Stufen by Christian Morgenstern


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Page 47

* * * * *

Organisation ist das gro�e Wort, dem die Zukunft geh�rt.

* * * * *

Darf einem die Organisation der r�mischen Kirche keine Bewunderung
einfl��en -- als eine der wenigen gro�en Machtgebilde auf Erden, die
dauern?

* * * * *

In der Gesellschaft l�uft alles darauf hinaus, da� einer vor dem andern
den Hut abnimmt. 'Ich nehme den Hut vor dir ab, damit du den Hut vor mir
abnimmst.' Ein stillschweigendes �bereinkommen, das den, der klug und
'liebensw�rdig' in seinem Sinne handelt, in der 'allgemeinen Achtung'
au�erordentliche Grade erreichen l��t.

* * * * *

Du erkl�rst, du f�hlst nicht sozial, du verachtest deine Mitmenschen fast
mehr als da� du sie liebst. Gut. Ich verlange weder soziales Gef�hl von
dir, noch Verehrung des 'N�chsten'. Aber wenn du neben dir einen Hund
verhungern siehst, so wirst du ihm von deinem Essen mitteilen, das
versteht sich von selbst. Nun, ich verlange nur, da� du mit einem
Mitmenschen f�hlst wie mit einem Hunde, n�mlich: Im Fall der �u�ersten
Not: solidarisch.

* * * * *

In New York haben sich die Kellner ein Klubhaus gebaut. Man sollte sie
auch bei uns dazu ermuntern und ihnen von jetzt ab kein Trinkgeld mehr
(welch �berlebte Bezeichnung), sondern nur noch Klubgeld geben.

* * * * *

Ein durch und durch kultivierter Kellner ist ein Kunstwerk, das nicht nur
in Wien seine Lobredner haben sollte. Er hat etwas von einem Philosophen,
von einem Arzt, einem Soldaten. Ganz anders, wie der Friseur etwa, der den
Kom�dianten nie ganz los wird, oder die Kellnerin, die doch eben immer ein
Weib bleibt, das hei�t ein Gesch�pf, von dem vollkommene Sachlichkeit
weder verlangt werden darf noch will. In der gro�en Universit�t der
t�glichen Angelegenheiten, an der ich mir, als an einem Parallelinstitut
der ehrw�rdigen Alma Mater, das halbe moderne Leben neu erzogen denke,
sollte der Lehrstuhl f�r die Wissenschaft von den Pflichten und Rechten
des Kellners besonders sorgf�ltig besetzt werden. Wann �brigens wird diese
Universit�t, nach der unser ganzes Leben von heute ruft, und zu der
bereits unz�hlige Ans�tze vorhanden sind, ins Leben treten?

* * * * *

Es ist ganz gewi�, da� die Menschen erst _anfangen_ werden, im Geist zu
leben. Hat erst die demokratische Bewegung das Ihre getan und neue
Intelligenzen und Energien heraufgebracht, so wird es nicht bei der
Langweiligkeit und Mittelm��igkeit der heutigen Gesch�fte bleiben. Die
Phantasie wird ihr gro�es Zeitalter antreten, Organisationen werden
entstehen, an die heut nur die Reichsten auch nur zu denken wagen, und
werden sich halten: weil die Lust des Gehorchens um wichtiger Ziele willen
dann st�rker geworden sein wird, als die Lust, die heute regiert, die Lust
zur gr��tm�glichen Behaglichkeit, im sozialistischen, wie im bourgeoisen
Sinne. Weil man dann wieder jene h�here Art des Genie�ens, des
Lebensgenusses verstehen wird, die unter Napoleon zuletzt halb Europa
erf�llte, und in deren Bann unz�hliges Volk allen Schlages und Ranges
wieder einmal bewies, da� es noch ein ganz anderes Gl�ck bedeuten kann,
mit einem 'vive l'empereur' auf den Lippen zu sterben, als mit einem 'ni
Dieu ni Maitre' zu leben.

* * * * *

Manche Leute m�ssen �ber ihre Dummheit durchaus �ffentlich quittieren.

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Einen Krieg beginnen, hei�t nichts weiter, als einen Knoten zerhauen,
statt ihn aufl�sen.

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Man kann ein halbes Leben lang den Krieg verwerfen -- bis man eines Tages
erkennt: nein, der Krieg geh�rt vielleicht noch immer unter die tragischen
Selbstzuchtmittel der Menschheit. Und furchtbarer als der Krieg bleibt,
da� selbst dieses schreckliche Mittel dem Menschen nicht mehr n�tzt, als
es geschieht; da� es ihn wohl t�chtig erhalten mag, im gegebenen
Augenblick in den Tod zu gehen, aber da� es ihn nicht t�chtiger dazu
macht, in sich zu gehen und damit in den Tod seines bisherigen Lebens.

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Books | Photos | Paul Mutton | Tue 23rd Dec 2025, 1:53