Stufen by Christian Morgenstern


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Page 45

* * * * *

Es m��te Anekdotenerz�hler geben, die durch die Krankenh�user gingen. Eine
gute Anekdote ist ein wahres Lebenselixier. Ich glaube, ein Sterbender
m��te noch l�cheln, wenn er von dem franz�sischen Landedelmann h�rte, der
sich nicht genug wundern konnte, als er erfuhr, da� er sein Leben lang
Prosa gesprochen h�tte.

* * * * *

Augenblicklich gibt es nur einen Feind des europ�ischen Friedens: England.
Mit ihm ist nicht zu paktieren; darum mu� es isoliert werden.

* * * * *

Eine der sch�nsten und symptomatischesten russischen Sitten ist die Anrede
beim Vornamen. Eine ganze Welt von Zopfigkeit liegt in unserem Herr,
Fr�ulein, gn�dige Frau.

* * * * *

Der Russe hat mehr die Liebe zum Leben, wie es ist, der Deutsche (auch
Ibsen, der ja aber deutsch) mehr die zum Leben, wie es sein sollte,
k�nnte, m��te. Der ganze russische Idealismus liegt in dieser ergreifenden
Versenkung ins N�chste, der ganze deutsche in diesem unausrottbaren
Trachten �ber den 'Tag' und sein Leben hinaus. Ich m�chte sagen, der Drang
ist hier wie dort derselbe, nur die Richtung ist verschieden.

* * * * *

Das macht den Deutschen von heute so unbeliebt: Er beruft sich bei jeder
Gelegenheit auf seine 'Geistesheroen', die doch fast immer nur im
Gegensatz zu ihm gelebt haben, und ist dabei genau so auf seinen Vorteil
bedacht wie der Nachbar.

* * * * *

Wir Deutsche haben nicht nur r�misches Recht, noch viel mehr r�mischen
Geist im Leibe. Das Haupthindernis f�r uns, unsere 'Seele' zu entdecken,
ist, da� wir immer noch zu sehr darauf achten, da� alles, was wir von uns
aussagen, auch ins Lateinische �bersetzbar sei. Die nachwirkende Macht des
r�mischen Imperiums bricht sich an den Grenzen Ru�lands, der ersten
r�cksichtslos modernen Rasse.

* * * * *

Die sozialistische Lehre -- das Brot der Armen.

* * * * *

Im Staat der Sozialisten wird einer auf den andern aufpassen. Und
Faulenzer werden nicht geduldet, dulden sich selber nicht. Wer aber will
vorher wissen, wer ein Faulenzer und wer ein -- Schwangerer ist? Man w�rde
den Schwangeren samt dem Faulenzer verurteilen und damit das Beste der
Erde: das stille, langsame Reifen neuer Gedanken.



1906


Ich habe eine furchtbare Vision: Wenn die Sozialisten zur Herrschaft
gekommen sein werden, dann f�ngt das Blut �berhaupt erst _an_, zu flie�en.

* * * * *

Eure Todesstrafe, noch mehr Euer Kriegf�hren, Ihr Menschen, ist nicht mehr
und nicht weniger als -- Selbstmord. Ein Volk w�rde ein anderes Bild
bieten, wenn es wirklich ein Volk, eine einzige gro�e Familie w�re. In
einer Familie f�hlt sich jedes Mitglied f�r das andere verantwortlich.

Alle f�r jeden, jeder f�r alle. Statt dessen lebt man in unsern gro�en
V�lkerfamilien nach dem geheimen Grundsatz: Jeder f�r sich: Alle f�r mich.
Was k�mmert den B�rger auf seinem Wege zum Reichtum der Mitb�rger auf
seinem Wege der Armut? Nichts. Aber sofort erinnert er sich dieses
Mitb�rgers, wenn seine Ruhe und sein Besitz bedroht werden. Dann ruft er
ihn auf 'zum gemeinsamen Vorgehen gegen den gemeinsamen Feind'. Dann zieht
er pl�tzlich den Bruder, den Blutsverwandten, den armen Verwandten aus
seinem Dunkel hervor. Und seine pl�tzliche Begeisterung wirkt ansteckend,
-- mein Gott, gewi�, zwar, freilich, allerdings, indessen, gleichwohl, --
kurz, man ist kein Unmensch. Vergessen wir das Vergangene! Auf in den
fr�hlichen Krieg! Schulter an Schulter! Ein Volk, Ein Herz, Ein
Schwert ...

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Books | Photos | Paul Mutton | Mon 22nd Dec 2025, 21:57