Aus Kroatien by Arthur Achleitner


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Page 7

"Ah! Jetzt verstehe ich alles! Die Erd�pfel hast du mit der Gans braten
lassen, damit...."

"Stimmt! Und jetzt verl�schen wir das Licht; im Dunkel der Nacht wollen
wir vom r�ckw�rtigen Zimmer aus beobachten, wie sich die Granicari die
G�nsekartoffeln holen!"

So geschah es.

Am Morgen stellte Kommandant Tonidandel in Gegenwart des Hauptmanns
Pegan dienstlich fest, da� im K�chengarten nicht eine Kartoffel mehr zu
finden war. Diese "Konstatierung" erfolgte zum Zwecke, da� dienstlich an
das Regimentskommando der--Vollzug des Befehles gemeldet werden konnte.
Pegan unterschrieb das Dienstschreiben als Zeuge.

Tonidandels Hoffnung, mit einem Erd�pfel-Befehl so bald nicht mehr
bel�stigt zu werden, erf�llte sich vollauf; denn der Regimentschef
schien sich zu beruhigen mit der Vollzugsmeldung. Und die Grenzer
wollten von den Kartoffeln nichts wissen, weil die "verschafften"
Erd�pfel aus dem Kompagnie-K�chengarten nicht nach--G�nsebraten
schmeckten.

Und bei den Granicari galt es f�rder ausgemacht, da� der Staresina ein
"gro�er L�gner" sei....

* * * * *

So zur�ckgezogen, gesellschaftlich abgeschlossen Kommandant Tonidandel
im St�dtchen lebte, ab und zu besuchte er doch den Prota (Erzpriester
der griechisch-orthodoxen Gemeinde), einen ehrw�rdigen Greis mit
schneewei�em Bart und langem Silberhaar, im Pfarrhause. Sowohl der
ruhige Prota wie seine Gattin, die stille Posa (Poscha), besonders aber
die liebliche Tochter Maca (Matza, Marie) waren dem b�rbei�igen
Kompagniekommandanten �beraus sympathisch. Tonidandel f�hlte sich wohl
bei dieser Familie, zumal ihm der Prota, der, wie alle St�nde in der
Milit�rgrenze, unter dem Milit�rgesetz und der Milit�rverwaltung stand,
nie Unannehmlichkeiten, Verdru� oder Scherereien verursacht hatte.
Gelegentlich vom Prota ge�u�erte Worte �ber die dr�ckende
Milit�rdidaktur, �ber den Despotismus des Regimentschefs nahm Tonidandel
umso weniger �bel, als der Kompagniekommandant doch selbst seine eigene,
nicht gerade rosige Meinung �ber den gewaltt�tigen Chef hatte.

So sa� denn Tonidandel etliche Tage sp�ter an einem Abend im kahlen,
doch behaglich erw�rmten Wohnzimmer des Pfarrhauses und kneipte mit dem
Prota vom Weine, den der Kommandant vorher ins Haus gesandt hatte. Der
Erzpriester mit k�mmerlichem Einkommen war so arm, da� er den hohen Gast
nicht h�tte entsprechend bewirten k�nnen. Deshalb schickte Tonidandel
mit der Besuchsansage stets Wein, Slibowitz, zuweilen auch kalten
Aufschnitt ins Pfarrhaus.

So auch diesmal. Und wie die Herren nach der Begr��ung der Damen
gem�tlich beisammen sa�en, erz�hlte Tonidandel vergn�gt die Geschichte
von den G�nsekartoffeln, und zugleich sprach er die Hoffnung aus, f�r
die Dauer seiner Dienstzeit mit "Erd�pfel-Befehlen" verschont zu
bleiben.

Der ehrw�rdige Prota wagte kaum ein L�cheln. W�rdevoll schlo� er sich
der Hoffnung des Kommandanten an und leerte auf die Erf�llung des
Wunsches Tonidandels sein Glas.

"Ist recht so, lieber Prota! Ich hoffe aber noch mehr, n�mlich die
endliche Berufung unter Vorr�ckung nach--Europa!"

"Bog daj!"[3] rief der Erzpriester und hob die Augen zur geschw�rzten
Decke. Und nachdem er die Unschlittkerze geputzt hatte, wagte er die
sanft vorgebrachte Bemerkung, da� sich bei bescheidenen Anspr�chen doch
auch in der weltentlegenen Lika leben lasse. "Besser freilich vielleicht
im Provinzial!"[4]

"Glaub' Er das nicht, lieber Prota!" erwiderte eifrig der Kommandant.
"In mancher Beziehung sind die Zust�nde bei uns in der Grenze sogar
besser! Wir haben doch nicht die Rechtsbeugungen der adeligen
Gutsbesitzer, nicht die Willk�rherrschaft der autonomen Komitate, nicht
die Gier und Leidenschaft politischer Hitzk�pfe im Provinzial!"

Milde sprach der Erzpriester im Silberhaar. "Das nicht, gn�diger Herr!
Aber daf�r den Despotismus des Regimentskommandanten!"

"Das mu� man als etwas Selbstverst�ndliches hinnehmen! Das Volk der
Grenze so gut wie wir Offiziere! �brigens haben wir in der Grenze immer
noch mehr Rechtssicherheit als das Provinzial!"

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Books | Photos | Paul Mutton | Mon 3rd Feb 2025, 4:58