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Page 36
1910
Nietzsche, der Pole, der als Deutscher tief ward.
* * * * *
Nietzsche konnte mit den bisherigen f�nfsinnlichen Erkenntnismitteln den
Menschen nicht verstehen. Drum erfand er sich seinen �ber-Menschen. Er
ward damit der letzte gro�e deutsche Philosoph -- ante Christum natum. Er
war, um in seiner Manier zu reden, der letzte -- Ante-Christ.
1911
Nietzsches Schicksal war, �ber den Tr�mmern des komischen
Bildungsphilisters als tragischer zu sterben. Nietzsche starb an der
'Bildung'. Und mit ihm werden alle sterben, die mit seiner Seele nicht zu
zittern wissen, die nur an seinen Geist glauben.
1912
Da� K�nstlerschaft und K�nnerschaft untrennbar sind, das versteht sich von
selbst. Aber das, worauf es heute, wie immer, ankommt, ist, wer da spricht
und was -- nicht nur wie -- gesprochen wird. Ist Nietzsche nicht einer
unserer ersten Stilisten? Und dennoch blieb er in h�herem Sinne
unfruchtbar. Ich w�ge meine Worte, denn wenn je einer, habe ich Nietzsche
_erlebt_. Und nicht in mir war er unfruchtbar. Aber ich wei� auch, worin
er lange Zeit mein H�chstes war: in seiner Gr��e als Mensch; nicht in der,
ach nur allzu zeitgem��en, Art seiner Philosophie. Die war Abendr�te,
nicht Morgenr�te und wer von ihr aus weiter schreitet, der wandelt in die
-- Nacht.
THEATER
1905
Wer sich mit der Materie einl��t, wird von ihr erschlagen. (Zu R.'s
Dekorationskampf.)
* * * * *
Es fehlen im Bilde unserer heutigen Kritik nicht die kunstrichtenden,
sondern schlechtweg die richtenden Geister.
1906
Kein Dramatiker kann wissen, was ein Schauspieler aus seinen Worten machen
wird. Er mag sie so einfach setzen, wie er will -- dieser wird sie
vielleicht ganz in Leidenschaft tauchen und so gerade ihren feinsten
Gehalt ver�ndern; er mag sie so leidenschaftlich gemeint haben, wie er
mag, dieser wird vielleicht nie im Leben bis zur Schwelle wahrer
innerlicher Hingerissenheit gelangt sein. Der Schauspieler ist der
R�uberk�nstler par excellence. Aber oft auch ist der R�uber gr��er als der
Beraubte und der Schatz des Wanderers erst wundervoll, wenn, der ihn
erschlug, damit zu abenteuern beginnt.
* * * * *
Wenn ich Schauspieler w�re, w�rde ich mir f�r mein Studierzimmer zun�chst
einen riesigen Spiegel anschaffen. Vor ihm w�rde ich t�glich mindestens
zwei Stunden verbringen und meinem K�rper eine Geschmeidigkeit anz�chten,
die mir sp�ter gestattete, auch die leiseste Gem�tsbewegung in
unwillk�rliche Sichtbarkeit umzusetzen. Ich w�rde mich dabei nicht in
malerische oder zeichnerische Ideen verlieren, o nein, ich w�rde die Seele
ganz allein Herr sein lassen und ihr, ihr allein, meine Glieder dienstbar
machen. Unmittelbare �bertragung dessen, was mich bewegte, w�re mein Ziel,
so da� man nicht einen K�rper und einen Geist zu sehen vermeinen sollte,
sondern nur eins. Ich w�rde keinen andern Stil als den wahren Ausdruck
meines Innenlebens haben wollen, aber freilich die Art meines Innenlebens
w�re bereits der Stil, den ich will. Er w�re, meiner Natur entsprechend,
zugleich lebhaft und ma�voll. Er w�re, wie ich hoffen d�rfte eindringlich,
nicht aufdringlich. (Ich rede hier fast lediglich von der Darstellung
moderner Menschen.) Des weiteren w�rde ich folgendes tun: Ich w�rde mich
nach Empfang meiner Rolle in die darzustellende Person zu verwandeln
suchen. Ich w�rde wochenlang in allen Situationen als sie herumgehen, das
hei�t in ihrer Kleidung, mit ihrem vermutlichen Gehaben, mit ihrem
Charakter, ihren Gewohnheiten. Dazu geh�rt allerdings eine eiserne Natur,
aber des Schauspielers Kunst wird nicht genug bezahlt, da� er sich wie ein
Krieger mit allem nur m�glichen Raffinement wider das Zerst�rende seines
Berufes wappnen kann, gesetzt er braucht seine Mittel zum Kampf ums Ziel
und nicht zum Behagen. H�tte ich pathologische oder Verbrechernaturen
darzustellen, so w�rde ich, wie Hermann M�ller es gelegentlich tut,
Irrenh�user, und wie's Richard Vallentin vor dem Nachtasyl machte,
Kaschemmen aufsuchen. Die Moskauer sollen sich wochenlang in D�rfern
aufgehalten haben, bevor sie ein St�ck mit Bauern spielten. Das nenne ich,
auf die Eroberung des Andern, das wir nicht sind, aber der Kunst halber
einmal sein wollen, losgehen; das m�chte ich vielleicht mit dem Namen
praktischer Dualismus bezeichnen.
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