Französisch-slavische Kämpfe in der Bocca di Cattaro 1806-1814. by Nicola Velimirovitch


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Page 2

Stadion hingegen war entschieden gegen die Allianz mit Frankreich. �Es
w�rde,� sagte er, �Oesterreich Frankreich untertan werden; und ein
solches Verh�ltnis bezeichnet man als Allianz.�[5] F�r den Fall eines
B�ndnisses mit Frankreich aber stellte er seinen R�cktritt in Aussicht.

Keineswegs besser war die Situation in Petersburg. Alexander hatte einen
Krieg zur Befreiung der V�lker von der Macht Napoleons unternommen. Mit
unermesslicher Zuversicht und unz�hligen Hoffnungen ging er in den
Kampf. Der �Austerlitzblick� aber machte ihn zu einem gebrochenen und
ratlosen Mann. Ein schrecklicher Wirrwarr herrschte an seinem Hofe und
in seinem Kopfe. Mannigfaltige G�hrungen, mannigfaltige Richtungen
kreuzten sich im Volke wie in den Parteilagern. Jedermann versuchte
seine eigene Haltung gleich seiner Vergangenheit zu rechtfertigen. Und
jedem gelang es nat�rlich. An der Niederlage Russlands war also niemand
im Lande schuld. Die fr�heren Ratgeber des Kaisers, die ihm vorher so
viel Ruhmvolles von einem Krieg gegen Napoleon vorgespiegelt hatten,
schoben jetzt alle Schuld an dem Misserfolg Oesterreich zu. Die
altrussische Partei predigte entschieden den Bruch des B�ndnisses mit
Oesterreich. Man beschuldigte es sogar eines Verrates. Die Leute der
Opposition gegen das Regiment Czartoryskis gewannen jetzt grossen
Einfluss auf den Kaiser und das Volk. Ihre Parole war nun, Russland
solle nur noch die eigenen Vorteile im Auge behalten, seine Verb�ndeten
ihrem Schicksal �berlassen und sich nicht mehr zwecklos und sinnlos in
einen weiteren Kampf st�rzen.

Eine friedliche Stimmung beherrschte ganz und gar die �ffentliche
Meinung in Russland. Man verd�chtigte aber den Zaren, er besch�ftige
sich auch weiterhin mit Kriegspl�nen. Allerlei Beschwerden gegen den
Kaiser und insbesondere gegen Czartoryski wurden laut und lauter. Der
�sterreichische Botschafter in Petersburg, _Merveldt_, teilte sogar dem
Wiener Hof mit, dass die tiefgehende G�hrung der Gem�ter die M�glichkeit
eines Thronwechsels bezeugte.[6] Wenn die Friedenspartei schliesslich
die Oberhand in Petersburg gewann, so verdankte sie dies ausw�rtigen
Ereignissen; Pitt starb und sein Nachfolger neigte zum Frieden.

Mit Ungeduld wartete man in Wien auf einen Entschluss Russlands, d.h.
auf die Antwort in bezug auf die Frage der Bocca di Cattaro. Endlich kam
der langersehnte Bescheid. Rasumovski erschien am 26. Mai bei Stadion
und teilte ihm mit, Russland sei bereit, Cattaro mit der Bocca
herauszugeben. Allein die R�umung Cattaros seitens der Russen sei eine
Sache, die nicht sofort erledigt werden k�nnte. Der russische Agent in
Cetinje und in der Bocca habe die Bev�lkerung der Bocca stets der
russischen Protektion versichert. Diesem Versprechen k�nne sich Russland
jetzt nicht entziehen, ohne den Unwillen seiner slavischen Br�der in
dieser Gegend sich zuzuziehen. Die Russen wollten die Bocca den
Oesterreichern, und diese k�nnten sie dann den Franzosen �bergeben. Es
brauche aber Zeit, bis die Bev�lkerung zur ruhigen Hinnahme des
unabwendbaren Beschlusses vorbereitet w�re. Also sprach Rasumovski.

Graf Stadion besprach mit dem franz�sischen Gesandten die Sachlage und
verlangte Verschiebung der Hafensperre, die Napoleon so dringend
forderte. Larochefoucauld gab sich mit dieser Erkl�rung nicht zufrieden.
Er forderte sofortige Hafensperre. Bei diesen Erkl�rungen und
Gegenerkl�rungen, bei diesem best�ndigen Hin- und Herschwanken verlief
viel Zeit, ohne dass man zu irgend einem positiven Resultat zu gelangen
vermochte. Inzwischen aber bahnte sich langsam der Weg f�r die
Friedensverhandlungen, die zuletzt zu _Oubrils_ Vertrag f�hrten.

So hielt die Angelegenheit der Bocca ganz Europa ein halbes Jahr in
h�chster Spannung: Der Friede Europas stand auf dem Spiel, wenigstens
f�r den Augenblick. Aber auch nach Ablauf dieser Zeit war die Frage
wegen der Bocca di Cattaro nicht endg�ltig gel�st; die Entscheidung
stand nur auf dem Papier. Nicht einmal der Tilsiter Vertrag brachte eine
befriedigende L�sung. Eine solche erfolgte erst, als alle anderen durch
Napoleon auf die Tagesordnung gebrachten Fragen der europ�ischen Politik
ihren Abschluss fanden, d.h. im Jahre 1814.

Wenden wir uns nun dem Lande zu, das f�r einen Augenblick als Schl�ssel
der politischen Situation Europas galt und der Uebermacht des
siegreichen franz�sischen Gewalthabers so lange trotzte und seinen
Weltpl�nen sich in den Weg setzte, indem es um nichts anderes als um
seine Freiheit und Unabh�ngigkeit mutig und aufopfernd k�mpfte.[7]


2. Stand der Dinge in der Bocca di Cattaro.

Im Jahre 1797 vernichtete Bonaparte die Republik Venedig. Das traurige
und bedauernswerte Schicksal dieses ruhmreichen Staates mussten
naturgem�ss auch seine Provinzen und Schutzgebiete f�hlen. Eines dieser
letzteren war die Bocca di Cattaro, welche seit 1420 unter Venedig
stand. In jenem Jahre stellten sich die Bokelen, die bis dahin unter dem
Schutz der ungarischen K�nige gewesen waren, unter die Oberhoheit
Venedigs, weil die Entwicklung der Dinge sie hierzu zwang. Ganz
Dalmatien n�mlich ging den Ungarn verloren. Die Bocca konnte, wenn sie
es wollte, auch weiterhin unter dem ungarischen Schutz, bleiben. Dieser
Schutz aber w�re nur ein formaler und unwirksamer gewesen. Wozu dann
solch ein Schutz?

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Books | Photos | Paul Mutton | Wed 24th Apr 2024, 7:43