Die Tugend auf der Schaubühne by Justus Möser


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Page 2

_Harl._ Ich _kann_ heirathen, ich _mu�_ heirathen, und ich
_will_ heirathen.

_Barth._ Nun, das ist kurz. Das sind drey Hauptursachen,
die nicht von allen Leuten so recht verstanden und empfunden
werden. Was gedenken Sie denn aber Ihrer k�nftigen Witwe zum
Leibgedinge auszusetzen?

_Harl._ Erstlich, gedenke ich nicht vor ihr zu sterben.

_Barth._ Das ist freilich ein guter Vorsatz; allein
Ausf�hrung kommt bisweilen gar sehr auf die Frau an: diese
hat vielerley Mittel, einen ehrlichen Mann in die Grube zu
bringen, ohne Gift und Messer. Der meinigen habe ich es, Gott
sey Dank, abgesessen. Es war ein heller Gast; aber sie wurde
so eingetrieben, da� sie sich aus dem sieben und zwanzigsten
Kindbette nie wieder erholen konnte. Sie sehen, ich habe mich
wohl gehalten.

_Harl._ Das merke ich. Zweytens, hat sie, so lange ich
lebe, ein reichliches Auskommen. Meine Kunst als Harlekin hat
einen goldenen Boden, und Kolombinchen hat gewi� auch eine
Kunst worauf sie sich verlassen kann.

_Barth._ Ach, die K�nste verlassen einen mit der Zeit,
und wenn man alt wird, so ist nichts bequemers als von seinen
Renten zu leben. Da ist ein Haufen M�he und Sorge erspart.

_Harl._ Freylich, und ich denke eben deswegen ein Capital
zur�ck zu legen, wovon zweytausend Thaler auf den Witwenstuhl
kommen sollen, Nota Bene: wenn er keinen Haarbreit verr�ckt
wird.

_Barth._ Das ist etwas hart; eine Witwe ist zu beklagen.
Ich f�hle, mein lieber Harlekin, wie sauer es mir in meinem
sieben und siebenzigsten Iahre wird, mich nicht bisweilen auf
einen h�bschen weichen Witwenstuhl zu setzen.

_Harl._ Ich will es aber nun so; und darum gebe ich meiner
Witwe einen Stuhl mit vier Beinen, damit er recht feste stehe.
Zweytausend Thaler, wenn ich sie habe, sind, zum Henker, Geld.
Was Kolombine erspart, soll sie zu ihrem Nadelgelde behalten,
und wenn sie vor mir verstirbt, werde ich sie in ihrem besten
Hemde begraben lassen.

_Barth._ Aber Sie vergessen die Morgengabe.

_Harl._ Das bin ich selbst: Morgen- und Abendgabe. Bringt
mir aber Kolombine einen Sohn, wohl zu verstehen, wenn er mir
�hnlich sieht; denn das fordere ich ausdr�cklich: so soll er
auch Barthold Harlekin hei�en.

_Barth._ Ich dachte in der That, Sie wollten ihr sodann
ein neues Kleid aufs Kindbette legen. H�ren Sie, Herr
Harlekin, ich habe der M�dchen viele, und schaffe sie mir
gern vom Halse, weil sie auf ihren spitzen Abs�tzen leicht
einmal unvorsichtiger Weise zu Falle kommen k�nnen. Ich will
also nicht lange handeln. Kolombine ist die Ihrige; und zwar
diesen Abend, wenn Sie wollen. Das bitte ich mir aber aus, da�
Sie sie nicht heimlich entf�hren; ich w�rde sonst auf Ihrer
Hochzeit nicht trinken k�nnen.

_Harl._ So weit sind wir noch lange nicht. Ich habe mich
nur erst vorl�ufig erkundigen wollen, ob Sie mir Ihre Tochter
wohl geben wollten, wenn ich *in forma* darum anhielte. Itzt
ist noch ein kleiner oder gro�er Punkt �brig. Sie wissen,
mein werthester Herr Barthold, da� man von den Com�diantinnen
mancherley sagt. Kolombinchen hat ein Paar so allerliebste
Tauben-Aeugelchen, sie hat so etwas, so etwas--ach, Herr
Barthold, ich kann es nicht sagen, aber was sie hat, das sagt
so viel--so viel--

_Barth._ Nun, wie viel denn?

_Harl._ Wenn eine Nu� leicht aus der H�lse f�llt, ist sie
denn auch wohl schon vom Wurme gestochen?

_Barth._ Ist das eine Frage f�r eine klugen Mann? Die
Wurmstichigen sitzen allemal fest in der H�lse.

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Books | Photos | Paul Mutton | Thu 25th Apr 2024, 9:55