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Page 27
Ein �u�erster Grad von Sehnsucht kann eine zweite Wirklichkeit
erschaffen. Gefesselt in jedem Betracht, flohen Sylvesters Sinne in ein
anderes Reich, das kein ertr�umtes, das wesensvoller f�r ihn war als die
zu ertastende und mit leiblichen Augen zu erschauende Gegenwart. W�hrend
er apathisch und regelm��ig dem Trieb bestimmter Gewohnheiten folgte und
den Stunden des Tages gab, was sie von ihm verlangten, waren sein Geist
und seine Seele ausgewandert, den K�rper als eine zuf�llig bewegte H�lle
hinterlassend.
Er f�hlte genau, da� in dieser Epoche seines Daseins innerer und �u�erer
Besitz auf dem Spiele stand: Vernunft, Behagen, T�tigkeitsfreude,
Verm�gen und Gesundheit, das Ererbte und das Erworbene; er wu�te, was er
verloren hatte und was ihm jede Minute des t�dlichen Br�tens raubte:
seinen Stolz, sein Selbstvertrauen, die Kraft, zu wirken und dienendes
Glied zu sein; er erkannte, da� er sich auf Vorrechte der Jugend nicht
mehr berufen durfte, da� der Hinweis auf das Vers�umnis h�chsten Gl�ckes
die Verachtung der Menschenpflichten nicht entschuldigen w�rde, da� �ber
dem leidenschaftlichen ein sittliches Gebot war, dennoch w�hlte er sich
mit Begierde immer tiefer in den Schmerz, und die Einsicht, da� seine
Jugend vor�ber war, endg�ltig f�r alle Zeiten vor�ber, da� er zum
letztenmal ergl�ht, zum letztenmal erw�hlt war, zum letztenmal die
Seligkeit der Ent�u�erung, die Lust der Bezauberung, die S��igkeit der
Blutesn�he und den entz�ckenden Schauer der Wiedergeburt in einem andern
Herzen gesp�rt, da� alles dies dahin war, f�r ewig dahin, wie durch
Todesurteil verwirkt, eben die Einsicht verfinsterte sein Gem�t und
zerst�rte seinen Willen.
Er lebte zwiefach. Sein eigentliches Leben f�hrte er im Schlo� zu
Bangor. Halluzinationen, die sich erneuerten und fortsetzten, machten
ihm den fremden Bezirk vertraut. Er sah die alte Normannenburg mit ihren
efeubewachsenen H�fen, dem stumpfen Turm und den gezackten Mauern. Er
ging �ber die ehemalige Zugbr�cke und unterhielt sich mit Sir Randolph,
w�hrend er zugleich aufs Meer schaute. Einige Herren kehrten plaudernd
von einer Segelfahrt heim. Die jungen Leute hatten Kricket gespielt,
sie eilten mit heiterem Lachen von der Wiese her�ber, und die wei�en
Kleider der M�dchen flatterten im Seewind. Der Gong ert�nte, eine lange
Fr�hst�ckstafel war gedeckt, und Silber und Porzellan auf dem Tisch
hoben sich reizvoll gegen die braunget�felten W�nde ab. Zwei Hunde, ein
Spitz und ein Terrier, wirbelten kl�ffend durch den Saal, und Lady
Canning, die ihre Migr�ne hatte, beschwerte sich dar�ber beim Kastellan.
Mi� Holland, ein sehr mageres M�dchen mit Sommersprossen, erz�hlte, da�
sie einen gro�en Brasiliendampfer gesehen habe, und Monsieur Renard
behauptete, in Barrow habe man einen Walfisch gesichtet. Sylvester
bestritt die M�glichkeit und Gabriele nahm seine Partei. Ein
scherzhafter Wortkampf entspann sich, und Sylvesters Schlagfertigkeit
erregte allgemeines Vergn�gen. Monsieur Renard, verdrie�lich �ber seine
Niederlage, wurde von Mrs. Watch getr�stet, die ihm ihre mit Schokolade
gef�llte Bonbonniere reichte.
Sylvester ging zur K�ste des Meeres hinunter und gewahrte Gabriele von
ferne. Sie gab ihm kein Zeichen, obwohl sie ihn zu erwarten schien. Sie
trug einen Reiseanzug und blickte gespannt auf ein Boot, das sich dem
Ufer n�herte. Er konnte nicht zu ihr gelangen, seine F��e verwickelten
sich in Gestr�pp, er b�ckte sich, um sich frei zu machen, und als er
sich aufrichtete, war Gabriele verschwunden und mit ihr auch das Boot.
Er rief, die Brandung �bert�nte seine Stimme; er eilte ins Schlo�
zur�ck, suchte sie in der Kapelle und in vielen Zimmern, und es war ihm,
als ob sie jeden Raum, den er betrat, kurz zuvor verlassen h�tte.
Dennoch hatte er best�ndig das Gef�hl, da� sie ihn erwartete. Da wurde
es Nacht. Alles schlief im Hause. Sylvester ging durch die langen,
finstern Korridore und �ffnete Gabrieles Schlafgemach. Es war ein sehr
gro�es Zimmer mit drei riesigen Fenstern, �ber denen Vorh�nge aus
scharlachrotem Damast hingen. Auf einer Spiegelkonsole brannte eine
Kerze, und weit davon in einer Mauervertiefung stand das Bett, in
welchem Gabriele lag. Sie hatte die T�re nicht versperrt, weil sie ihn
erwartete. Zugleich hatte sie um seinetwillen gehofft, da� er nicht
kommen w�rde. Er kniete an dem Lager hin und fa�te ihre Hand. Sie floh
sichtlich, ihre Seele floh vor ihm; sie zitterte wie ein gefangenes Reh.
Wenn er sie anschaute, sch�ttelte sie den Kopf, und ihre Finger pre�ten
flehentlich die seinen. Die Nacht verwandelte sie in ein Naturwesen,
doch ihr Blut, ihr Auge und ihre des Widerstandes schon m�den Glieder
widerstrebten ihm. Da erst empfand er ihren ganzen Wert, die ganze
Unschuld ihres Herzens, das Ersch�tternde und zur Ehrfurcht Zwingende
der nie zuvor Ber�hrten, die dem Ansturm des Geschlechts nur im h�chsten
Schmerz ihrer Liebe unterliegt. Er gab ihr die Namen von Blumen, denen
sie verwandt war und dachte an sch�ne Tiere, an die ihre Grazie
erinnerte. Un�berwindliche Scheu verbot ihm, sie zu umarmen, und er
liebte sie mit opfernder Inbrunst, die alle sinnlichen Emp�rungen
erstickte. Die Nacht hindurch kauerte er an ihrem Bett, und ehe er ging,
beugte sie sich zu ihm, enth�llte furchtlos die Lieblichkeit der
Schultern und das edle Spiel jugendlicher K�rperlinien, schlang die Arme
um seinen Hals und k��te ihn.
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