Beiträge zur Entdeckung und Erforschung Africa's. by Gerhard Rohlfs


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Page 26

Vorzugsweise finden wir aber Berber in Marokko, denn es d�rften von der
Gesammtbev�lkerung des Landes zwei Drittel berberischen und nur ein
Drittel arabischen Blutes sein: schlank von Wuchs, wei� von Hautfarbe,
zeigen die Berber �berhaupt alle die Merkmale, die wir gewohnt sind, der
kaukasischen Race beizulegen; da� sie die Abk�mmlinge der alten Mauren
oder Numider sind, welche unter verschiedenen Namen, als G�tuler,
Autolaler &c., fast dieselben Gegenden inne hatten, die wir heute von
den Berberst�mmen bewohnt sehen,--daran zweifelt Niemand.

So finden wir denn auch heute die Berber so leben, wie sie es vor
tausend Jahren gewohnt waren, d.h. ein Theil von ihnen wohnt in St�dten,
wenn man gr��ere befestigte Ortschaften so nennen will, ein anderer
Theil aber wohnt nomadisirend, wie das Mela am Schlusse seines dritten
Buches schon hervorhebt: =hominum pars silvas frequentant et--pars in
ubibus agunt=, und da� heute noch dieselben Verh�ltnisse in Bezug auf
dies Land und diese V�lker gang und gebe sind, da� wir auch heute kaum
mehr vom Inneren Marokkos wissen, als unsere geistigen Vorfahren, die
Griechen und R�mer, das wird dann klar, wenn wir die Worte des Plinius
unterschreiben: "ich wundere mich aber nicht sehr, da� Rittern und
Denen, welche aus diesem Orden in den Senat traten, Manches unbekannt
geblieben war; aber dar�ber wundere ich mich, da� es auch der Luxus
nicht erforscht hat. Die Macht desselben ist die wirksamste und gr��te.
Denn man durchsucht ja die W�lder um Elfenbein, und alle g�tulischen
Klippen um Stachel- und Purpurschnecken[8]."

Ist es nicht, als ob dieser Passus heute geschrieben sei? Auch heute, wo
der Luxus noch die gr��te Macht ist, ist es demselben nicht gelungen,
Marokko der Civilisation zu �ffnen, vielleicht aber auch, weil eben der
rechte Luxusartikel, der gerade den Bewohnern genehm w�re, noch nicht
gefunden worden ist.

Der vor ohngef�hr tausend Jahren den Berbern aufgedrungene Islam hat
wenig, oder fast kann man sagen, gar keine Ver�nderungen in den
Anschauungen und in der Lebensweise der Berber hervorgebracht. Die Lehre
Mohammeds, _nur_ in der arabischen Sprache gelehrt, ist f�r diese
V�lker, von denen nur ausnahmsweise ein Individuum der Koransprache
m�chtig ist, ein todter Buchstabe geblieben; sogar die �u�eren
Vorschriften und Gebr�uche, die der Prophet seinen Anh�ngern
vorgeschrieben hat, sind f�r Berber nicht vorhanden.

Nur Eins hat der Islam auch zur Folge gehabt, was ja �berhaupt allen
hierarchischen Religionen nur eigen ist und ohne das sie nicht w�rden
existiren k�nnen: das Verdammen einer jeden anderen Religion und Ha� und
Verachtung gegen alle Die, welche nicht das glauben, was man selbst
glaubt. Nat�rlich schlie�t das ein, da� man die eigne Lehre, den eignen
Glauben f�r den allein richtigen und allein seligmachenden h�lt.

Deshalb ist denn auch die Feindschaft, welche Berber gegen andere V�lker
hegen, fast nur eine aus der Religion entspringende; obschon sie nichts
vom eigentlichen Islam verstehen, hassen und befeinden sie alle die
V�lker, die eine andere Religion haben.

Es ist daher falsch, wenn Richardson und andere Reisende behauptet
haben, da� die in Marokko unter den Berbern ans�ssigen Juden besser
gehalten seien, als die unter den Arabern wohnenden. Die Unterdr�ckung
derselben, ihre schimpfliche Stellung ist unter den Berbern ebenso gro�
und in die Augen springend, wie unter den Arabern.

Was das h�usliche Leben anbetrifft, so liegt zwischen Berbern und den
�brigen Mohammedanern der wesentlichste Unterschied in der Stellung der
Frau; aber auch in allen �brigen, die Sitten und Gebr�uche betreffenden
Dingen lassen die Berber bis zum heutigen Tage sich vielmehr vom
_Herkommen_ leiten, als von den Gesetzen des Koran. Aus diesem haben sie
eben nur _das_ angenommen, was ihrer Eitelkeit und Einbildungskraft
schmeichelte. So pflegt denn auch die Heirath vollkommen nach dem
Herkommen, el Ada genannt, stattzufinden. Inde� hat die Frau dennoch
nicht die gleichberechtigte Stellung, wie sie die Frau heute bei _uns_
einnimmt, sondern wird mehr als Eigenthum des Mannes, als etwas zum
�brigen Verm�gen Geh�rendes betrachtet.

In der Heirath _nach uraltem Brauche_, =Suadj el Djidi= oder
Gaislein-Heirath, so genannt, weil das Schlachten eines jungen Zickleins
die eheliche Verbindung besiegelt, verpflichtet sich der Gatte, dem
Vater seiner Zuk�nftigen 60 Metkal zu zahlen. Hat er das Geld nicht
disponibel, so z�hlt er auf seine Freunde, und am Schlachttage verfehlen
diese auch nicht, sich einzustellen und Jeder legt dem Freier ein
kleines Geschenk zu F��en. Im Fall der Freier gar keinen Wohnsitz hat,
beeilen sie sich, Steine herbeizubringen; ein Haus, wir w�rden sagen ein
Stall, w�chst schnell aus der Erde, schlanke Alo�-St�mme giebt es genug
als Geb�lk und die gro�en und langen Rindenst�cke der Korkeiche bedecken
die Wohnung. Wenn aber die zur Ehe Verlangte von den Angeh�rigen dem
Freier aus irgend einem Grunde verweigert wird[9], dann m�ssen sie,
falls der Liebende auf seinem Heirathsprojecte besteht, wohl aufpassen,
da� sie ihm keine Gelegenheit geben, sich der Wohnung der Geliebten zu
n�hern. Thut und kann er das, gelingt es ihm, unvermerkt auf der
Schwelle seiner Ersehnten ein Gaislein zu opfern, dann ist sie ohne
Widerruf mit ihm verlobt und ihre Anverwandten w�rden sich der
Mi�billigung, ja der Feindschaft Aller aussetzen, wollten sie jetzt noch
der Heirath hemmend in den Weg treten.

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Books | Photos | Paul Mutton | Sun 21st Dec 2025, 18:48