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Page 40
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Beim Dialekt f�ngt die gesprochene Sprache erst an.
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Der �sterreichische Dialekt ist darum so h�bsch, weil die Rede best�ndig
zwischen Sichgehenlassen und Sichzusammennehmen hin und her spielt. Er
gestattet damit einen durch nichts andres ersetzbaren Reichtum der
Stimmungswiedergabe.
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Die meisten Menschen sprechen nicht, zitieren nur. Man k�nnte ruhig fast
alles, was sie sagen, in Anf�hrungsstriche setzen; denn es ist �berkommen,
nicht im Augenblick des Entstehens geboren.
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Man mag sagen, was man will, die Menschen tun so und so oft auch nichts
andres als -- bellen, gackern, kr�hen, meckern usw. Verfolge nur einmal
die Tischgespr�che einer Kneipe, die Ausrufe des Wirts, der Kellner, der
Kartenspieler, kurz, all das Geschw�tz, was nichts weiter ist noch sein
will als Essen, Trinken, Schlafen oder irgend eine sonstige einfache
Lebens�u�erung.
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Ich mag Worte wie gleichwohl oder immerhin gern leiden; denn sie erlauben,
nach etwas Abf�lligem noch eine Menge Anerkennendes zu sagen.
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Welche und derselbe sind durch unsere besten Prosaiker hundertmal
geheiligte W�rter, welche die modische Abneigung der 'Jetztzeit' ertragen
k�nnen. _Derselbe_, dagegen sich heute der �berlegene Spott noch des
armseligsten Skribenten richtet, ist nicht schlechter und nicht besser als
eine Unmenge anderer deutscher W�rter. Dem Stilisten bedeutet jedes Wort
solcher Art eine M�glichkeit mehr, und dem papierdeutschfeindlichen
Sprachreiniger kann nicht entgehen, da� just dieses derselbe in Mundarten
-- man denke an z.B. selch, sell, ders�ll -- ein h�chst lebendiges Dasein
f�hrt.
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Gott ist nur ein Wort f�r 'sich'. Das Tier hat keines dieser beiden Worte.
Es ist wortlos sowohl Ich wie Gott, das Wort erst spaltet das Leben in Ich
und Gott. Kritik der Sprache ist zuletzt auch nur ein Gesellschaftsspiel.
Es gibt kein Wort, das au�erhalb der Sprache noch irgendwelchen Sinn
erg�be. Wer sich au�erhalb der Sprache setzen m�chte, findet keinen Stuhl
mehr. Er kann nicht einmal mehr sagen: nun wei� ich wenigstens, da� Wissen
Unm�glichkeit ist. 'Wissen' ist so gut eine Spielm�nze, wie 'sein', wie
'Unm�glichkeit' wie 'Sprache', wie 'au�erhalb'. Es ist daf�r gesorgt, da�
wir die 'Welt' nicht in die Luft sprengen. Ich nenne diese
widerspruchslose Ohnmacht in Dingen wirklicher, nicht nur scheinbarer
Erkenntnis manchmal bei mir: die Selbstversicherung Gottes. Sie ist eines
Gottes w�rdig.
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'Er gibt Frieden' (schreibt Amiel) 'und das Gef�hl des Unendlichen,'
Welche Zusammenstellung, nur daraus erkl�rlich, da� der Begriff des
Unendlichen noch nie erlebt wurde. So k�nnen Menschen Jahrhunderte lang
ein Wort voller Pathos brauchen, ohne je von seiner ganzen Bedeutung
ergriffen worden zu sein, ja, ich behaupte, manche Worte k�nnen nur
solange gebraucht werden, als ihr m�glicher Sinn nicht v�llig zu Ende
gedacht wird. Wer 'Gott' siehet, stirbt.
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Philosophien sind Schwimmg�rtel, gef�gt aus dem Kork der Sprache.
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Gro�e geschriebene Worte sind vergeistigter Zeugungsakt in perpetuum.
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Die schlimmste Folge demokratischer Anschauungsweise ist, da� nun auch die
Worte alle 'gleich' gewertet werden.
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