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Page 25
Seine Finger glitten zerstreut �ber die Saiten und erzeugten ein sanft
vibrierendes Ger�usch, dem einer fernen Windharfe �hnlich. Gabriele nahm
ihm die Laute aus der Hand, r�ckte sie in vertrauter Weise zurecht, und
ihre Z�ge hatten einen versonnenen Ausdruck, als sie einige dunkle
Akkorde anschlug. Dann sch�ttelte sie entschlossen den Kopf und legte
die Laute beiseite.
�Ich liebe dich, Sylvester,� sagte sie, �du wei�t es, da� ich dich
liebe. Wie es gekommen ist, das kann ich nicht erkl�ren; wozu auch, es
mu� nicht erkl�rt sein. Ich bin nur ein Weib, nicht besser und nicht
schlechter als andere, und wie soll ich's verwinden, da� du es bist,
gerade du, den ich liebe. Sprich mir nicht von Gl�ck, tr�ste mich nicht
mit Hoffnungen, sag' nicht, da� ich vergessen soll und da� es Stunden
gibt, die ausgleichen, und da� man seine Lust aneinander haben kann,
wenn auch morgen die Welt untergeht. Das ist alles nicht f�r mich. Sieh,
Liebster, du bist wie einer, von dem ich nur eine Hand halten kann, die
andere ruht in der Hand einer andern. Die andere hat ihr Leben auf dich
gesetzt, sie will und kann nicht von dir lassen, und k�nnte sie auch,
bei mir w�rde sie erst lebendig werden f�r dich, und du bist der Mann
nicht, der ein lebendiges Gesch�pf ins Grab wirft. Ich f�hle ja, wie es
um dich steht, aber ich kann nicht tun, was du verlangst. Nicht Agathes,
nicht des Kindes wegen; wenn du bei mir bist und ich dich sehe, ist mir,
als k�nnt' ich dar�ber hinwegkommen; auch an dem, was man Ehre nennt,
liegt mir dann nichts mehr. Aber ich will lieben, so wie man stirbt,
ganz, ganz und ohne Rest. Und ich will geliebt sein so wie man
untertaucht im Meer, tief ins Bodenlose. Wie soll ich das, Sylvester,
bei dir, der ein b�ses Gewissen zu mir bringt? Widersprich mir nicht,
sei wahr, in diesem Augenblick sei wahr gegen mich! Das b�se Gewissen,
es ist ja eigentlich das gute und edle Gewissen, dein Menschenherz, es
w�rde dich immer zu mir treiben, aber nicht bei mir halten, und wir
w�rden schlecht und m�de. Und nun sag' mir, was sollen wir tun?�
Sie hatte leise gesprochen und als sie geendet hatte, schaute sie ihn
voll sch�chterner Erwartung an. Sylvester, ohne Schmerz noch Freude, in
einem schwebenden Gef�hl, erwiderte ebenso leise: �Ich habe dich
gesp�rt, als ich noch in der Heimat war. Ich habe dich mit mir
herumgetragen wie eine Schwangere den Sch��ling tr�gt, bis du wesenhaft
wurdest, bis du erschienen bist. Ich habe andere genossen wie man
Wurzeln verzehrt, wenn keine Speise da ist. Ja, ich will wahr sein;
deine Worte sind das gr��te Ungl�ck meines Lebens, denn du hast recht
mit allem was du sagst. Was wir aber tun sollen, das wei� ich durchaus
nicht. Nur da� ich ohne dich nicht existieren kann, wei� ich. Fliehen
wir, Gabriele, geh mit mir auf ein Schiff, la� uns �ber den Ozean
fahren, versuch' es mit mir, vielleicht zeigt es sich, da� deine Furcht
unbegr�ndet war --�
�Jetzt bel�gst du dich doch,� unterbrach ihn Gabriele sanft. �Es gibt
keine Freiheit durch Anma�ung, es gibt kein Recht, das einer nur f�r
sich selber schafft. Freilich, es gibt Menschen, die solches zustande
bringen, aber ich bin dazu nicht robust und du, Lieber, bist nicht
phantasielos genug. Wir sind Menschen und m�ssen tun, was menschlich
ist.�
Dies sagte sie mit einer so unheimlichen Hoheit und Ruhe, da� Sylvester
vor ihr erschrak.
�Es war mein Plan, morgen nach Bangor zu gehen,� fuhr sie fort; �du hast
geglaubt, da� wir in Bangor beisammen sein k�nnten. Es darf aber nicht
sein. Ich will ja nicht, da� wir uns nie wiedersehen sollen, wie k�nnt'
ich das, aber wir m�ssen uns die M�glichkeit zur Besinnung geben, du mir
und ich dir. Wenn dir also am Aufenthalt in Bangor etwas liegt, so werde
ich anderswohin gehen. Antworte mir, Sylvester. Z�rnst du? Wie schwer
ist es doch, das Richtige zu tun!�
�Ich werde nicht nach Bangor gehen,� sagte Sylvester stockend.
Unwillk�rlich streckte Gabriele die Arme aus, und mit einem dumpfen Laut
st�rzte er zu ihr. In ungeheurer Bewegung ergriff sie seinen Kopf und
dr�ckte sein Gesicht in ihren Scho�. Sie beugte sich �ber ihn und
stammelte: �Lieb' ich dich denn? Ich liebe dich ja gar nicht. Ich liebe
ja einen andern, der nicht da ist und den ich nicht kenne. Jetzt mu�t du
gehen, Sylvester. Geh jetzt, la� mich allein, geh jetzt, leb' wohl.�
Zwei Stunden nach Mitternacht fand sich Sylvester am Tisch seines
Schlafzimmers sitzend. Vor ihm lag eine Pistole, die er unverwandt
betrachtete. Da war es ihm, als h�re er die T�re knarren und als trete
Agathe herein und als lege sie den Arm um seine Schulter und die Wange
an seine Stirn und seufze tief. Sein Kopf fiel auf die Tischplatte, und
er weinte wie ein Kind.
* * * * *
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