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Page 28
Eines Nachmittags kam sie auch in sein Zimmer in London. Es war die
letzte und entscheidende Begegnung in diesem seltsamen Erleben au�erhalb
des Wirklichen. In der D�mmerung trat sie ein. Ihr Gesicht unter dem
Schleier war sehr bleich. Er wu�te, was sie hergetrieben hatte, er
begriff ihr Mitleid und ihr Leiden, ihre Frage und ihren Vorwurf, und
nun war es beschlossen f�r ihn, da� er nach Hause reisen und von Agathe
seine Freiheit fordern m�sse. Von der Stunde an war die Schw�che und
traumhafte Schwermut von ihm gewichen.
Am selben Abend schrieb er ein paar kurze Zeilen an Gabriele, worin er
sie lakonisch, jedoch mit dem Ton festesten Ernstes von seinem Plan in
Kenntnis setzte. Den n�chsten Vormittag verwendete er mit Adams Hilfe
zum Packen und um f�nf Uhr sa� er in der Eisenbahn, die ihn zur
Hafenstation brachte. Adam summte vor Freude Kirchen- und Kneipenlieder
bunt durcheinander.
Genau drei Tage sp�ter erblickte Sylvester vom Kupeefenster aus die
W�rzburger Marienfeste, an der noch immer gebaut wurde, seit sie,
w�hrend des Mainfeldzugs vor drei Jahren, von den Preu�en in Brand
geschossen worden war. Novembernebel h�llte die Stadt in flaumigen
Dunst, und der an den Rebenh�geln hingleitende Strom war von der
untergehenden Sonne blutrot gef�rbt.
* * * * *
Die M�he, die sich Agathe in den ersten Monaten ihres Alleinseins
gegeben hatte, Wirtschaft und Haushalt vor jener Verlotterung zu
bewahren, die sich notwendig einstellen mu�, wenn das anerkannte
Oberhaupt fehlt, hatte sich in Teilnahmslosigkeit verkehrt, als der
t�richte und leichtsinnige Aufwand, den Sylvester trieb, offenbar lag.
Sie liebte nicht das Geld, aber sie achtete es, weil es eine gewisse
Summe von Arbeit, �berlegungen und Entbehrungen darstellte und die
pers�nliche Unabh�ngigkeit sicherte. Daran gew�hnt, zu sparen und selbst
bescheidene Bed�rfnisse nur zu erf�llen, wenn sie unabweisbar wurden,
erregte Sylvesters Verschwendung ihren Schrecken und, nachdem er das
Bankdepot erhoben hatte, mit Wucherern in Beziehung getreten war, die
Ernten im voraus verschleudert, Wechsel in Umlauf gesetzt, also das
Gespenst der Not und der Schuldbedr�ngnis heraufbeschworen hatte, ihren
Abscheu und ihre Verachtung.
Sie �berlie� dem Inspektor Marquardt die Aufsicht �ber beide G�ter,
anfangs nur der Form nach, schlie�lich in jeder Weise, denn um t�tig zu
sein, brauchte sie die �berzeugung der F�rderlichkeit und des sichtbaren
Gelingens, hier aber konnte sie nur im Geringf�gigen n�tzen, indes ein
uners�ttlicher Vampir das Lebensmark aus dem Besitze sog. Da� die
bezahlten Diener den Vorteil der Herrschaft nicht �ber ihren eigenen
stellen w�rden, war ihr klar, und mit dem Gedanken an Untreue,
Fahrl�ssigkeit und schlechte F�hrung der Gesch�fte hatte sie sich l�ngst
vertraut gemacht.
Ihre Schwester Martha, die Frau des Majors, redete ihr zu, sie solle
doch mit dem Kind nach Eggenberg �bersiedeln, der Major w�rde dann
Erfft und Dudsloch von seinem Vetter verwalten lassen, der ein
erfahrener �konom sei. Agathe weigerte sich. �Ich ��e bei dir und deinem
Mann doch nur das Gnadenbrot,� sagte sie, �und das pa�t mir nicht. Gehen
die Dinge schief, so will ich wenigstens dabei sein, obschon ich nichts
�ndern kann; dem Verderben zusehen ist besser, als es blo� ahnen.�
Um jene Zeit wu�te der Major noch nichts von Agathes Geldsorgen, erst
der schwatzhafte Inspektor verschaffte ihm Aufkl�rung. Am folgenden
Sonntag kam er und zog Agathe in ein f�rmliches Kreuzverh�r. Sie gab nur
zu, was sie nicht leugnen konnte. Sie behauptete, Sylvester sei mit
ihrem Einverst�ndnis ins Ausland gereist, sie billige seine
Lebensf�hrung und habe zu klagen keine Ursache. �Ich glaube dir nicht,�
polterte der Major; �entweder bist du blind, oder du willst mich blind
machen.� -- �Ich wollte, ich w�re in dem Sinne blind, den du meinst,�
erwiderte Agathe mit unfreiwilliger Offenheit. Der Major brauste auf.
�Sch�n; so werde ich deinem Herrn Gemahl schreiben,� rief er, �und wenn
er noch einen Funken Ehre im Leib hat, so wird er nicht im Zweifel
dar�ber sein, was er dir und der Familie schuldet.� Da trat Agathe ganz
nahe vor ihren Schwager hin, blitzte ihn mit ihren wunderbar energischen
Augen drohend an und sagte hart und bestimmt: �Du wirst ihm nicht eine
Zeile schreiben, Konrad. Nicht eine Zeile, verstehst du? Weder du noch
Martha. Von dem Tage an, wo dies gesch�he, h�ttet ihr mich zur Feindin
und ich kennte euch nicht mehr.� Der Major senkte betroffen den Kopf,
ging zum Fenster und trommelte an die Scheiben. Agathe aber, indem ihre
Stimme tiefer und ruhiger wurde, fuhr fort: �Sylvester schuldet mir
nichts und schuldet der Familie nichts. Er wei�, was er tut und tut
wahrscheinlich, was er mu�. Da� er kein Mensch nach dem Reglement ist,
habt ihr immer gewu�t, nun beweist er's, und wir m�ssen uns damit
abfinden.� Der Major zuckte die Achseln: �Wenn du dich damit abfindest,
hat niemand das Recht zur Einrede,� versetzte er, �aber es freut mich
doch, da� in dem Fall wieder einmal mein altes Wort zur Wahrheit wird:
ein schlechter B�rger, ein schlechter Mann. Und das, meine liebe
Schw�gerin, das mu�t du schlucken, so eifrig du ihm auch den Anwalt
machst.�
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