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Page 11
Auf die Rache des Regimentschefs, der mit der Sendung des "Pfaffen in
der Kiste" so sch�n verulkt worden war, harrte Attilius Tonidandel
gleich nach seiner Ankunft in S. Aber der erwartete Gegenstreich
erfolgte nicht. Sogar die Regimentsbefehle blieben aus. Diese Tatsache
best�rkte Tonidandels �berzeugung, da� sich die Institution der
Milit�rgrenze bereits �berlebt habe und reif zur Aufhebung geworden sei.
Mit dieser Auffassung eilte der Kommandant, was er nicht wissen konnte,
den Ereignissen um reichlich vierzig Jahre voraus.
Tag f�r Tag brachte die Milit�rpost von Karlstadt die leere Tasche aus
der Regimentskanzlei. Darob wurde Hauptmann Tonidandel nun doch stutzig
und nachdenklich. Und je mehr er gr�belte, desto mehr kr�ftigte sich die
�berzeugung, da� der reingelegte Oberst diese stille Zeit zur Ausbr�tung
eines besonderen Racheplanes ben�tzen werde.
Furcht kannte Tonidandel als alter "Haudegen" nicht; er war bereit,
jeden Sto� des ihm aufs�ssigen Chefs kr�ftig aufzufangen und t�chtig zu
erwidern. Umkehren den Spie� im richtigen Augenblick und zusto�en, auf
da� der Oberst abermals in den Sand fliegt. Mi�lich konnte die
"Vergeltung" des Chefs nur dann werden, wenn sie in die Winterszeit
fallen w�rde. Den schrecklichen Winter in der Lika mit f�rchterlichen
St�rmen und ungeheurem Schneefall kannte der Kommandant seit Jahren und
genauer, als ihm lieb war.
Eines tr�ben Tages, da sch�chterne Schneeflocken zaghaft in die
blaugraue Korana fielen, brachte die Milit�rpost endlich einen
Regimentsbefehl aus Karlstadt an den Kommandanten der Kompagnie. In
gr��ter Spannung las Tonidandel sehr aufmerksam das Dienstschreiben Wort
f�r Wort, lauernd wie ein Luchs, erwartungsvoll wie nie im Dienstleben
an der Milit�rgrenze. Doch nichts von "Revanche" war zu finden, keine
"Falle" zu entdecken. Nicht einmal ein Schreibfehler �hnlich Pfaffen =
Waffen.
Geradezu harmlos war der Auftrag, einen Dorfpopen im Bezirke wegen
ungen�gender F�hrung der Tauf-, Ehe- und Sterberegister zur
Verantwortung zu ziehen, Ordnung zu schaffen und �ber das Ergebnis der
Untersuchung sowie Strafantrag an das Regimentskommando ersch�pfend zu
berichten. Der zweite Teil des Dienstschreibens enthielt den Befehl zur
Aufstellung von Detachements in mehreren, eigens benannten D�rfern, von
sogenannten R�uberkommandos zur Unterdr�ckung von R�ubereien.
Diesen Befehl las Tonidandel immer wieder, wobei er sich an den Kopf
griff. Der Zweck dieses Befehles war unfa�lich, denn seit Jahrzehnten
gab es in der Lika keine R�uber mehr; Leute, auch Granicari, die "sich
etwas verschaffen" bei guter Gelegenheit, genug, aber keine R�uber.
Sinn und Zweck soll aber ein Befehl haben!
Tonidandel fragte sich, ob in diesem Teile des Befehls vielleicht die
"Revanche" stecke, ob in der Aufstellung von R�uberkommandos die Rache
des Regimentschefs zu suchen sei. Nichts war zu entdecken, der Befehl im
ersten Teile harmlos, in der anderen H�lfte unsinnig und zwecklos, da es
keine R�uber gab. "Aber Befehl ist Befehl!"
Vorsichtig wollte Tonidandel vorgehen, mi�trauisch, ohne Fehler, ohne
�bergriffe.
Ungew�hnlich konnte der Auftrag zur Kontrolle der Amtsf�hrung eines
Dorfpfarrers nicht genannt werden; denn der Milit�rverwaltung in der
Milit�rgrenze war alles unterstellt: M�nner, Frauen und Kinder, alle
St�nde, Klerus, Stadtb�rger und Landvolk. Demnach war das
Regimentskommando nicht nur "kompetent", sondern auch verpflichtet, die
Dienstgesch�fte der Pfarrer zu �berwachen, Ordnung zu schaffen,
besonders dann, wenn Beschwerden eingelaufen waren.
Tonidandel vermutete, da� just �ber den im Befehle genannten Popen
namens Vid (Veit) Denunziationen in Karlstadt eingelaufen sein d�rften,
und da� dieser Pope m�glicherweise kein ordnungsgem�� gepr�fter Priester
von normaler Ausbildung, sondern nur ein Protektionskind ohne
Fachbildung sein werde.
In diesem Falle war besondere Vorsicht angezeigt, um nicht gegen
den--Protektor zu versto�en.
Tonidandel ersah aus der Bezirkskarte, da� die "Inspektions"reise zum
Amtssitz des Popen Vid mindestens drei Tage beanspruchen werde. Er
�bertrug daher die Dienstgesch�fte der Kompagniekommandantur dem
Hauptmann Pegan und trat dann mit �blicher Bedeckung die Reise zu Pferd
an.
Ein erb�rmliches Nest war das Dorf; die Holzh�user tief im Boden
steckend, meist nur ein Gela� enthaltend, mit Stroh oder D�nger gedeckt.
Der F�rsorge der Milit�rverwaltung entsprachen nur die Kirche und die
steingef�gten H�user f�r den Popen und f�r die Schule.
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