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Page 23
Wenn auch vollkommen Unbekannte beim ersten Anreden sich duzen, so ist
das Duzen doch nicht ausschlie�lich im Gebrauch. Es w�rde unschicklich
sein, den Sultan anders anzureden, als in der zweiten Person Pluralis,
ebenso lieben es auch vornehme Personen, namentlich Religionsm�nner,
sich in der zweiten Person Pluralis anreden zu lassen. Auch Kinder
pflegen ihre Eltern mit "Ihr" anzureden. Der gebr�uchlichste Gru�,
=es ssalamu alikum=, ist ebenfalls in der zweiten Person Pluralis.
Da eine Begr��ung zwischen Leuten, die sich seit Langem nicht gesehen,
immer unendlich lange dauert, manchmal eine halbe Stunde, so hat man die
verschiedensten Redensarten, um sich nach dem wechselseitigen Befinden
zu erkundigen., "Wie ist dein Zustand?" "Wie ist deine Zeit?" "Wie bist
du?" "Wie ist dein Wie?" "Wie bist du gemacht?" u.s.w. Alle diese
Redensarten werden mit monotoner Stimme wiederholt und man hat wohl
Acht, dieselben mit h�ufigen "Gott sei gelobt", "o gn�diger Herr
Mohammed" zu untermischen. Je �fterer man Letzteres thut, desto besser
und frommer glaubt man zu sein und f�r desto heiliger wird man gehalten.
Es w�rde ein gro�es Verbrechen sein, bei den Leuten arabischen Blutes
sich nach dem Befinden der Frau des Anderen zu erkundigen. Und wenn sie
am Rande des Grabes st�nde, d�rfte man das nicht direct thun. Selbst der
Vater, der Bruder w�rde es nicht f�r decent halten, seinen
Schwiegersohn, seinen Schwager ohne Umschweife nach der Gesundheit
seiner Tochter, seiner Schwester zu fragen.
Da aber der Marokkaner ebenso gut den Trieb der Neugier besitzt, wie
wir, so braucht er dann allerlei Umwege, um sich nach dem Befinden einer
Frau zu erkundigen: "Wie befinden sich Adams Kinder?" d.h. alle
Menschen, die Frauen also auch; oder: "Wie geht es dem Zelte?" d.h. mit
Allem was darin ist; oder: "Wie geht es der Familie?"--"Wie befinden
sich deine Leute?" u.s.w.
Der _Ku�_ ist allgemein verbreitet. Dennoch kennt man nicht den Ku� der
Liebe: den auf den Mund. Man begegnet einander, ergreift die Rechte,
ohne sie zu dr�cken, und k��t sodann seinen _eigenen_ Zeigefinger. Will
man �ber die Begegnung recht seine Freude ausdr�cken, so wird diese
Procedur sechs- bis achtmal wiederholt. Ein Untergebener k��t einem
Vornehmen den Saum seines Kleides oder ist dieser zu Pferde, das Knie,
die F��e; ist der zu Begr��ende ein gro�er Heiliger, so kann man auch
dessen Pferd oder irgend einen beliebigen ihm geh�rigen Gegenstand
k�ssen.
Wei� der Vornehme oder der Heilige, da� der Begr��er Geld hat oder Geld
schenken will, so giebt er wohl seine Hand zum K�ssen, legt dieselbe
segnend auf den Kopf oder wehrt die dem�thige Geberde des Begr��ers mit
Worten ab. Ist ein Untergebener zu Pferde, so steigt er schon von Weitem
ab, um einen h�her Stehenden zu begr��en. Zwei Gleiche k�ssen sich wohl
die Wangen, und will ein Vornehmer oder ein Heiliger Jemand besonders
auszeichnen, so k��t er diesem die Stirn. Kommt ein Vornehmer, so
erheben sich alle Anwesenden und verbeugen sich mit vor der Brust
gekreuzten Armen. Vor dem Sultan, vor dem Gro�scherif kann man sich auch
auf die Erde werfen, wie beim Gebet, und die Stirn auf den Boden
dr�cken: "=Allah-itohl-amreck=!" Gott verl�ngere die Existenz
deiner Seele, ruft man.
Der Marokkaner verl��t eine Versammlung ohne Gru�; nur wenn er auf
l�ngere Zeit verreisen wollte, w�rde er es f�r n�thig halten, sich
f�rmlich und durch Worte zu verabschieden. Ist aber ein sehr vornehmer
Mann, ein Heiliger in der Versammlung, so geht man zu ihm, k��t seine
Knie, seine Hand oder den Saum seines Kleides und verabschiedet sich
dann, ohne ein Wort zu sagen.
Schon an anderen Orten ist darauf hingewiesen worden, wie die
marokkanische Geistlichkeit, wenn von einer solchen die Rede sein kann,
ebensoviel auf �u�ere Ehrenbezeigungen h�lt, wie die der europ�ischen
Christenheit. Wenn es auch dort nicht Sitte ist, da� sie sich kenntlich
macht von den Laien durch besondere Tracht (schwarzer Anzug, wei�e
Cravate), so liebt es doch Jeder, der sich vorzugsweise dem Studium der
Religion hingiebt, da� man ihn zuerst gr��t, da� er den Ehrenplatz
erh�lt und da� man auf ihn die meiste R�cksicht nehme. In einem so durch
die Religion fanatisirten Lande ist es daher jedem Reisenden dringend
anzurathen, sich mit dieser Klasse von Menschen gut zu stellen, und da
die mohammedanische Geistlichkeit ebenso wie die christliche besondere
Vorliebe f�r Geld hat, weil dieses als die erste Bedingung zur
Herrschaft erscheint, so ist es wohl gerathen, den frommen Leuten davon
soviel wie m�glich zukommen zu lassen. Wie richtig handelte z.B. Ali Bey
in dieser Beziehung bei seinen Reisen durch Marokko.
Alle H�flichkeitsbezeigungen in Marokko m�ssen in fromme Redensarten
gekleidet sein. =Allah-iatik-ssaha, Allah-iaunik=, Gott gebe dir
Kraft, Gott helfe dir, ruft man einem Arbeitenden zu, und wenn einer
niest, so rufe ihm ein =Nedjak-Allah=, Gott rette dich, zu; der
Niesende dankt mit "=R'hamek-Allah=", Gott sei dir gn�dig.
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