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Page 29
Nach ein paar Tagen erschien Martha und versuchte ihre Schwester mit
List zu einem entschiedenen Schritt zu bestimmen. Agathe durchschaute
sie schnell und wies sie fast ver�chtlich ab. In nachhaltiger
Verstimmung kehrte Martha nach Hause zur�ck und grollte der Schwester
monatelang. Der Major, viel zu gutm�tig, um die Erbitterung seiner Frau
zu teilen, ritt jede Woche einmal nach Erfft, brachte Silvia eine Puppe
oder ein Kleidchen mit und pr�fte die Rechnungen, die ihm der Inspektor
vorlegte. Agathe war ihm dankbar, trotzdem sie von der Vergeblichkeit
solchen Beistands durchdrungen war. Da� der Major auch ein bi�chen in
sie verliebt sein k�nne, fiel ihr nicht im Traume ein.
In der Nachbarschaft und unter den Bekannten wurde �ber die r�tselhafte
Abwesenheit Sylvesters mancherlei geredet, wie sich denken l��t.
Forschenden Blicken zu begegnen, Vertraulichkeiten abzuwehren und
taktlose Neugier zufriedenzustellen, hatte Agathe keine Lust; nicht blo�
aus diesem Grund, sondern auch, weil ihr die Menschengesichter immer
weniger gefielen, mied sie Gespr�che und Zusammenk�nfte und verbarg sich
still in ihrem Hause. Achim Ursanner, der einzige, dessen Gesellschaft
ihr bisweilen erw�nscht gewesen w�re, gab selten ein Lebenszeichen, und
gesehen hatte sie ihn seit ihrem Besuch in Randersacker nicht mehr.
Einmal hatte er ein paar Stellen aus einem Brief Sylvesters geschickt,
ein anderes Mal die Abschrift einiger kraftvoller S�tze aus der
Schopenhauerschen Abhandlung: Von dem, was einer vorstellt. �Die Erde
ist von einem heillosen Gez�cht bev�lkert,� hatte er hinzugef�gt, �und
was mich vor der Verzweiflung, ja vor dem Selbstmord rettet, ist
einerseits die Erkenntnis, da� dieses Gez�cht in unerme�licher
Geistesfinsternis begraben ist (denn wir alle, Frau Agathe, wir alle
untersch�tzen sehr die Macht und Souver�nit�t der Dummheit), anderseits
der Trost und Zuspruch aus den Werken der wenigen gro�en M�nner, die in
diese �ble Welt versprengt sind wie Goldk�rner in eine Felsenw�stenei.�
An einem Nachmittag im Juni kam Frau �sterlein zu Agathe und meldete,
da� ein fremder Mann drunten warte. Sie konnte den Namen des Ank�mmlings
nur verzerrt wiedergeben, aber Agathe erriet sogleich, da� es Ursanner
sei. Sie eilte hinab und begr��te ihn. Pferd und W�gelchen, die ihn
hergebracht, standen am Tor.
Er sah ziemlich vernachl�ssigt aus; sein Bart war gewachsen, auf der
Stirn und neben den Nasenfl�geln hatten sich tiefgeh�hlte Furchen
gebildet, und sein Blick erhob sich selten bis zu den Augen Agathes. Er
hatte nerv�se Gesten und oft mitten im Sprechen Sekunden der
Gedankenflucht. Der H�ndedruck, mit dem er Agathes Gru� erwiderte, war
eigent�mlich klammernd. �Seien Sie mir nicht b�se, da� ich Ihre
Freundlichkeit so sp�t heimzahle,� begann er, �doch was ich w�nsche und
was ich darf, das ist so verschieden wie Himmel und H�lle.�
Agathe bot ihm eine Erfrischung an, er wollte nichts nehmen und
verlangte nur einen Trunk Wasser. Dann fragte er nach Silvia, aber das
Kind war mit Frau Marquardt zum Bad gegangen. �Schade, ich h�tte das
M�dchen gerne gesehen,� meinte Ursanner, und Agathe, indem ein Schatten
�ber ihre Stirn zog, erwiderte, auch sie h�tte gern erfahren, wie er
�ber das Kind denke; �sie ist so sonderbar seit einiger Zeit, so
verschlossen, so launenhaft, manchmal wird mir angst und bang.� --
�Davon kann ich ebenfalls ein Lied singen,� sagte Ursanner halblaut; �an
unsern Kindern merken wir immer, wie die Welt zu uns steht, und das gibt
meistens ein trauriges Echo. Doch wie w�r's,� fuhr er lebhafter fort,
�wenn wir einen Spaziergang machten, Frau Agathe? Haben Sie Lust?�
Agathe stimmte zu. Am Mittag hatte es gewittert, jetzt war es sch�n
geworden. Laub und Wiesen gl�nzten, und die M�cken, die in der Luft
schw�rmten, sahen aus wie Silbersp�ne. Agathe begehrte zu wissen, ob
sich in Ursanners schlimmen Angelegenheiten etwas ver�ndert habe.
Ursanner ging eine Weile nachdenklich neben ihr her, dann sagte er:
�Lassen wir das doch, Frau Agathe. Meine Sachen sind derma�en
beschaffen, da� man am besten dar�ber schweigt. Um mich und in mir
wird's schw�rzer mit jedem Tag. Letzte Nacht nun, wie ich schlaflos in
meinem Bette lag, dacht' ich mir: morgen will ich einmal in ein liebes
Gesicht schauen, und ich dachte an Sie dabei und nahm mir vor, zu Ihnen
zu gehen. Das gab mir meine Ruhe wieder, und ich konnte einschlafen. Da
bin ich also, Frau Agathe, und wenn ich eine Bitte tun darf, ist es die,
da� wir nicht von meinem Elend sprechen.�
�Die Bitte mu� ich Ihnen schon aus Dankbarkeit erf�llen,� antwortete
Agathe, und mit einem Seufzer setzte sie hinzu: �Aber es d�nkt mich, wo
immer zwei Menschen beisammen sind, sprechen sie von ihrem Elend.�
�Sie trinken das Bittere, weil S��es drauf folgt, hei�t irgendein Vers,�
sagte Ursanner. �Bei mir nicht. Sie, Frau Agathe, sp�ren das S��e schon
auf der Zunge, denn Ihr Schicksal, dessen bin ich gewi�, wird sich bald
zum guten wenden. Sie geh�ren nicht zu denen, die niedergetreten werden,
dessen bin ich gewi�.�
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