Beiträge zur Entdeckung und Erforschung Africa's. by Gerhard Rohlfs


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Page 60

Denn wenn man Abends durch die auf's Gl�nzendste von Gas beleuchteten
Stra�en geht und h�rt, wie einem allerorts Musik entgegenschallt, hier
des Italieners "=o che la morte honora=" oder "=madre in felice
corro a salvarti=" dort des Deutschen "Wacht am Rhein"; hier des
Franzosen "=partant pour la Syrie=" dort des Engl�nders "=god
save the queen=", wenn man sieht, da� alle diese Musikbanden aus
nationalen Kr�ften bestehen (Kaffee- und Weinh�user mit deutschen und
deutsch-b�hmischen Musikbanden, S�ngern und S�ngerinnen giebt es ein
Dutzend in Kairo), so sollte man nicht glauben, in der Stadt zu sein,
welche noch bis vor wenigen Jahren als das �chteste Bild einer
orientalischen Stadt hingestellt wurde.

Und geht man gar in die elegant eingerichteten Spielsalons, wo hier eine
Roulette, dort K�nig Pharao den G�sten das Geld aus der Tasche lockt und
die meistens als Aush�ngeschild die elegantesten =Caf�s chantants=
oder auch kleine Theater mit Ballerinen zeigen, so sollte man nicht
meinen, da� man nur einige Stunden weit von den Pyramiden des Cheops und
des Cephren sich bef�nde.

Aber trotz dieses modernen Kairo ist noch ein gut St�ck Alt-Kairo, d.h.
orientalischer Stadt �brig. Jedoch verschwindet es allm�lig schneller
und schneller, und vielleicht schon nach einem Menschenalter wird jene
alte orientalische Stadt, jene Stadt mit den maurischen Hufeisenbauten,
mit den schlanken Minarets, mit den engen �berdachten Gassen und ihren
noch engeren Kaufl�den--sie wird verschwunden sein, und finden k�nnen
wir sie dann nur noch in den B�chern und Reiseberichten Derer, welche
sie zu der Zeit besuchten. Und um so spurloser wird das alte Kairo vom
Erdboden verschwinden, als die Wohnungen der Eingeborenen aus losem,
schlechtem Material errichtet und selbst die Moscheen und Pal�ste aus
Quadern erbaut sind, welche man von alten Monumentalbauten
zusammengeschleppt hat; sind doch jetzt schon _alle_ Moscheen und die
Mehrzahl der Pal�ste fr�herer Vicek�nige halbe Ruinen.

Wenn man aber sieht, mit welcher R�cksichtslosigkeit mitten durch die
Quartiere der Eingeborenen eine gerade breite Stra�e gezogen wird, wie
man weder die Medressen (Schulen) noch die Moscheen schont, wie man
Untiefen auff�llt, H�gel abtr�gt, dann mu� man staunen ob der Energie
des Chedive. Aber "Gott soll ihn ewig mit den ungl�ubigen Christenhunden
brennen lassen!" murmelt der fromme Mohammedaner, der aus seinem Heim
vertrieben wird, welches seine Vorfahren inne gehabt hatten und wo er
selbst schon seit Jahren wohnte. Aber er "murmelt" es nur, offen es
auszusprechen, wagt er nicht. Ja er preist sich gl�cklich, wenn die
chedivische Regierung ihm _umsonst_ ein St�ck Land anweist in einem ganz
anderen Viertel der Stadt, mit der Erlaubnis, ein Haus zu bauen nach
europ�ischem Style.

So vollziehen sich die Expropriationen in Aegypten und speciell in
Kairo. Von Entsch�digungen ist nirgends eine Rede. Sobald der Chedive
beschlossen hat, eine Stra�e durch den orientalischen Stadttheil zu
legen, wie er sich solche auf dem Plane der Stadt vorzeichnet, erhalten
die betreffenden Anwohner des Viertels Befehl, innerhalb einiger Tage
ihre Immobilien zu r�umen. Von Entsch�digung wird nicht gesprochen; nur
wenn europ�ische Unterthanen von einer solchen Ma�regel betroffen
werden, dann bekommen sie vollen Ersatz f�r ihr genommenes
Grundeigentum.

Die Stra�e, welche fr�her als Glanzpunkt des europ�ischen Lebens galt,
die Muski, ist heute entthront; zwar findet man immer noch elegante
L�den, aber elegantere giebt es in der Ismaelia (der neue Stadttheil von
Kairo) und die Stra�e ist viel zu eng, als da� sie jemals ihren Rang
wieder einnehmen k�nnte, n�mlich die "Unter den Linden" Kairo's zu sein.
Dazu kommt noch, da� man aus Utilit�tsr�cksichten geglaubt hat, davon
abstehen zu m�ssen, sie mit Pflasterung zu versehen. Aber die Muski ist
noch immer das Herz von Kairo, hier pulsirt das gr��te Leben, welches in
seinem Dahinfluthen Aehnliches zeigt mit den Wogen des Strand von
London. Hier ist auch die Vermittelungsstra�e vom modernen europ�ischen
zum alten orientalischen Kairo.

Wandern wir rasch durch die verschiedenen orientalischen Quartiere,
durch die Bazars, ehe sie f�r immer verschwinden, um einer modernen
"=Avenue=" oder einem "=Boulevard=" Platz zu machen.

Da ist der Khan el Khalil im Gammeliah-Quartier; der Name r�hrt daher,
weil hier die Kamele (Gammel, Gemmel oder Djemel) ihre Waaren aufnehmen
und abladen. Hier sind alle orientalischen Artikel zu haben. An
endlosen, nicht sehr breiten �berdachten Stra�en hocken in engen
Verkaufsl�den die Eigent�mer. Die L�den sind meistens so eng, da� Alles
und Jedes im Bereiche des Hockenden ist. Hier finden wir alle Requisiten
des orientalischen Rauchers. Hier sieht man jene reichen Teppiche aus
Persien oder Damask, elegante orientalische Stoffe, Elfenbein und
Strau�enfedern und im Allgemeinen alle Artikel aus dem Sudan und Asien;
reich eingelegte Waffen, Schmucksachen, unverarbeitete Edelsteine, Vasen
etc. Die Hauptmarkttage von Khan el Khalil sind Montags und Donnerstags.

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Books | Photos | Paul Mutton | Wed 24th Dec 2025, 21:12