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Page 1
Von so beschaffener Politik wollte Sylvester nichts wissen. Mehr als
eine h�fliche Teilnahme konnte er denen nicht widmen, die das R�derwerk
der Staatsmaschine in Gang setzten; wer gut regierte, war ihm sch�tzbar,
den schlechten Herrn machten eifrige Diener nicht besser. �Ich liebe
meine Heimat,� pflegte er zu sagen, �die Erde, die mich tr�gt und n�hrt,
aber es ist mir gleichg�ltig, was diese Erde auf den Landkarten f�r
einen Farbenrand hat, und kein Minister kann von mir verlangen, da� ich
ihm meine Steuern mit einem patriotischen Jubelgesang bezahle.� Wie so
viele aufgekl�rte und �berlegene Geister verstand er seine Zeit nicht
recht. Es schien ihm eine tote Zeit zu sein; eine leere und n�chterne
Zeit, eine Zeit der Spie�b�rger, der schlechten Musik, der schlechten
B�cher, der geschmacklosen M�bel und des unfruchtbaren Geschw�tzes. Ihm
d�nkte, man mache nur deshalb soviel L�rm, weil man die Dinge verwirren
und die Ideen verfinstern wollte; er glaubte nicht an eine gedeihliche
Zukunft, ohne Hoffnung blickte er auf sein Vaterland und ohne Anteil auf
die tr�gerische Erregung seiner Mitb�rger, denn alles, was er selbst zu
ihrem Besten hatte vornehmen wollen, war schm�hlich mi�lungen.
Dadurch wurden aber sein Lebensmut und seine Heiterkeit keineswegs
getr�bt. In den letzten Jahren hatte er eine gro�e Vorliebe f�r
Gartenk�nste gefa�t, er hatte eine Orangerie gebaut und einen G�rtner
aus Richmond kommen lassen; mit diesem beriet er stundenlang �ber die
Anlage neuer Wege, �ber Pfropfungen und Verpflanzungen. Agathe
unterst�tzte ihn dabei, soweit sie es vermochte, und zu der
Ritterlichkeit, die er gegen sie an den Tag legte, gesellte sich
Dankbarkeit. Sie war nur um zwei Jahre j�nger als er; dieser Umstand
machte sie um so mehr zu seiner Freundin; bei jedem vortretenden Anla�
achtete er sie f�r gleichberechtigt. Es gab auch Zank, denn er war
j�hzornig und nicht ohne Launen, und Agathe war nicht die Person, die
sich sklavisch unterwarf, aber jedesmal f�hlte sie sich entz�ckt durch
sein williges Bem�hen, ein Unrecht vergessen zu machen, das er ihr
zugef�gt. Manchmal konnte er sie mit seinen Neckereien bis zu Tr�nen
bringen; dann nahm er am Abend irgendein Buch mit sch�nen Gedichten und
las ihr vor. Im dritten Jahre ihrer Ehe war ihnen ein Kind geboren
worden, ein M�dchen; es hie� Silvia, war jetzt sieben Jahre alt und sehr
sch�n. Am Vater wie an der Mutter hing es mit der �berschwenglichen
Kraft, die der fr�hen Jugend eigen ist, und mit seiner geschmeidigen
Gestalt und seinem heitern Antlitz wandelte er durch die Tr�ume des
Kindes wie ein Gott.
* * * * *
Von irgendeinem Tage ab, niemand konnte genau sagen von welchem,
ver�nderte sich Sylvesters Wesen ganz und gar. Eine unentschiedene,
schwankende, zweifelvolle Stimmung war ihm anzumerken, eine Unlust, die
sich bis zur Verdrossenheit steigerte und die Agathe mehr und mehr
Besorgnis einfl��te. Bisweilen versuchte sie es, ihn aus sich
herauszulocken, aber er antwortete nur mit einem Achselzucken und einem
fremden Blick. Er h�rte auf, sich mit Silvia zu besch�ftigen; was er mit
dem Kind redete, klang gezwungen und zerstreut.
