Stufen by Christian Morgenstern


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Page 32

* * * * *

Der gro�e Schriftsteller hat Stil, der kleine Manier, was nicht
ausschlie�t, da� der gro�e auch einmal klein und der kleine gro�, d.h. ein
Stilist sein kann. Maeterlinck -- oder ein versetzter Konditor.

* * * * *

In diesen Erz�hlungen von Liebe sehe ich immer nur eines: die Liebe als
Selbstpreis. Selten oder nie, da� diese Menschen durch ihre Liebe zu
einander _wachsen_ wollen, da� sie sich �ber sich hinaus lieben. Daher
denn auch die �bers�ttigung, ja der Ekel, der einen nach und vor derlei
erfa�t, ein Verlangen, es m�chte doch auch hier endlich eine neue Optik
Platz greifen, eine tiefere, religi�sere Betrachtung des Liebeslebens.

* * * * *

Nichts kann mich mehr aufbringen, als wie allezeit hier und dort �ber den
Eckermann geredet wird. Immer ist ein halb mitleidiges L�cheln dabei,
gleich als handle es sich um eine durchaus subalterne Natur, der es jeder
seiner g�nnerhaften Bespotter unvergleichlich zuvorgetan haben w�rde. Man
h�ngt sich an die Einfalt mancher seiner Fragen und bedenkt nicht, da� er
oft nur frug, um Goethen zu locken und anzureizen, man wirft ihm eigene
Unbedeutendheit vor und �bersieht die F�lle feiner Beobachtungen und
Bemerkungen, die anmutigen Berichte �ber seine Liebhabereien, den langen
Brief aus Genf und �berall den Sinn und Takt f�rs Wesentliche, der uns
niemals mit Tagesgeschw�tz langweilt, sondern ihn fortw�hrend bei der
W�rde seiner einzigartigen Aufgabe festh�lt.

La� sie sich immer �berheben, w�rde Goethe selbst sagen, soviel ist gewi�,
da� ihrer keiner mich vermocht h�tte, mein inneres Leben so munter und
lebendig vor ihm zu entwickeln, wie dieser liebe Junge, der wohl nicht
gro� war im Sinne sch�pferischer Kraft, aber in seinen Ma�en ein ganzer
Kerl, ein Vorbild, allen denen zu empfehlen, denen es um ihre Bildung
wahrhaft ernst ist, und die, da ihnen Gott die zeugende Kraft nur
unvollkommen gew�hrt hat, im produktiven Empfangen seiner H�he zustreben
m�ssen und ihm damit wohl ebenso nahe kommen m�gen, wie unsereins mit
seinen st�rkeren Mitteln und gl�cklicheren Voraussetzungen.



1910


In aller Literatur von heute mu� man dem Seelischen nachsp�ren. Was der
Geist heute hinzutut, hat nicht allzu viel Wert; denn der Geist stand wohl
selten auf einer bescheideneren Stufe.

* * * * *

Manchen Menschen w�rden Weihnachtskataloge, Zeitungsannoncen, und zu
Mundwassern, Seife, Thermosflaschen, Petroleum�fen usw. beigepackte
Erkl�rungen und Referate f�r lebensl�ngliche Lekt�re v�llig gen�gen.



1911


Man werfe aus der philosophischen Literatur der neueren Zeit den
literarischen Jargon hinaus und man wird viel gewonnen haben.

Unter Jargon oder Fachfuchserei verstehe ich beispielsweise die
humanistische Ablehnung der Bibel, als einer Gefahr f�r den klassischen
Stil.

* * * * *

An 'Geist' fehlt es heute so wenig, da� man ihm aus dem Wege gehen mu�, um
nicht vom �berdru� erfa�t zu werden. Jede Zeitung, jede Zeitschrift hat
etwas von einem Vari�t�, darin Athleten, Jongleure, Akrobaten auftreten.
Eine Zeit, die den intellektuellen Biceps so eifrig und coram publico �bt
und spielen l��t, erf�llt damit gewi� eine bestimmte bedeutende Aufgabe,
aber auf die Dauer wirkt solch im Grunde von niemandem gew�nschtes
Massenangebot blo�er Kunstfertigkeit destruktiv.



1912

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Books | Photos | Paul Mutton | Sun 21st Dec 2025, 19:55