aber oft genug kommt es vor, da� die Sclavin, wenn sie jung und h�bsch
ist, das Herz eines J�nglings ihrer neuen Herrschaft erobert, ihn
heirathet, dadurch frei und dann zugleich das Freundschaftsband zwischen
zwei ehemals feindlichen St�mmen wird.

Es kommt h�ufig vor, da� zwei M�nner einen Tausch mit ihren Frauen auf
ganz friedliche Weise zu Wege bringen; derjenige, der das in Beider
Augen h��lichere und weniger werthvolle Weib besitzt, d.h. ein solches,
welches weniger jung und fett als das des Anderen ist, mu� einiges Gold
darauf zahlen. Hat aber Jemand seine Tochter einem jungen Manne
versprochen und l��t sich nachher durch Habgier bewegen, sein Wort nicht
zu halten, so entsteht Krieg. Die ganze Familie, die ganze Tribe nimmt
sich sodann des Br�utigams an und sucht mit Gewalt dessen Anspr�che
geltend zu machen. Ehebruch und Verf�hrungen sind �u�erst selten, und
obschon in rohen Formen, halten die Berber gro�e St�cke auf
Familienleben. Aus einer im October 1858 ver�ffentlichten Gesetzgebung
der Kabylen vom Orte Thaslent ersehen wir auch, da� es den M�nnern
besagter Ortschaft verboten war, mit den Frauen zu disputiren, einerlei,
ob die Frau angreifender Theil war oder nicht. Hatte inde� die Frau
erwiesenerma�en zuerst angefangen, so mu�te ihr Mann Strafe zahlen,
sonst aber der, welcher mit ihr Streit gesucht hatte. Die gr��ten und
heiligsten Pflichten glaubt aber der Berber f�r sein Gemeinwesen, f�r
seinen Stamm zu haben. Ist dem Araber zuerst die Religion die
Hauptsache, wie denn Mohammed �berhaupt, gerade wie es in der r�mischen
Kirche gelehrt wird, die Nationalit�t ausl�schen will, um an deren
Stelle einen Religionsstaat zu setzen, so hat der Berber, trotzdem auch
er den Islam angenommen hat, dies nie begreifen k�nnen. Wenn der Berber
sich auch vorzugsweise gern mit seinem Schwerte gegen die Christen
wendet, so ist's ihm im n�chsten Augenblicke aber auch ganz gleich,
dasselbe gegen jedweden Mohammedaner zu ziehen, sobald sich dieser gegen
ihn oder gar gegen seinen Stamm vergangen hat. Der Araber f�hrt auch
Krieg gegen Mohammedaner; die w�thendsten K�mpfe sind ja zwischen
St�mmen arabischen Blutes oder zwischen Arabern und T�rken gefochten
worden und entbrennen auch jetzt noch immer wieder. Aber heuchlerischer
Weise gestehen sie das nicht zu, sie behaupten nur gegen die Ungl�ubigen
zu k�mpfen, und die Araber Algeriens z.B., die einst fortw�hrend mit
ihrer t�rkisch-mohammedanischen Regierung in Fehde lagen und die so
erbittert gegenseitig auf einander waren, da� sie nicht wu�ten, auf
welch grausamste Weise sie einander t�dten sollten--diese selben Araber
haben jetzt ganz und gar ihre grausame t�rkische Herrschaft vergessen.
H�rt man sie sprechen, so waren die T�rken die mildesten, gerechtesten,
gottesf�rchtigsten Herrscher, sie waren ja vor allen Dingen "Gl�ubige",
die Franzosen aber sind Ungl�ubige, m�gen sie noch so gut regieren, sie
bleiben aus religi�sem Hasse immer f�r die Araber die "christlichen
Hunde". Fragt man einen Araber: w�rdest du gegen die "Gl�ubigen"
k�mpfen? so wird er sicher antworten: "Beim Haupte Mohammeds, Gott hat
es verboten, Gottes Name sei gelobt."

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Books | Photos | Paul Mutton | Sun 21st Dec 2025, 20:44