Stufen by Christian Morgenstern


Main
- books.jibble.org



My Books
- IRC Hacks

Misc. Articles
- Meaning of Jibble
- M4 Su Doku
- Computer Scrapbooking
- Setting up Java
- Bootable Java
- Cookies in Java
- Dynamic Graphs
- Social Shakespeare

External Links
- Paul Mutton
- Jibble Photo Gallery
- Jibble Forums
- Google Landmarks
- Jibble Shop
- Free Books
- Intershot Ltd

books.jibble.org

Previous Page | Next Page

Page 5

* * * * *

Meine Natur hat sich von fr�h auf mit Apathie beholfen. Diese Langsamkeit
zu reagieren, hat alles, was auf mich einbrach, auf eine breitere Fl�che
verteilt, und was mir in einer Stunde unzweifelhaft den Atem abgeschn�rt
h�tte, wurde mir so in Tagen und Wochen zu einem dumpfen Druck, der mein
Leben nicht eben zerst�rte, aber langsam und sicher ermattete.

* * * * *

Und das Verha�teste von allem wird einst geschehen: Man wird mir
'Milderungsgr�nde zubilligen'. ('Er war ein guter Mensch, er wollte das
Beste usw.')

* * * * *

Was mu� ich auf die Menschen f�r einen Eindruck machen, da� sie mich so
oft wie ein unm�ndiges Kind behandeln wollen.

* * * * *

Ich trage keine Sch�tze in mir, ich habe nur die Kraft, vieles, was ich
ber�hre, in etwas von Wert zu verwandeln. Ich habe keine Tiefe, als meinen
unaufh�rlichen Trieb zur Tiefe.

* * * * *

Mein n�chstes Buch soll 'Auferstehung' hei�en, wenn mir noch eine
Auferstehung beschieden sein sollte, im gr��ten Sinne.

* * * * *

Ich will gern alles gutzumachen suchen, was ich und andere mit mir
schlecht gemacht haben, aber nur noch _in mir_, in mir selbst. Alles
andere ist Sentimentalit�t und Pfuscherei.

* * * * *

Ich hatte heute Nacht (24./25. II. 05) ca. 3/4 2 Uhr nach dem ersten
Einschlafen wieder einen jener schon beschriebenen Gehirnzust�nde (etwa
der achte in der Reihe), dessen Hauptmerkmal mir zu sein scheint, da� ich
-- innerhalb des Traumzustandes -- aus einem unangenehmen Traum mit aller
Willenskraft ins wache Bewu�tsein hinausstrebe. Es ist der Grenzzustand
des Erwachens aus einem peinigenden oder doch beunruhigenden Traum das
eigentliche Thema eines solchen Traumzustandes. So erinnere ich mich
augenblicklich nicht mehr des Traumes im Traume selbst, sondern nur noch
des Erwachenwollens, ja scheinbar wirklich Erwachtseins im Traume. Ich
schien mich endlich mit aller Kraft aus dem Krampf des Traumes losgerissen
zu haben, aber ich glaubte nicht an mein wirkliches Erwachtsein. Da f�hlte
ich ein F�nfpfennigst�ck zwischen den Z�hnen. Ich bi� darauf: jetzt war
kein Zweifel mehr: es widerstand, es schmeckte metallig; ich schien
wirklich wach. W�hrenddem wachte ich mehr und mehr auf. Im letzten Stadium
vor dem wirklichen Erwachen verwandelte mein offenbar klarer werdender
Intellekt das Geldst�ck in eine Emser Pastille, die sich zu l�sen begann
und den salzig-s�uerlichen Geschmack auf meiner Zunge verst�rkte. Hierauf
wachte ich wirklich auf und war verwundert, nichts in meinem Munde zu
finden. (Ich hatte nebenbei bemerkt den Tag -- aber nicht den Abend zuvor
-- einige Emser Pastillen gegessen.)

* * * * *

Einem wirklichen Traume (28./29. Juli 05) folgend, m�chte ich ein
dramatisches M�rchen orientalischen Charakters schreiben. Der Traum war
etwa so: Eine Anzahl von uns, worunter mir noch M. Heimann, sp�ter auch
Frisch (und seine Frau) erinnerlich, waren von andern eingeladen worden,
Schriften (Dramen, Lyrisches, Lehrhaftes) eines fremden, h�chst
merkw�rdigen Kulturvolkes (Chinesen, Inder?) kennenzulernen, um sie zu
�bersetzen. Es hie�, 12 Personen h�tten genug auf Jahre zu tun, wenn sie
einen Vorsto� in diese fremde wunderliche Literatur machen wollten. Zu dem
Zweck wurden uns gro�e B�cher vorgelegt, die mit sch�nen m�nchischen
Handschriften gef�llt waren, und uns Stellen vorgelesen, die uns
au�erordentlich bedeutsam erschienen. Zu gleicher Zeit glitten wir im
Traum unmerklich mehr und mehr in dieses Land selbst, es wurde uns
geraten, seine Tempel, G�rten, Theater, Schl�sser kennen zu lernen. Ein
Trupp von uns wurde herumgef�hrt. Ich erinnere mich eines ungeheuren
Lesesaales, in den man uns blicken lie� und dessen uns entgegengesetzte
Seite eine einzige gewaltige Glasscheibe abschlo�, durch die man eine
Schweizer Landschaft mit einer Stadt erblickte, -- wie wir erfuhren: Bern
und seine Alpen; augenscheinlich von jenen Leuten der Wirklichkeit
nachgebildet und hinter jener Scheibe als Aussicht angebracht.

Previous Page | Next Page


Books | Photos | Paul Mutton | Sat 6th Sep 2025, 3:39