Aus Kroatien by Arthur Achleitner


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Page 16

W�hrend der Nacht zum orthodoxen Feiertage blieb Vid in den Kleidern;
verschm�hte jede Ruhe, lauerte auf jedes Ger�usch. Um Mitternacht endete
der Schneefall; Sterne erschienen am Firmament und flimmerten. Der
Warmwind blies von der Adria herein.

Noch um drei Uhr morgens hatte Vid keine Ahnung davon, wo er die--Pferde
sicher vor Gendarmenaugen unterbringen k�nnte. Unm�glich in der Scheune
des Pfarrhauses wegen Platzmangels. Ebenso unm�glich bei Mirko, der
nicht in Verdacht gebracht werden durfte. Es war Aufopferung genug, da�
der Nachbar die Pferde "holte"....

Auch die Zeitfrage besch�ftigte den Popen noch gegen Morgen. Wird es
wahrscheinlich sein, da� noch in der Nacht die--Gendarmen den Abgang der
Pferde merken, den "Entf�hrer" sofort verfolgen werden?

Vid verneinte diese Frage. Ohne vorausgegangene Meldung werden die
Gendarmen sich nicht auf die Socken machen. Erfolgt die Anzeige am
fr�hen Morgen, brechen die Organe der �ffentlichen Sicherheit sogleich
zur Verfolgung der Spuren im Neuschnee auf, so k�nnen die Panduren im
Dorfe ankommen etwa um die Zeit, da der Pope die Bauern aus der Kirche
entlassen wird.

Ein Gedanke scho� dem "Pfarrer" durch den Sch�del. Eine gute Idee, die
vollen Erfolg gew�hrleisten k�nnte, wenn Mirko mit den Pferden
rechtzeitig eintreffen w�rde. Aber Mirko kam nicht. Auch keine Meldung,
ob das Unternehmen begonnen wurde.

Nichts, gar nichts.

Die Zeit r�ckte vor. Schon riefen die Glocken. Die Gl�ubigen wanderten
zur Kirche.

Der Pope mu�te sich beeilen. W�hrend des Ganges zur Kirche brannte in
seiner Kutscherseele der hei�e Wunsch, da� das Unternehmen gar nicht
begonnen worden sein m�ge. Denn jetzt w�rde alles zu sp�t und verloren
sein....

In der Kirche war das Volk and�chtig, der Pope zerstreut, nicht bei der
Sache. Vids Gedanken besch�ftigten sich mit--Pferden; er glaubte
pl�tzlich Hufgeklapper vernommen zu haben. Horchte auf, gelangte zur
�berzeugung, sich nicht get�uscht zu haben und verk�ndete der Gemeinde,
da� zur besonderen Festesfreude nun um die Kirche ein--"Kolo", ein
Rundreigen, unter seiner F�hrung stattfinden werde.

Kolo, das Nationalvergn�gen der S�dslaven, ein immer willkommener Reigen
f�r jung und alt, wobei M�nner wie Frauen erstaunlich viel Anmut in den
K�rperbewegungen zu entfalten wissen.

Es verschlug nichts, da� jede Art von Begleitmusik fehlte, der Kolo--im
Schnee stattfinden mu�te.

Der Pope f�hrte die vielk�pfige Schar der Kirchg�nger Hand in Hand im
langgedehnten Zuge erst um die Kirche und dann in weitgestrecktem Bogen
auf einen freien Platz �ber die Landstra�e. Wohl �ber vierhundert F��e
zertraten den Schnee, vernichteten alle Spuren....

Vid's scharfe Augen gewahrten zwei Gendarmen in Dienstausr�stung. Die
W�chter der �ffentlichen Ordnung und Sicherheit betrachteten langsam
schreitend gewisse Eindr�cke im Schnee, gingen auf das Dorf zu.

Ein Nationallied anstimmend, f�hrte Vid seine Schar zur�ck zur Kirche,
um die nun singend der Kolo langsam, w�rdevoll und anmutig getanzt, d.
h. ruhig Hand in Hand geschritten wurde.

Den Gendarmen war die Erf�llung ihrer Dienstpflicht unm�glich gemacht;
die verfolgten Eindr�cke im Spurschnee waren v�llig zertreten von den
Kolot�nzern. F�r den Reigen selbst hatten die Panduren nicht das
geringste Interesse. Sie wanderten an der Kirche vor�ber, schritten
aufmerksam guckend durch das Dorf und kehrten unverrichteter Dinge
zur�ck in den gr��eren Ort.

Inzwischen hatte ein Schneesturm eingesetzt, der in wenigen Minuten die
ganze Gegend verwehte, den heimkehrenden Gendarmen den Marsch
erschwerte, den Kolot�nzern das Feiertagsvergn�gen nahm. Schreiend
fl�chtete alles in die H�user und H�tten.

Schneesturm in der Lika. Der tosende Wind aus S�dwest, nicht schneidend
kalt, eher warm, dennoch durchschauernd, trieb den Schnee in schweren
Schwaden vor sich her, suchte den H�usern und H�tten die D�cher
wegzurei�en und warf dann Schneemengen darauf, die alles zudeckten.
Schrilles Saufen in der oberen Luftregion, herunter dumpfes Surren in
den Dolinen, gurgelndes Heulen an H�ngen und Fl�chen. Tolles Gewirbel
auf der Landstra�e, die teils haushoch verweht wurde, auf kurze Striche
wie glattrasiert aussah, je nachdem der Sturm sie angreifen, der
Bodenwind kesseln und wegfegen konnte, was der Orkan an Schneemassen
hingeworfen hatte.

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Books | Photos | Paul Mutton | Tue 4th Feb 2025, 7:44