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Page 7
Bei seinem Anblick duckte sich Rahel; ihr Kopf fiel wie gebrochen gegen
die Brust. Sylvester wollte den Eindringling zur Rede stellen, aber er
begegnete einem Blick voll solcher Raserei, da� ihm der Mut verging und
er sich nur mit einer fragenden Miene an seinen Diener Adam Hund wandte,
der mit philosophischem Ernst auf der Schwelle stand und einem
Wachtposten glich, dem man zu seiner Verwunderung das Gewehr weggenommen
hat. Eine Magd und ein Kellner hatten sich in den stattgefundenen
Wortwechsel gemengt und sp�hten neugierig ins Zimmer.
Eine Weile betrachtete der alte Mann stumm seine Tochter. Die unz�hligen
Falten in seinem Gesicht sahen aus wie Striche auf einem radierten
Blatt; die wei�en Haarringeln, die von der Stirn herabfielen, waren na�
vom Regen. Auf einmal packte er das M�dchen bei den Haaren und warf es
nieder; Sylvester und Adam sprangen herzu, aber er rollte die Augen wie
ein Wahnsinniger und stie� mit den F��en nach ihnen. Mit einer Kraft,
die ihm niemand zugetraut h�tte, schleifte er Rahel an den Haaren zum
Zimmer hinaus, �ber den Flur, �ber die Stiege hinunter, so da� man die
Schuhe der Ungl�cklichen auf den Stufen klappern h�rte, schleifte sie
drunten an einigen Leuten vorbei, die versteinert zuschauten, weil das
Entsetzliche des Vorgangs jeden Entschlu� l�hmte, schleifte sie �ber den
Gang bis zum Tor und dann noch �ber die Stra�e in sein Haus. W�hrend
alles dies mit ihr geschah, hatte das M�dchen nicht einen Laut h�ren
lassen.
Zu sp�t gewann Sylvester Besinnung und �berlegung zur�ck. Als er die
Treppe hinuntergerannt und vor dem Haus des H�ndlers angelangt war,
hatten sich ungeachtet des str�menden Regens eine Menge Menschen in der
engen Gasse versammelt. Sylvester r�ttelte an der T�r, sie war
verriegelt. In seiner Erregung forderte er die Umstehenden auf, da� sie
ihm helfen m�chten, das Schlo� zu sprengen, doch keiner folgte seinem
Gehei�, sp�ttisch und finster sahen sie ihn an. Da kehrte er um, und als
er �ber die Stiege hinaufging, fand er einen von Rahels Schuhen dort
liegen. Er hob ihn auf und nahm ihn mit. In der Wohnung des Juden blieb
es den ganzen Abend �ber dunkel. Niemals erfuhr Sylvester, auf welche
Weise der Alte von Rahels Flucht unterrichtet worden war, ob sie ihm
selbst einen Hinweis gegeben, ob ihr Gef�hl und Trieb sie verraten, ob
er die Gefahr mit dem Instinkt der Argw�hnischen gewittert und sie
heimlich beobachtet hatte, ehe sie selbst noch gewu�t, was in ihrem
Innern vorging.
Sylvester benutzte einen Teil der Nacht dazu, um seine Koffer zu packen.
Am andern Morgen reiste er ab.
* * * * *
Als Agathe in der Stadt ankam, blieb ihr die Besch�mung nicht erspart,
von den Hotelbediensteten erfahren zu m�ssen, da� Herr von Erfft
abgereist sei. Kaum brachte sie es �ber sich, zu fragen, ob er nicht
eine Adresse hinterlassen habe. Die Antwort lautete verneinend.
Dann stand sie auf der Stra�e und �berlegte. �Zum Baron de Vriendts,�
befahl sie dem Kutscher.
Der Domherr Baron de Vriendts wohnte in einem alten palast�hnlichen
Hause am Residenzplatz. Sie wurde �ber eine breite, mit roten Teppichen
belegte Stiege in einen Saal gef�hrt und �bergab dem livrierten Diener
ihre Karte. Aus einem entfernten Raum t�nte das Spiel einer Orgel. De
Vriendts galt f�r einen gro�en Liebhaber der Musik, und man erz�hlte
sich, da� eine junge Verwandte bei ihm lebe, manche behaupteten auch,
da� es eine Fremde sei, ein elternloses adeliges M�dchen, das eine
Virtuosin auf der Orgel war.
In fr�heren Jahren war de Vriendts h�ufiger Gast bei Sylvester und
Agathe gewesen; jetzt litt er derma�en am Podagra, da� er nicht mehr
sein Zimmer, geschweige denn die Stadt verlassen konnte. Das k�rperliche
�bel hatte auch seiner Umg�nglichkeit Abbruch getan; so oft Sylvester in
der Stadt gewesen, hatte er gegen Agathe Klagen gef�hrt �ber die
zunehmende Verd�sterung des einst so lebensfrohen Mannes.
Der Lakai kam zur�ck und sagte, Hochw�rden lasse bitten. Sie ging durch
ein Zimmer, in welchem Kupferstiche hingen und alte geschriebene
Folianten auf schmalen Pulten lagen, und durch ein zweites, in dem sich
eine M�nzensammlung befand. Dann mu�te sie �ber einen Korridor
schreiten, der Diener �ffnete die T�r, und eine �berheizte Luft schlug
ihr entgegen. Bei ihrem Eintritt h�rte das Orgelspiel auf, sie vernahm
einen raschen, leichten Schritt hinter dem Instrument und sah durch den
Spalt einer sich schlie�enden Tapetent�r ein wei�es Gewand. De Vriendts
lag in einem Polstersessel; seine F��e staken in dicken Verb�nden. Auf
einem Tischchen vor ihm war ein Schachbrett aufgestellt, und die
majest�tisch hinrollende Fuge schien ihn nicht daran gehindert zu haben,
die Position auf dem Brett zu studieren. Neben ihm in einem K�fig mit
versilberten St�ben hockte ein gr�ner Papagei unbeweglich wie aus Stein;
zwischen dem Kamin und der T�re hingen sechs venezianische Marionetten,
deren bunte Kleider und wilde Gesichter etwas Gespenstisches hatten.
Agathe erschrak bei dem Anblick de Vriendts. Sein Gesicht war
eingefallen und aschfahl; die furchtbare H��lichkeit der Z�ge wurde nur
durch den Ausdruck des Leidens gemildert. Die Entfleischtheit des Kopfes
bot einen schaurigen Gegensatz zu dem dicken und aufgequollenen K�rper,
aus dem hart und laut ein gepre�ter Atem brach. Agathe mu�te sich Gewalt
antun, um ihr Entsetzen, in das sich Abscheu mischte, zu verbergen. De
Vriendts lud sie mit einer m�hsam liebensw�rdigen Bewegung zum Sitzen
ein. �Wie jung Sie sind, wie schlank,� sagte er mit einer hohlen,
gellenden, angestrengten Stimme, und etwas wie Neid und Ha� war in
seinen h�chst unruhigen Augen.
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