Aus Kroatien by Arthur Achleitner


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Page 4

"Schon wieder ein R�tsel? Was ist los? Weshalb forderst du 'pr�zises
Erscheinen' zu einer Stunde, die doch mit dem Dienst nichts zu tun haben
kann?"

"Will ich dir als Dienstgeheimnis anvertrauen! Wir zwei essen punkt
sieben Uhr privatim eine gebratene Gans, um dreiviertel acht Uhr aber
essen wir dienstlich milit�r�rarische Erd�pfel mit unserem Staresina
laut Regimentsbefehl! Verstanden, Herr Bruder?!"

Lachend sicherte Hauptmann Pegan sein p�nktliches Erscheinen zum
privaten Abendessen zu. Schluckte noch etwas Slibowitz und
verabschiedete sich vom Vorgesetzten.--

Kompagniekommandant Tonidandel bewohnte ein kleines, einst�ckiges,
verwahrlostes Haus im oberen Teile des St�dtchens S., bestehend aus drei
engen und niederen Zimmern, einer finsteren K�che und einer
Vorratskammer. Zu dem H�uschen, da� Attilius sp�ttisch nach kroatischem
Brauch "curia nobilis" nannte, geh�rte ein K�chengarten, der sich bergan
dehnte, etwas Gem�se und v�llig verwilderte Kartoffelstauden enthielt.
Vor Jahrzehnten mochten die Wohnzimmer das letztemal wei� get�ncht, der
Fu�boden mit Holz belegt worden sein. Jetzt waren die Dielen vermorscht;
in den feuchten Ecken gedieh der Hausschwamm. Doch der Fu�boden war nach
Brauch und Vorschrift mit wei�lichgelbem Sand bestreut, der unter jedem
Schritt knirschte. Dem Himmel allein konnte bekannt sein, von wo und von
wem die M�bel stammten; der runde, schlecht polierte Tisch, die uralten,
mit geschossenem Wollstoff �berzogenen St�hle, ein blinder Spiegel in
wurmstichigem Holzrahmen, ein gr��lich geschweiftes, mit Stroh gef�lltes
Sofa und davor ein ausgefranster Teppich.

Im engen Raume, den Tonidandel "Speisesaal" nannte, befand sich das
einzige gediegene M�bel des Hauses: ein Auszugtisch. Dazu sechs
wackelige St�hle, eine Kredenz mit Gl�sern, Geschirr von Steingut und
Zinn.

In diesem, von vier Unschlittkerzen "feenhaft" erleuchteten "Saale"
erwartete Tonidandel, vor dem "herrschaftlich" mit einem Linnen
gedeckten Auszugtische stehend, seinen Gast Pegan. Durch das H�uschen
zog der verlockende Duft einer gebratenen Gans.

Als auch Tonidandel diesen Duft in die knotige Nase bekam, �ffnete er
nicht nur die Fenster des "Speisesaales", sondern auch die Haust�re, um
den Bratenduft m�glichst rasch entweichen zu lassen.

Bis zur Ankunft Pegans war jeder verr�terische Duft verfl�chtigt, aber
daf�r qualmten im Speisezimmer die zu Stumpen herabgebrannten
Unschlittkerzen, die der Offiziersdiener schleunigst erneuern mu�te.

Kurz fiel die Begr��ung des Gastes aus. Tonidandel verwies auf die
Notwendigkeit einer _sp�teren_ Verabreichung des "Bilikum"
(Willkommtrunkes), so der Staresina gekommen sein werde. "Wei�t, lieber
Bruder, f�r uns beide ist jetzt die Hauptsache, da� wir uns mit
Gansbraten satt essen, und zwar _vor_ der Ankunft des B�rgermeisters und
vor dem dienstlichen Erd�pfeldiner!"

"Capsico!" rief Hauptmann Pegan mit seiner fetten Stimme. Die knusperig
gebratene und von der K�chin gut zerteilte Gans wurde aufgetragen. Der
Diener f�llte dann die gro�en, unf�rmlichen Gl�ser mit fast
schwefelgelbem, doch vorz�glichem kroatischem Weine und verschwand auf
einen Wink Tonidandels. So schnell verzehrten die Offiziere die
"�rarische" Gans, als st�nde in der n�chsten Viertelstunde Alarm und
Abmarsch des Bataillons bevor. Tonidandel war �berhaupt ein Schnellesser
und rasch ges�ttigt; Pegan hingegen gehorchte lediglich dem Dr�ngen des
Kameraden, kaute kaum und verschlang die Brocken. Der Diener wurde
gerufen und mu�te rasch abtragen, hernach l�ften und die Kerzen mit der
Scheere putzen.

"Hinaus!" befahl der Gebieter, der nun die vorhanglosen Fenster schlo�.

"Ich mu� sagen, lieber Bruder, da� mir dieses Essen im Eilmarschtempo
wahrscheinlich nicht gut bekommen wird!"

"Wei� schon, worauf du anspielst! Mu�t aber auf den--Slibowitz warten!
Nimm einen kr�ftigen Schluck vom Weine! Und behalte im Ged�chtnis. Kein
Ton darf verraten werden, da� wir soeben auf Regimentsunkosten eine Gans
verzehrt haben!"

"Sehr wohl, Herr Chef! Die Sache wird immer mysteri�ser!"

"Im Laufe des Abends wird dir alles klar werden!"

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Books | Photos | Paul Mutton | Sun 2nd Feb 2025, 19:54