Stufen by Christian Morgenstern


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Page 44



1904


Es ist etwas ganz Eigent�mliches, wie verschieden die Menschen
verschiedener Erdstriche ihre Z�une bauen. Ich erinnere mich z.B. bei
Berlin keines einzigen mir zusagenden Zaunes; es gibt andere, die mich zu
Tr�nen r�hren k�nnen, wie die Steinz�une des Tessin ...



1905


Der Taler ist das einzige originelle und der lateinischen M�nze
ebenb�rtige Geldst�ck, das wir haben. Weshalb wir ihn auch als
'unpraktisch' abschaffen.

* * * * *

Das Talent zur Disziplin ist die Wurzel von Preu�ens Gr��e. M�ge es dies
Talent feiner und feiner ausbilden und daf�r lieber auf Gebieten
nachstehen, wo es auf Improvisation, Ingenium, Genialit�t schlechtweg
ankommt. Menzel ist der preu�ische K�nstler an sich. Menzel sollte eine
religi�se Formel f�r die Preu�en werden. Denn was leistet damit der
Preu�e: Die ganze _Vorarbeit_ des schrankenlosen und h�chsten Genies und
damit dies Genie beinahe selbst. Alles, was am Genie Flei� ist, also vier
Bestandteile von f�nf m�gen 'preu�isch' genannt werden. Preu�en, wenn
irgend ein Land, hat noch den Gedanken der _Zucht_. Hier ist sein Weg zu
seiner H�he, wie er es immer gewesen.

Darum soll Berlin das preu�ische Element in sich nicht abt�ten, sondern
steigern. Es hat es bereits zu sehr gemi�achtet. Schinkel baute preu�isch;
es gibt nichts Herzerfrischenderes als diese so edlen, strengen, fast
n�chternen Geb�ude jener Zeit, an deren Stelle eine z�gellose Horde von
neuen Baumeistern und Aktiengesellschaften ihre w�sten Massenproduktionen
gesetzt hat. Der Preu�e hat keinen andern Weg zur Kunst als den der
Einfachheit. Pracht wird bei ihm zu Schwulst, Luxus zu Unsittlichkeit. Er
bleibe Brandenburger und sei stolz auf sein Land und seinen Breitegrad und
�ffe nicht in kompilatorischem Wahnsinn ihm ganz fremde Kulturen nach oder
nehme sie wenigstens so weit in sich auf, da� er sie ganz aus seinem
schlichten, n�chternen Geiste wiedergeb�re, wie es Schinkel tat, dieser
Mann, den ich mit jedem neu niedergehackten Villino seiner Zeit mehr
liebe.

Und dann endlich: los von diesem Prinzip, ein Haus nur aus Vorder- und
Hinterwand bestehend zu bauen. Man gebe jedem Haus seine vier
selbst�ndigen Seiten wieder und erl�se es damit aus dem Zustand einer
Mi�geburt -- oder man komponiere ganze Stadtteile einheitlich und dann
diese wieder unter einander. Man erhebe den Kasernenstil zur H�he der
Kunst. Man kann es. Man rede nicht ewig von Langweiligkeit. Wenn der
Rechte es anfa�t, gibt es keine Langeweile. Was bei dem Mittelm��igen
langweilig wird, wird in der Hand des Genies zur Gro�artigkeit. Man r�ume
nur mit diesem sogenannten herrschaftlichen Haus als Individuum auf.

* * * * *

(Staat, Stil, Sittlichkeit)

Vom h�chsten Ordnungssinn ist nur ein Schritt zur Pedanterie.

* * * * *

Disziplin ist Abk�rzung. Deshalb kommt der Norddeutsche schneller mit
seiner Arbeit vorw�rts als der S�ddeutsche, wobei er durchaus nicht der
Produktivere zu sein braucht.

* * * * *

Der Mensch en masse wird erst dann wieder achtbar werden, wenn er sich
entschlie�t, neuen Adel aus sich zu z�chten. Die sch�nsten Dinge auf Erden
sind nur durch Adel m�glich. Noch mehr: Der wahre Adel ist selbst das
sch�nste Ding der Erde.

* * * * *

Unsere Art zu richten und zu strafen erscheint mir immer kindlicher. Ein
einziger wirklicher Mensch w�rde das alles �ber den Haufen werfen. Wieviel
lie�e sich da _individualisieren_!

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Books | Photos | Paul Mutton | Mon 22nd Dec 2025, 19:58