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Page 31
Wieder blieb sie stehen, mitten auf dem Waldweg stand sie, aufrecht und
streitbar gleich einer Walk�re, und ihr italienischbraunes Gesicht mit
den gro�en Augen machte das abendliche Zwielicht f�rmlich heller.
Achim Ursanner schaute sie bewundernd an, und j�h scho� ihm der Gedanke
durch den Sinn: mit einem solchen Weib an der Seite h�tte ich siegen
k�nnen. Er senkte rasch den Blick und entgegnete: �In Ihnen ist mehr
Bl�hen als Sie ahnen. Gr�beln Sie nicht, Frau Agathe, hadern Sie nicht!
Seelen wie die Ihre sollen brennen, nicht glimmen. Handeln Sie stets
nach Ihrem reinen Gef�hl, denn dieses ist die Stimme Ihres Schicksals.
Und fragen Sie sich selbst, fragen Sie Ihr Herz fromm und ruhig nach der
Zukunft, so werden Sie erfahren, da� in Ihrem eigenen Innern keine
Furcht und kein Zweifel ist.�
Agathe lauschte best�rzt; das klang wie ein Abschied und wie ein
Verm�chtnis. Sie wu�te nichts zu erwidern. Schweigend gingen sie das
Waldtal hinunter und �ber die nassen Wiesen gegen den Gutshof. Ursanner
hatte Eile; ohne vorher ins Haus zu treten, stieg er in den kleinen
Wagen und trieb das alte Pferd heimw�rts.
* * * * *
In Randersacker wartete schon seit dem Nachmittag ein Gerichtsbote auf
Ursanner. Schlimmes ahnend, ri� er dem Mann das Dokument aus den H�nden.
Es war das Urteil der letzten Instanz, gegen das es keine Berufung gab
und lautete, da� Ursanner die beiden Knaben innerhalb dreier Tage von
der Stunde der Rechtsg�ltigkeit des Verdiktes ab der Mutter auszuliefern
verpflichtet sei, da er durch eine das �ffentliche �rgernis erregende
Haltung als B�rger wie als Mensch seiner Ehegattin den Aufenthalt in
seinem Hause unertr�glich gemacht, seine Erziehungsprinzipien dem
gegr�ndetsten Mi�trauen preisgegeben und somit seine v�terlichen
Anspr�che verwirkt habe.
Er entlie� den Boten mit einem knurrenden Laut. Die Kehle war ihm
ausged�rrt, er mu�te etwas Scharfes trinken und griff nach einer Flasche
Kirschwasser auf dem Spind. Nachdem er die �tzende Fl�ssigkeit
hinabgegossen, stand er wieder unbeweglich und starrte zu Boden. Auf der
Landstra�e drunten zog ein Haufe von Burschen johlend vor�ber. Die eine
der drei Doggen, das Weibchen, bellte dumpf. Vom Kirchturm schlug es
zehn Uhr.
Als die Glocke die elfte Stunde ank�ndigte, stand er noch ebenso
unbeweglich. Von Zeit zu Zeit heftete er einen finster ungl�ubigen Blick
auf das Gerichtspapier, das auf dem gro�en Tisch unter der Lampe lag.
Pl�tzlich fing er an wie rasend auf- und abzugehen. �Du Hund,� sprach er
zu sich selbst, �was willst du noch dahier? Der Schinder kommt, dein
Jappen hilft nichts mehr. Sie dr�ngen dich in die Ecke und geben dir den
Genickfang. Geifere nur, das r�hrt sie nicht, das erg�tzt sie blo�,
geifere nur, du einf�ltiges Vieh.�
So w�tete er bis gegen drei Uhr nachts. Dann warf er sich b�uchlings auf
das gebrechliche, rundgebogene Sofa, pre�te die F�uste in die
Augenh�hlen und st�rzte sich in den Schlaf wie man sich ins Wasser
st�rzt. Als er erwachte, war das Zimmer so voll Qualm der Lampe, die
geblakt hatte, da� die Strahlen der Morgensonne ihn nicht durchdringen
konnten.
Die Brust war ihm eng, er mu�te ins Freie. Am Brunnentrog wusch er das
Gesicht, dann st�rmte er durch die Landschaft, und pl�tzlich entschlo�
er sich, in die Stadt zu gehen. Dort angelangt, fr�hst�ckte er hastig in
einem Kaffeehaus an der Mainbr�cke, danach suchte er den Professor
Barenius auf, seinen Universit�tslehrer, einen der wenigen Menschen, mit
denen er noch Beziehungen unterhielt. In gepre�ten Worten berichtete er
�ber die letzte Wendung des Prozesses und fragte den greisen Juristen,
ob er kein Mittel wisse, den Urteilsvollzug zu verz�gern. Barenius
verneinte. �Ich werde die Kinder nicht preisgeben,� erkl�rte Ursanner
z�hneknirschend. �Dann bleibt nichts andres �brig als mit ihnen zu
fliehen, und zwar rasch und ohne Aufsehen,� war die Antwort. Ursanner
sch�ttelte heftig den Kopf. �Fliehen? Das hie�e ein Unrecht bekennen.
Nimmermehr.� -- �Ich sehe nicht ein, was Sie sonst anfangen k�nnten, um
die Kinder zu behalten. Wollen Sie sich etwa gegen den Staat zur Wehr
setzen?� -- �Man wird mich zwingen,� entgegnete Ursanner wild, �ich wei�
es und ich warte darauf.� -- �Seien Sie klug, Achim, vertrotzen Sie sich
nicht,� mahnte der Professor. -- �Um des Himmels willen, begreifen Sie
doch, was an mir ver�bt wird,� sagte Ursanner in einem Fl�sterton, der
schrecklich klang; �man stellt mir die Welt auf den Kopf, und alles was
ich ehedem f�r heilig, ja nur f�r respektabel gehalten, erscheint mir
als ein Hexentanz der L�ge. H�tte ich etwas Au�erordentliches erstrebt,
neue Ideale proklamiert oder einen neuen Gott gepredigt, ich wollte mich
nicht wundern. Doch ich habe blo� getan, was jeder redliche Mensch von
sozialem Gewissen tun m��te. So m�ge man mir denn zu Leibe gehen!
Vielleicht ritzt mich das Schwert der gesch�ndeten Gerechtigkeit, und
ich kann mit gr��erem Fug als bisher Zeuge sein f�r die Verblendung und
die moralische Verworfenheit eines Volkes, das zu lieben ich mir einst
eingebildet habe.� Nach diesen Worten drehte sich Ursanner um und
verlie� das Zimmer.
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