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Page 5
Auf die Minute genau erschien der Staresina im Hause. Ein
hochgewachsener Likaner, breitschulterig, hell�ugig, gutm�tig. Wenn die
blonden Haare nicht �berlang gewesen w�ren, h�tte man diesen S�dslaven
f�r einen Deutschen halten k�nnen. Unbegrenzten Respekt vor der
Milit�rmacht verriet sein unterw�rfiges, dem�tiges Verhalten. Der
Vorsteher, seines Zeichens ein Schmiedmeister, fa�te die ihm gewordene
Einladung nicht als besondere Ehre und Auszeichnung auf; er schien zu
glauben, da� er befohlen war, zu ungew�hnlicher Stunde einen
au�erordentlichen und unangenehmen Befehl des Stadtkommandanten
entgegenzunehmen. �ngstlich begr��te er die Offiziere; unterw�rfig
fragte er in schlecht verst�ndlichem Deutsch nach den Befehlen und
W�nschen des Herrn Kommandanten.
Tonidandel beruhigte den Vorsteher sogleich mit dem Hinweise, da� es
sich tats�chlich um eine Einladung, nicht um eine milit�rdienstliche
Angelegenheit handle. "Ich feiere n�mlich heute meinen Namenstag und
will an meinem freilich mager bestellten Tische liebe G�ste haben!
Meinen Freund und Kameraden Herrn Hauptmann Pegan und den Staresina!"
Der Vorsteher richtete sich �berrascht auf und warf einen forschenden
Blick auf den Gebieter. "Zu viel der hohen Ehre! Ich nicht wissen,
gn�diger Herr, wie ich kommen dazu!" Mit �berschwenglicher H�flichkeit
stammelte der Schmiedmeister seine Gl�ckw�nsche zum Namensfeste, wobei
er beteuerte, bis zur Stunde nicht gewu�t zu haben, da� der Herr
Kommandant den Taufnamen "Raphael" f�hre.
Hauptmann Pegan platzte heraus. "Hab' ich auch nicht gewu�t!"
"Das ist nebens�chlich! Nun wollen wir dem Staresina das 'Bilikum'
reichen!" Tonidandel f�llte einen Pokal mit Wein, hielt eine kleine
Ansprache an den Gast, der sich so wohl f�hlen m�ge im Hause wie im
eigenen Heim, und reichte dann dem Pokal dem Vorsteher, der aufrecht
stehend den Willkommspruch angeh�rt hatte, sich nun verbeugte, den Pokal
entgegennahm, einen Segenspruch f�r den Hausherrn feierlich sprach und
den Pokal auf einen Zug leerte.
Die Offiziere leerten ihre gef�llten Gl�ser gleichfalls bis zur
Nagelprobe.
"Und nun zu Tisch!"
W�hrend die Herren sich setzten, trug der Diener eine Sch�ssel voll
Kartoffeln herein.
Trotz der gro�en Befangenheit richtete der Likaner einen neugierigen und
forschenden Blick auf den Inhalt der Sch�ssel. Und dabei rutschte ihm
die Frage heraus: "Sto je to?" (Was ist das?) Tonidandel f�llte den
Teller des Vorstehers mit Kartoffeln und sprach schmunzelnd. "Erst
essen! Die Erkl�rung wird alsbald folgen! Greif zu, Herr Hauptmann!"
Die Offiziere nahmen aus der Sch�ssel, doch nur je eine Kartoffel und
a�en mit gut geheuchelten Appetit.
Z�gernd griff der Staresina zu, beguckte das ihm fremde Gericht,
stocherte daran und schnupperte vorsichtig. Da er sah' da� die Offiziere
das seltsame Zeug wirklich verzehrten, gewann der Vorgesteher doch so
viel Vertrauen, ein St�ck davon in den breiten Mund zu schieben.
"Was wir da essen, sind Erd�pfel, Krompir, lieber Staresina! Erd�pfel,
was wachsen in unserem K�chengarten! Wirklich Erd�pfel, die aber die
Granicari[2] nicht essen wollen!"
Der Vorsteher hatte rasend schnell eine zweite Kartoffel gegessen und
rief geradezu frohlockend. "To je guska! Das ist Gans! Schmecken nach
Gansbraten sehr gut! Prozim! (Ich bitte!) Darf ich noch mehr davon
essen?"
Der Kommandant erwiderte lachend. "Nur zu! Alles d�rfen Sie essen! Bis
Ihnen die Ohren stauben! Der Staresina soll sich ja �berzeugen, da� die
Erd�pfel wirklich sehr gut schmecken!
F�r die Lika mit ihrer h�ufigen Hungersnot wird es ein Segen sein, wenn
der Anbau der ausgezeichneten Erd�pfel allgemein durchgef�hrt wird!"
Gierig verzehrte der Vorsteher die Kartoffeln. Schmatzend wie ein
Fischotter beim Fischfra�. Dann aber hielt er inne und sprach. "Bitt ich
sch�nstens, Herr Kapetan! Seltsam find' ich, da� schmecken dieser
Erdapfel so stark nach Gans! Wahrhaftig wie gebratene Gans! Schmecken
jeder Erdapfel so?!"
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