Aus Kroatien by Arthur Achleitner


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Page 9

In der Kompagniekanzlei erschien der Kommandant am andern Tag erst zur
Stunde, da die Milit�rstaffette die Post von Karlstadt brachte.

Mit einigem "Haarweh" behaftet, sah Tonidandel den Einlauf durch,
langsam, ohne Interesse, verdrossen. Stutzig wurde er, als er einen
neuen Befehl des Regimentskommandos in H�nden hielt, ein Dienstschreiben
an alle Milit�rstationen des Likaner Bezirks mit dem Wortlaute. "Sollten
sich bei den Milit�rstationen alte _Pfaffen_ vorfinden, sind diese,
wohlverwahrt im Verschlag, dem Regimentskommando unverweilt
abzuliefern." Die unleserliche, doch wohlbekannte Unterschrift des Chefs
stand unter diesem verbl�ffenden Befehl.

Zweimal las Tonidandel dieses Schriftst�ck sehr aufmerksam. Dann pfiff
er durch die Z�hne. Wie weggeblasen war nun das "Haarweh". Und in seinen
Augen gl�nzte eine seltsame Freude. Wie Donnerrollen klang der Ruf:
"Jovo, hereinkommen!"

Der Kompagnieschreiber Jovo erschien, erwies stramm die Ehrenbezeugung.
"Zu Befehl, Herr Kommandant!"

"Da! Vorlesen diesen Regimentsbefehl!"

Jovo nahm gehorsamst dieses Schriftst�ck und las es mit geschraubter
Stimme laut vor. Beim Worte: "Pfaffen" stockte er, las es zweimal und
hielt verbl�fft inne. Seine Augen waren gro� wie Pflugr�der geworden.
Und der Mund stand so weit offen, da� ein Leiterwagen h�tte hineinfahren
k�nnen.

"Noch einmal vorlesen das Wort!" donnerte der Kommmandant.

Gehorsam las Jovo: "Alte Pfaffen vorfinden!"

"Gut! Du best�tigst also, da� 'Pfaffen' geschrieben und zu lesen ist!"

"Zu Befehl, Herr Kommandant, ja! Es steht deutlich geschrieben:
Pfaffen!"

"Gut! Geh in das Pfarrhaus und hole den Prota! Das ist der einzige alte
Pfaffe[6], den wir hier haben! Abtreten!"

Eine Viertelstunde sp�ter stand der ehrw�rdige Greis vor dem
Kompagniekommandanten. Versch�chtert, dem�tig, zitternd.

Herr Tonidandel bedauerte die Bel�stigung des alten Erzpriesters und
machte den Prota mit dem Inhalt des �berraschenden Regimentsbefehles
bekannt. Dabei hatte der Kommandant ein Wetterleuchten in den Augen. Und
seine Lippen umzuckte ein L�cheln vergn�glichsten Spottes,
unverf�lschter Schadenfreude.

Bebenden Tones erkl�rte sich der Prota bereit, sofort nach Karlstadt zu
gehen trotz der alten steifen Beine und des weiten Weges und sich beim
Regimentskommandanten auf Grund des Befehles gehorsamst zu melden. "Ich
bitte Euer Herrlichkeit nur um eine Abschrift des Befehles zu meiner
Legitimation bei der Vorstellung!"

"Aber nein, lieber Prota! Das ist unm�glich! Tut mir sehr leid! Befehl
ist Befehl! Jeder Befehl mu� befolgt werden, buchst�blich und gehorsamst
befolgt! Demnach mu� ich eine Kiste beschaffen lassen, einen Verschlag,
wie es im Dienstschreiben hei�t! In diesem Verschlag mu� der Prota von
S. dem Regimentskommando eingeliefert werden! Laut Befehl!"

"Bog, bog!"[7] jammerte der Erzpriester beweglich und rang die H�nde.

"Nur ruhig, lieber Prota! Ich bin kein Freund von Grausamkeiten, hasse
jede Brutalit�t! Demnach verf�ge ich, da� der Prota bis eine
Viertelstunde des Weges vor Karlstadt inmitten des Milit�rpiketts auf
dem Wagen f�hrt, dort aber in die Kiste kriecht und im befohlenen
'Verschlag' nach Karlstadt in die Regimentskanzlei gebracht wird! Halte
Er sich bereit! In einer Stunde geht der milit�rische Transport ab! Pelz
mitnehmen, Prota, denn es ist verdammt frisch! W�nsche wohl zu speisen!"

Der alte Erzpriester hatte eine Tr�ne im Auge und bittere Angst im
Herzen, als er die Kanzlei verlie� und zum Pfarrhause wankte. Jovo mu�te
den merkw�rdigen Befehl abschreiben, worauf der Kommandant die Kopie
verglich und den Wortlaut mit Unterschrift und Dienstsiegel beglaubigte.
Die Abschrift erhielt der Transportf�hrer eingeh�ndigt behufs
Legitimierung dieses--Pfaffentransportes. Dazu scharfe Befehle
betreffend schonendster Behandlung des Prota, der erst kurz vor
Karlstadt in die Kiste einzuschlie�en sei.

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Books | Photos | Paul Mutton | Mon 3rd Feb 2025, 10:50