Michelangelo Gedichte und Briefe by Michelangelo Buonarroti


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Page 1

Sage mir, Liebe, ob ich die heissersehnte
Sch�nheit wirklich hier sehe, oder ob drinnen
In meiner Seele sie lebt, und ich der Herrin
Antlitz anschauend verkl�re?

Es ist wie eine Ahnung, dass er auch in den geliebten Menschen nur
Sch�nheiten sehe, die _er_ ihnen erst verliehen, dass er nur von den
Bildern seiner eigenen Vollkommenheitssehnsucht spreche, wenn er ihre
Hoheit verehre.

Michelangelos eigene ringende Seele, mehr enthalten seine Dichtungen nicht.

Dieser Gedanke liegt der Anordnung zugrunde. Sie fasst die Gedichte
zusammen, denen in der Seele ihres Sch�pfers gleiche Voraussetzungen
entsprechen, Grundkr�fte, Anlagen seines Wesens, Ziele, die er erstrebte,
Werte, die er bejahte und in denen er sein letztes Gen�gen fand. Die
Ordnung dieser Gruppen untereinander versucht von der Wertung auszugehen,
die Michelangelo selbst an ihrem Inhalt vollzogen hat, indem sie ihn an dem
Bilde des Menschen misst, den er in sich zu verwirklichen strebte.

Ist dies gelungen, dann bilden die Gedichte eine Reihe, die von relativ
�usserlichem ausgehend immer mehr zu dem vordringt, was Michelangelo als
sein Wertvollstes und Eigenstes beurteilte.

Dass bei diesem Versuch die Gefahr der Subjektivit�t nahe sei, habe ich mir
nicht verhehlt; aber hier schien die beste M�glichkeit zu liegen, aus einer
blossen Aneinanderreihung ein innerlich verbundenes Ganzes zu machen.

Die Briefe sind chronologisch geordnet. Aus der grossen Zahl mussten sehr
wenige ausgew�hlt werden. Es sind besonders solche, in denen das
eigenartige Verh�ltnis des Meisters zur Familie, sein stetes Sorgen und
bereitwilliges Helfen, dann auch seine Stellung zu Freunden und
Auftraggebern zum Ausdruck kommt.

Als Anhang sind die wenigen erhaltenen Briefe Vittorias an ihn beigef�gt.

Die �bersetzungen der Gedichte sind teils schon vorliegende �ltere, deren
Wiederdruck von den Herren Verlegern in liebensw�rdiger Weise gestattet
wurde, teils Neu�bertragungen von _Bettina Jacobson_.[1] Die Briefe wurden
vom Herausgeber s�mtlich neu �bersetzt. Der Auswahl gehen einige Kapitel
aus Ascanio Condivis "Leben Michelangelos" voraus, die etwa zehn Jahre vor
seinem Tode unter seinen Augen entstand: eine einfache Fassung, der sich
"die geschnittenen Steine" der Dichtungen vielleicht zu klarerem Schimmer
einf�gen.

Die wiedergegebenen �lteren �bertragungen stammen aus:

Michelangelos Gedichte, �bersetzt von Sophie Hasenclever, Leipzig, D�rr
1875.

�bersetzungen von Hermann Grimm in: Grimm, Leben Michelangelos, Berlin,
Spemann.

�bersetzungen von Bodenstedt in: Nord und S�d. Bd. 34.

�bersetzungen von Karl Witte in: Romanische Studien 1871.

�bersetzungen von Hans Grasberger in: Le Rime di Michelangelo 1872.

_R. A. Guardini._


"Michelangelo beschr�nkte sich in seiner Jugend nicht auf Skulptur und
Malerei, sondern er widmete sich auch allen verwandten und �hnlichen
K�nsten; und das tat er mit solchem Eifer, dass er sich f�r einige Zeit
fast v�llig der Gemeinschaft der Menschen entzog und nur mit ganz wenigen
Umgang pflegte. Dies brachte ihn in den Ruf eines hochm�tigen oder
seltsamen und phantastischen Menschen, und doch waren beide Fehler ihm
gleich fremd. Es war die Liebe zur T�chtigkeit und die treue Hingabe an die
edlen K�nste, die ihn -- wie es vielen ausgezeichneten M�nnern geschah --
einsam machten und ihn nur in deren Dienste Gen�ge und Erg�tzung finden
liessen. Darum war ihm die Geselligkeit keine Freude, ja verhasst, denn sie
st�rte ihn in seiner Gedankenarbeit; war er doch, wie jener grosse Scipio
zu sagen pflegte, nie weniger allein, als wenn er allein war.

Doch suchte er gerne die Freundschaft derer, die ihm in t�chtigen und
weisen Gespr�chen irgendwelche n�tzliche Frucht boten, oder in deren Seele
ein Strahl des Aussergew�hnlichen aufblitzte ... Eine besondere und grosse
Liebe verband ihn mit der Marchesana von Pescara, deren hoher Geist ihn
gefangen hielt, und die ihm mit ausserordentlicher Liebe vergalt. Von ihr
bewahrt er noch viele Briefe, voll von reiner und s�sser Liebe, wie sie aus
so edlem Herzen kommen mussten, und er hat an sie viele gar kunstvolle
Sonette gerichtet, in denen eine innige Sehnsucht lebt. Sie verliess oft
Viterbo oder andere Orte, wohin sie sich zur geistigen Sammlung oder zum
Sommeraufenthalt zur�ckgezogen hatte, und kam nach Rom, einzig um
Michelangelo zu sehen; und er trug zu ihr solche Liebe, dass ich ihn einst
sagen h�rte, er habe nur den Schmerz, dass er sie nicht, als sie aus diesem
Leben schied, auf die Stirn oder den Mund k�sste, wie er ihre Hand gek�sst
hatte. Und der Gedanke an ihren Tod liess ihn oft im Schmerz gleichsam
erstarren.

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Books | Photos | Paul Mutton | Sun 7th Dec 2025, 5:41