Umsonst gr�belte Agathe �ber die Ursache der Verwandlung nach. Umsonst
lie� sie Leckerbissen f�r ihn kochen; umsonst machte sie ihm einen
englischen H�hnerhund und ein neues Jagdgewehr zum Geschenk; umsonst
waren ihre Anstrengungen, ihn aufzuheitern; er schien wie eingemauert.
Eines Tages trat sie in sein Zimmer und beobachtete ihn, wie er, den
R�cken gegen sie gekehrt, unbeweglich vor dem Spiegel sa�. Sie erschrak
�ber den Ausdruck seines Gesichts, den ihr der Spiegel zeigte. Sie
n�herte sich ihm; er h�rte sie nicht. Er hatte den Kopf auf die Hand
gest�tzt, und sein Blick war verloren auf das Ebenbild gerichtet. Sein
Auge war voll Schw�rze; um die Brauen hatten sich dunkle Entschl�sse
geballt wie Wolken um ein Gebirge; aus den Lippen schien eine qu�lende
Frage unh�rbar zu dringen. Agathe schlich davon, und als sie den Flur
erreicht hatte, rang sie stumm die H�nde.
Ein anderes Mal geschah es, da� sie ihn, es war mitten in der Nacht, in
der Bibliothek unerm�dlich auf- und abgehen h�rte. Sie lag im Bett,
aber schlafen konnte sie nicht. Je l�nger sie dem Ger�usch seiner
Schritte lauschte, je wacher wurden ihre Sinne. Endlich erhob sie sich,
umh�llte die Schultern, verlie� das Zimmer und ging nacktf��ig die
Treppe hinauf. Leise pochte sie, denn sie wollte ihn nicht �berfallen,
aber als sie die Klinke herabdr�ckte, merkte sie, da� die T�r verriegelt
war. Im selben Augenblick erlosch der Schein in den Ritzen und Spalten,
und drinnen wurde es still. Kein Zweifel, da� er das Klopfen geh�rt, und
da� er wu�te, Agathe sei es, die vor der Schwelle stand. So gen�gt also,
dachte Agathe, das Bewu�tsein meiner N�he, um ihn mit Furcht zu
erf�llen, mit Furcht und mit solchem Abscheu, da� er die Lampe ausbl�st,
um mich zu verscheuchen.
Am andern Morgen �bergab sie das Kind der Pflege ihrer Wartefrau und
fuhr zu ihrer Schwester nach Eggenberg. Ihrem Gatten hinterlie� sie ein
paar Zeilen, des Inhalts, da� sie Sehnsucht nach der Schwester empfinde
und sich f�r die Reise um so leichter entschlossen habe, als sie
annehme, da� er ihrer nicht bed�rfe und eine Trennung von acht oder zehn
Tagen ihm in seiner gegenw�rtigen Verfassung vielleicht willkommen sei.
Sie lebte bei Schwester und Schwager wie in einem peinvollen Exil, doch
stellte sie sich v�llig harmlos, und kein Wunsch, drohende Gefahren zu
er�rtern, war ihr anzusehen; es widersprach dem Grundgef�hl ihrer Natur,
eine Sache vor andere Ohren zu bringen, die einer nur mit sich selbst
und seinem Partner ausmachen kann. Indessen wartete sie von Tag zu Tag
auf Nachricht; eine ihr eigent�mliche Halsstarrigkeit hinderte sie
daran, die Frist zu brechen, die sie sich selbst gesetzt, und als sie
nach Verlauf von eineinhalb Wochen wieder in Erfft eintraf, erfuhr sie,
da� Sylvester schon vier Tage vorher abgereist war. Er hatte Adam Hund
mitgenommen, seinen Diener aus fr�heren Jahren, den er nach seiner
Verheiratung mit einer Aschaffenburger Bierbrauerstochter als Verwalter
in Dudsloch angestellt hatte.
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