Beiträge zur Entdeckung und Erforschung Africa's. by Gerhard Rohlfs


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Page 25

Hat man sonst nichts zu thun, stockt eine Unterhaltung, so ruft man
einfach: =Allah= oder =Rbi=, d.h. Gott, _Meister_, oder
=Allah-akbar=, Gott ist der Gr��te, oder man bezeugt, da� Gott ein
einiger und Mohammed sein Gesandter ist, oder endlich, _man verflucht
die Christen_. Grund und Anla� zu diesen Reden brauchen nicht vorhanden
zu sein, es geh�rt aber zum _guten Ton_, sie so oft wie m�glich
auszusto�en.

F�r eine empfangene Wohlthat mu� immer gedankt werden, w�re sie auch
noch so gering: =Allah-ikter-cheirek=, Gott vermehre dein Gut, oder
=Allah-iberk-fik=, Gott segne dich.

Auf das Versprechen eines Marokkaners ist nichts zu geben, wenn er auch
von H�flichkeit �berflie�en w�rde und die heiligsten Eide, wie "beim
Haupte des Propheten, bei Gott dem Allm�chtigen" &c. geschworen hatte.
Es erheischt dann aber auch die gute Sitte, da� man dergleichen Schw�re
nicht genau nimmt, nicht daran erinnert.

Ist man zum Besuche, so mu� man sich ja h�ten, die Gegenst�nde oder den
Besitz des Wirthes zu loben, es k�nnte das den Verdacht erwecken, als
wolle man Etwas geschenkt haben. Thut man es ja, so f�ge man immer
hinzu: =Mabruk=. Lobt man z.B. ein Pferd: =mabruk el aud=, das
Pferd m�ge dir gl�cklich sein, oder lobt man ein Kind: =Allah itohl
amru=, Gott verl�ngere seine Existenz. Lobt man einen Abwesenden, so
ist es h�flich, wenn man seine Eigenschaften vergleicht mit denen
Desjenigen, zu dem man spricht: "ich traf letzthin mit Mohammed Ben Omar
zusammen, der ebenso viel Geist, ebensoviel Ueberlegung besitzt, _wie du
selbst_." Ueberhaupt ist es Norm, Jedem die gr��ten Schmeicheleien
geradezu ins Gesicht zu sagen: "Bei Gott, wie geistreich du bist,
Niemand ist, wenn es Gott gef�llt, so gro�m�thig, wie du; ich habe, Gott
stehe mir bei, noch keinen so guten Reiter gesehen, wie du einer bist"
u.s.w. Der Geschmeichelte antwortet mit "=Kulschi-and-Allah=",
Alles steht bei Gott, oder mit sonst einer frommen Redensart.

Bei gewissen Ereignissen im menschlichen Leben haben die Marokkaner ihre
unver�nderlichen H�flichkeitsphrasen. Bei einer Verheirathung: "Gebe
Gott, da� sie dein Zelt f�lle" (mit Kindern). Wenn ein m�nnlicher
Spr��ling geboren wird: "Das Kind m�ge dir Gl�ck bringen." Zu einem
Erkrankten: "Sorge nicht, Gott hat die Zahl deiner Krankheitstage
gez�hlt;" zu Einem, der im Gefecht verwundet wurde: "Du bist gl�cklich,
Gott hat dich gezeichnet, um dich nicht (beim j�ngsten Gericht oder beim
Eintritt ins Paradies) zu vergessen." Will man Jemand �ber den Verlust
eines Angeh�rigen tr�sten: "Seit dem Tage, wo er empfangen wurde, stand
sein Tod im Buche Gottes", oder: "es war bei Gott geschrieben."

Ueber den Verlust der Frau tr�stet man noch besonders mit: "Halt deinen
Schmerz an, Gott wird diesen Verlust ersetzen."

Alle diese Redensarten sind _unver�nderlich_, wie bei uns "guten Tag",
"wie gehts" &c. Die Marokkaner haben aber auch noch andere Mittel, um
sich unbemerkt oder durch Zeichensprache ihre Gedanken mitzutheilen. Zum
Beispiel in einer Versammlung w�re es vielleicht w�nschenswerth, irgend
Jemand �ber die Gesinnung oder Absicht dieses oder jenes aufzukl�ren. Er
blinzelt ihm mit dem Auge zu, reibt die beiden Zeigefinger an einander,
d.h. wir sind oder ihr seid Freunde und verstehen uns oder ihr seid
Gesinnungsgenossen. Ein _kreuzweises S�gen der beiden Zeigefinger_
w�rde Feindschaft andeuten. Dergleichen conventionelle Zeichen haben die
Marokkaner sehr viele, wodurch sie reden k�nnen, ohne damit in eine
allgemeine Unterhaltung eingreifen zu m�ssen. Und es wird keineswegs als
ein Act der Unh�flichkeit betrachtet, sich solcher Zeichen zu bedienen.

FOOTNOTES:

[Footnote 6: Nachkommen des Mohammed.]

[Footnote 7: Sollte ja Einer auf den Thron kommen, der nicht Scherif
w�re, so w�rde er kraft der Infallibilit�t, die jeder Sultan der
Gl�ubigen besitzt, schon Papiere beibringen, um zu beweisen, da� er doch
Mohammeds Blut in seinen Adern habe.]




6. Beitrag zur Kenntni� der Sitten der Berber in Marokko.


Die Berber, welche Nordafrika und besonders den nordwestlichen Theil des
Atlas von Marokko bewohnen, haben mehr als andere dem Islam huldigende
V�lker ihre eigenen Sitten und Gebr�uche beibehalten. Zum gro�en Theile
ist die Gemeinsamkeit der Sprache Ursache dieser Eigenth�mlichkeit; denn
wie gro� auch der Raum ist, den die Berbersprache einnimmt, vom
atlantischen Ocean bis zum rothen Meere, so sind die Dialekte derselben
keineswegs der Art, da� nicht eine Verst�ndigung zwischen den
verschiedenen St�mmen m�glich w�re.

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Books | Photos | Paul Mutton | Sun 21st Dec 2025, 16:52